Granit Xhaka und Manuel Akanji sind die Achse im erfolgreichen Spiel der Schweizer Nationalmannschaft, interpretieren ihre Rolle als Führungsspieler aber komplett unterschiedlich. Xhaka forderte von Akanji daher schon einmal "mehr Leadership".

Eine Analyse
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Der Wunsch von Manuel Akanji ging in Erfüllung. Nachdem die Schweiz das Achtelfinale gegen Italien mit 2:0 gewonnen hatte, sagte er gegenüber "Magenta TV" in Richtung Viertelfinale: "Ich würde gerne gegen England spielen. Ich habe viele Freunde dort und sehe gute Chancen."

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Nachdem die englische Nationalmannschaft tatsächlich einen Tag später in der Verlängerung mit 2:1 gegen die Slowakei gewonnen hat, treffen die Teams nun am Samstag (18 Uhr) in Düsseldorf aufeinander. Kapitän Granit Xhaka blickt dem Duell mit Harry Kane, Jude Bellingham und Kollegen zuversichtlich entgegen. "Wenn wir so spielen wie beim 2:0-Sieg im Achtelfinale gegen Italien, müssen wir uns vor keinem Gegner verstecken", wird er vom "Kicker" zitiert.

Xhaka und Akanji sind "in der Zentrale präsent"

Innenverteidiger Akanji und Mittelfeldspieler Xhaka sind die stabile Achse im Spiel der Schweizer. Beide reisten mit viel Selbstvertrauen zur Europameisterschaft. Akanji gewann mit Manchester City die Meisterschaft in der englischen Premier League, Xhaka wurde mit Bayer Leverkusen Meister und DFB-Pokalsieger.

"Es ist wichtig, dass diese beiden Spieler, die auch in ihren Klubs so erfolgreich sind, in der Zentrale so präsent sind", erklärte Nationaltrainer Murat Yakin. "Manuel kann links und rechts absichern, hat eine gute Spieleröffnung, ist sehr clever und liest das Spiel. Er kann das Spiel beschleunigen, er kann die Spieler auch mal in Szene setzen." Das Zusammenspiel mit Xhaka, der in der 3-4-2-1-Formation direkt vor der Abwehr agiert, war bislang einer der Schlüssel für den Erfolg.

"Er und Granit haben so ein klares und einfaches Spielverständnis, dass sie den Gegner einfach laufen lassen und uns Überzahlsituationen verschaffen", erklärte Yakin der Presse nach dem Spiel gegen Italien. "Beide sind in einer Top-Verfassung, tragen die Mannschaft, bringen Ruhe und Erfahrung rein. Es ist großartig, zwei solche Spieler in der Mannschaft zu haben."

Trainer-Lehrgang machte Xhaka zu einem besseren Spieler

Xhaka ist der Mittelfeldmotor der Schweiz. Der 31-Jährige ist jederzeit anspielbar, verteilt die Bälle und hat eine unfassbare Spielübersicht. Er weiß genau, wann er das Spieltempo anziehen oder eine Seitenverlagerung vornehmen muss. Fehlpässe gibt es bei ihm nahezu gar nicht. Im Spiel gegen Italien hatte Xhaka 101 Ballkontakte und eine starke Passquote von 96 Prozent. Auch die Zweikampfquote von 67 Prozent war beachtlich.

Er denkt auf dem Spielfeld strategisch wie ein Trainer, weil er auch die Lehrgänge dazu durchlaufen hat. "Ich stehe in der Ausbildung eine Stufe vor der Uefa-Pro-Lizenz. Wenn ich gewusst hätte, wie gut mir diese Schulung tut, wäre ich noch früher eingestiegen", sagte er gegenüber "nau.ch".

Akanji sichert hinter Xhaka ab

Akanji sorgt hinter Xhaka für die Absicherung. Er schließt Lücken und steht gefühlt immer richtig, ist stark in den Zweikämpfen und blockt Schüsse ab, rückt aber auch gelegentlich ins Mittelfeld vor, gewinnt dort manchmal sogar einen Ball und leitet einen schnellen Gegenangriff ein.

Sein Vereinstrainer Pep Guardiola lobte die Auffassungsgabe von Akanji laut "kicker.de": "Seine defensiven und offensiven Bewegungen sind perfekt. Manchen Spielern muss man alles zehnmal erklären oder mit ihnen zehnmal üben, bevor sie verstehen, was man von ihnen will. Dieser Kerl bestreitet eine Trainingseinheit und kapiert es sofort. Das beweist mal wieder, dass nichts über Intelligenz geht."

Xhaka polarisiert und eckt an

So wichtig Xhaka und Akanji für das Spiel ihrer Mannschaft sein mögen, so unterschiedlich ist ihre Persönlichkeit. Xhaka polarisiert und eckt schon mal an. Bei den vergangenen beiden Weltmeisterschaften rieb er sich als gebürtiger Kosovare in den politisch heiklen Begegnungen gegen Serbien auf.

2018 formte er nach seinem Tor mit den Händen den Doppeladler und zeigte somit ein Symbol der Abgrenzung des Kosovo von Serbien. 2022 geriet er mit der serbischen Bank aneinander, nachdem er eine provokante Geste gezeigt hatte.

Auch mit Nationaltrainer Yakin hatte er bereits Meinungsverschiedenheiten, die laut dessen jüngster Aussage allerdings ausgeräumt sind. "Zwischen uns gibt es absolut kein Problem. Wir haben ein überragendes Verhältnis und tauschen uns regelmäßig aus", sagte Yakin der "FAZ". "Aber – und das ist auch in der Schweiz nicht anders als in anderen Ländern: Unsere Namen verkaufen sich medial gut. Damit müssen wir leben, das gehört zum Spiel dazu."

Xhaka sorgt zwar gelegentlich für Nebengeräusche, opfert sich allerdings auch für seine Mannschaft auf. Gegen Italien spielte er trotz Schmerzen im Adduktorenbereich und warf sich einige Schmerztabletten ein. Vor dem bevorstehenden Spiel gegen England trainierte er aufgrund der Beschwerden nur individuell. Doch sein Einsatz soll nicht in Gefahr sein.

Xhaka fordert von Akanji mehr Leadership

Akanji interpretiert seine Rolle als Führungsspieler ganz anders. Der 28-Jährige ist eher ein stiller Anführer, der nicht das Rampenlicht sucht. Xhaka wünscht sich, dass der Verteidiger mehr aus sich herauskommt. Im Interview mit "nau.ch" sagte er, dass er Leute braucht, die ihn unterstützen.

"Im Verein haben viele Verantwortung übernommen, im Nationalteam hingegen weniger. Ich habe das Gespräch diesbezüglich mit einigen gesucht. Auch mit Manu (Akanji). Er spielt seit Jahren auf einem Top-Top-Niveau. Nun muss er auch hier vermehrt Leadership übernehmen", sagte Xhaka.

Andererseits sind die Führungsstile der beiden so unterschiedlich, dass sie sich gut zu ergänzen scheinen. Gut genug jedenfalls für das Viertelfinale bei der EM. Und vielleicht ja auch für noch mehr.

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