Nach der Gruppenauslosung für die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland im kommenden Jahr schießen die Hotelpreise in einigen Ausrichterstädten in die Höhe. Was der offizielle Hotel-Partner der Uefa zu den teils massiven Preisunterschieden sagt.
Am 2. Dezember wurden in der Elbphilharmonie in Hamburg die Gruppen für die Fußball-EM 2024 in Deutschland ausgelost. Seitdem steht also fest, welche Mannschaften in der Vorrunde aufeinandertreffen - und vor allem wo.
Was auffällt: Vor allem unmittelbar nach der Auslosung schossen die Hotelpreise in einigen der Ausrichterstädte in die Höhe. Die Hotelbetreiber machen sich die EM also zunutze, um die Preise für Zimmer nach oben zu treiben.
86 Euro für einen Platz im Sechs-Bett-Schlafsaal
Eine Stichprobe auf "booking.com", einem der gängigsten Online-Buchungsportale, zeigt, wie groß die Unterschiede zwischen EM-Spieltag und einem Tag ohne Fußballspiel in der Stadt teilweise sind.
Wenig überraschend sind die Hotelpreise in einer Stadt besonders hoch, wenn dort ein Spiel der deutschen Nationalmannschaft stattfindet. So zum Beispiel am 19. Juni, wenn Deutschland in Stuttgart gegen Ungarn spielt.
Das günstigste Einzelzimmer an diesem Tag war bei einer Suche zu Beginn vergangener Woche für 89 Euro zu haben, ein Einzelzimmer im gleichen Hotel kostet genau eine Woche vor dem Spiel lediglich 54 Euro. Noch größer werden die Unterschiede beim Blick auf das jeweils günstigste Angebot an diesem Tag: Am Deutschland-Spieltag müsste man für einen Platz im Sechs-Bett-Schlafsaal 86 Euro zahlen, sieben Tage vorher sind es im Acht-Bett-Schlafsaal des gleichen Hotels 22 Euro.
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Je zentraler das Hotel, desto teurer das Zimmer
Häufig ist es natürlich so, dass es bei günstigeren Hotelangeboten Abstriche in anderen Kategorien gibt. Wer gerne zentral unterkommen möchte, muss dann in der Folge mitunter deutlich mehr Geld in die Hand nehmen. Und hier gibt es teils gravierende Preisunterschiede.
Ein Einzelzimmer in einem zentral gelegenen Hotel in Stuttgart kostet am 19. Juni 2024 425 Euro. Eine Woche zuvor ist dasselbe Zimmer für nur 82 Euro zu haben. Ein Beispiel, das eindrücklich zeigt, wie das Geschäft mit Großereignissen wie einer Fußball-Europameisterschaft läuft. Doch nicht nur bei Partien der deutschen Nationalmannschaft gibt es Preisunterschiede. Auch Gruppenspiele mit Top-Mannschaften sind besonders gefragt – entsprechend steigen auch hier die Preise für die Unterkunft an.
Am 21. Juni beispielsweise trifft die Niederlande in Leipzig auf das Star-Ensemble von Frankreich. Das günstigste Einzelzimmer war hier bei einer Abfrage am 5. Dezember für 104 Euro zu haben, ein Zimmer im selben Hotel wurde für den 14. Juni für 71 Euro angeboten. Bei zentral gelegenen Hotels ist der Unterschied ebenfalls deutlich zu erkennen: 179 Euro am 21. Juni stehen hier 118 Euro am 14. Juni gegenüber.
In München sind die Preisunterschiede besonders groß
Zu den Highlights jedes Großturniers gehört auch das Eröffnungsspiel – ebenso bei der kommenden EM. Am 14. Juni trifft Deutschland in München auf Schottland. Wer Anfang der vergangenen Woche für diesen Tag nach dem günstigsten Angebot in München gesucht hätte, wäre auf einen Platz im Zehn-Bett-Schlafsaal eines Hostels gestoßen. Kostenpunkt für eine Nacht: 148 Euro. Zum Vergleich: In der Vorwoche kostet derselbe Platz 42 Euro.
Zwei weitere Beispiele verdeutlichen, wie massiv die Preisunterschiede in der bayerischen Landeshauptstadt sind: Das günstigste Einzelzimmer kostet am Tag des Eröffnungsspiels 189 Euro, dasselbe Zimmer im selben Hotel am 7. Juni hätte man am 5. Dezember für 119 Euro buchen können. Je zentraler die Hotels sind, desto größer werden auch die Unterschiede: Angebote für halbwegs zentral gelegene Zimmer in München gehen für den 14. Juni mittlerweile bei circa 300 Euro los, in der Vorwoche sind es noch zwischen 70 und 80 Euro.
In München sind an EM-Spieltagen bereits etliche Hotels komplett ausgebucht
Was beim Blick auf die Angebote in München auch auffällt: Viele Hotels sind an den Spieltagen bereits komplett ausgebucht, auf der Online-Plattform werden inzwischen deutlich weniger Unterkünfte als an anderen Tagen angeboten.
Jedoch gibt es auch regionale Unterschiede: Denn während die Preisunterschiede vor allem in München, aber auch in Stuttgart oder Leipzig deutlich bemerkbar sind, ist das in Hamburg und vor allem Berlin weniger der Fall. Wer Anfang vergangener Woche nach einem Zimmer in der Hauptstadt am 15. Juni, wenn Spanien auf Kroatien trifft, gesucht hätte, hätte beispielsweise ein Angebot für 169 Euro gefunden. Eine Woche zuvor kostet ein Zimmer im gleichen Hotel 143 Euro. Ein Unterschied, aber bei weitem kein so großer wie in anderen deutschen Städten.
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Großveranstaltungen als "Salz in der Suppe" für Hotelbranche
"Booking.com", übrigens offizieller Partner der Uefa für die Euro 2024, teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit, dass alleine die Unterkünfte selbst die Preise und Verfügbarkeit für ihre Zimmer festlegen. "Sie haben die volle Kontrolle darüber, einschließlich der Entscheidung, ob und wann sie Rabatte oder Sonderangebote anbieten", teilt eine Sprecherin des Unternehmens mit.
Wie die Hoteliers ihre Preise gestalten, hänge ihr zufolge von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Jahreszeit oder Veranstaltungen, die in der Nähe stattfinden. Das trifft im aktuellen Fall zu. Oder anders gesagt: Gibt es ein EM-Spiel in einer Stadt, steigen die Hotelpreise an diesem Tag teils deutlich an.
In München ist das Referat für Arbeit und Wirtschaft für den Tourismus zuständig. Dessen Sprecher teilt auf Nachfrage mit, dass steigende Hotelpreise in der Stadt bei Sportveranstaltungen ebenso beobachtet werden, wie bei internationalen Messen oder während des Oktoberfests. "Die Hotelpreise werden im kommenden Juni nach dem Auftaktspiel der Europameisterschaft auch durch die Messe Intersolar 2024 getrieben", erklärt der Sprecher weiter. Großveranstaltungen wie die EM bezeichnet er als "das Salz in der Suppe" im Geschäftsbetrieb der Hotels sowie der Tourismuswirtschaft und ihrer Teilbranchen.
In Deutschland gibt es über 30.000 Unterkünfte
Deutschlands Hotels seien für den Fan- und Buchungsansturm während der EM "bestens aufgestellt", erklärt Markus Luthe, Hauptgeschäftsführer des Hotelverbandes Deutschland (IHA), auf Nachfrage unserer Redaktion. "Die deutschlandweit über 30.000 Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen mit ihren rund 1.000.000 Gästezimmern halten für die Spieler und Mannschaften, Begleiter, Partner und Sponsoren sowie für die Fans die jeweils passenden Angebote bereit."
Angaben zur Preisgestaltung könne der Hotelverband aus kartellrechtlichen Gründen nicht machen. "Die Preiskalkulation ist ein hohes unternehmerisches Gut und abhängig von verschiedenen Faktoren wie Standort, Angebot und Nachfrage, Mitbewerbersituation und Kosten", erklärt Luthe. Er empfiehlt, direkt über das gewünschte Hotel zu buchen. "Hier gibt es die beste Auswahl und den direkten Kontakt zu Deutschlands Gastgebern."
Zur Systematik:
- Für bestimmte EM-Spieltage wurde auf "booking.com" jeweils nach dem günstigsten Angebot sowie dem günstigsten Einzelzimmer in der jeweiligen Ausrichterstadt gesucht. Alle im Text genannten Preise stammen vom 5. Dezember.
Verwendete Quellen
- Anfrage "booking.com"
- Anfrage Referat für Arbeit und Wirtschaft München
- Anfrage Deutscher Hotel- und Gaststättenverband
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