- Die Schweizer hatten sich viel vorgenommen und das auch kommuniziert.
- Nun ist der Unterschied zwischen Wunsch und EM-Wirklichkeit riesig.
- Eine Debatte, die mit dem Fußball wenig zu tun hat, überlagert vieles.
- Das entscheidende Spiel hat eine brisante Historie.
Die "Geschichte", die
Das "Buch" der EM, von dem Trainer Vladimir Petkovic in Baku sprach, beinhaltet bislang allerdings nur sehr dürftige sportliche Kapitel. Stattdessen nimmt vor dem historisch bedingt brisanten Duell mit der Türkei eine Story von einem Friseurbesuch seiner Stars breiten Raum ein.
Vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Italien ließen Xhaka und einige seiner Teamkollegen einen befreundeten Coiffeur einfliegen. Der frühere Mönchengladbacher Xhaka und
Eigentlich egal - zumindest wenn man gewinnt. Dann ist das keine große Nummer. Nach einer 0:3-Niederlage sieht das anders aus - zumal die sportliche Kritik heftig ausfiel.
"Es gibt vier Werte, die ich sehen will: Solidarität, Respekt, Identifikation, Freude. Ich habe in diesem Spiel nichts davon gesehen auf dem Feld", sagte Nationalmannschafts-Direktor Pierluigi Tami der Tageszeitung "Blick".
Akanji: Haarschnitt lenkt nicht vom Fußball ab
Die sportliche Kritik kann auch Akanji nachvollziehen, das Ausmaß der Debatte um die Haare der Spieler dagegen weniger. "Jeder, der selber Fußball gespielt hat, weiß, dass ein Haarschnitt oder eine neue Haarfarbe nicht vom Fußball ablenkt", sagte der 25-Jährige am Freitag in einer Medienrunde in Rom.
Anders als beim 1:1 gegen Wales, als die Schweiz lange gut spielte und nur zu viele Chancen vergab, waren die Eidgenossen gegen die Azzurri chancenlos. "Es war in vielen Bereichen eine Schweiz, die nicht auf hundert Prozent gekommen ist", sagte Coach Petkovic. Mit Blick auf das entscheidende Duell mit der Türkei am Sonntag in Baku (18:00 Uhr/Magenta TV) ergänzte er: "Wir müssen auch die Laufarbeit verbessern."
Dass es in einem EM-Spiel offenbar an der Laufbereitschaft scheitert, ist ein fatales Signal und passt so gar nicht zu den Aussagen von vor dem Turnier. "Wir selber haben sehr hohe Erwartungen an uns", hatte Mittelfeldmotor Xhaka da gesagt und ergänzt: "Wir haben gezeigt, dass wir es schaffen können. Wir wollen nicht nur sprechen und reden, sondern es auch tun." Nun kritisierte der 28-Jährige: "Wir haben zu wenig Spieler, die den Ball wollen. Und wenn man das nicht will, muss man sich überlegen, ob man überhaupt auf dem Platz stehen will."
Partie zwischen Türkei und der Schweiz hat Vorgeschichte
Vor dem Spiel gegen die Türkei ist die Stimmung also angespannt. Das Aufeinandertreffen ist zudem historisch vorbelastet. Rund um das WM-Relegationsspiel der beiden Nationen spielten sich 2005 in Istanbul wilde Szenen ab. Vor und nach der Partie kam es zu Anfeindungen, Tumulten und Schlägereien. Schweizer Spieler wurden tätlich angegriffen. Auch wenn von den heutigen Leistungsträgern damals niemand gespielt hat: Ein ganz normales Duell ist das Aufeinandertreffen nicht.
Sportlich macht den Schweizern gegen die Ay-Yıldızlılar Hoffnung, dass sie ihre aktuellen Mängel offenbar erkannt haben und wissen, um was es geht. Zudem präsentierte sich die Türkei bislang bei der Europameisterschaft sehr schwach.
Die Abwehr ist fehleranfällig und wirkt nicht gut abgestimmt, vorne fiel Kapitän und Mittelstürmer Burak Yilmaz mehr durch Streitereien mit dem Gegner als durch Torgefahr auf. Kein einziger Treffer gelang der Mannschaft von Trainer Senol Günes bislang.
Mit einem Sieg kann die Schweiz auf Platz zwei klettern
Mit einem Sieg können die Schweizer auf Platz zwei klettern, wenn Wales gegen Italien verliert und Xhaka,
Team-Direktor Tami stellte mit Blick auf die Niederlage gegen Italien allerdings klar: "Die Leistung vom Mittwoch reicht auch gegen die Türkei nicht. Jetzt muss eine Reaktion her. Und diese führt über Solidarität, Respekt, Identifikation und Freude." © dpa
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