Die Personalpolitik des Bundestrainers wirft Fragen auf. Einigen Nationalspielern gibt er eine Stammplatz-Garantie, andere lässt er im Ungewissen - sogar seinen Kapitän İlkay Gündoğan. Dahinter steckt Kalkül.
Bei
Kein Machtwort für Gündoğan
Man fragt sich nur: Warum spricht Nagelsmann bei den anderen Wackelkandidaten kein Machtwort? Er könnte zum Beispiel über seinen Kapitän
Ja, er lobt Gündoğan. Einen Freifahrtschein stellt Nagelsmann ihm aber nicht aus. Ebenso wenig
Die erste Klasse
So bildet sich im Verlauf der EM-Vorrunde unübersehbar eine Drei-Klassen-Gesellschaft in der deutschen Nationalmannschaft heraus. Erste Klasse: Dazu gehören Spieler, an denen Nagelsmann keine Sekunde zweifelt. Manuel Neuer im Tor. Antonio Rüdiger und Jonathan Tah in der Innenverteidigung. Joshua Kimmich rechts in der Abwehrkette. Toni Kroos im Mittelfeld.
Man kann auch davon ausgehen, dass Florian Wirtz und Jamal Musiala in der Offensive gesetzt sind. Nagelsmann hat öffentlich keine substanzielle Kritik geäußert, als die zwei Jungstars zuletzt großen Murks gekickt haben. Ihnen gehöre die Zukunft, das hat Toni Kroos auf der DFB-Pressekonferenz am Dienstag abermals betont. Bei Nagelsmann beginnt die Zukunft jetzt.
Im Sturmzentrum ist die Rollenverteilung festgelegt: Kai Havertz fängt an,
Die Zweite Klasse
Füllkrug gehört damit zur zweiten Klasse in der Drei-Klassen-Gesellschaft. Er weiß, dass er spielt, aber halt nicht von Anfang. So wie die genannten
Chris Führich zum Beispiel, der Wirbelwind vom VfB Stuttgart, übernimmt die Rolle, die André Schürrle so vortrefflich bei der WM 2014 gespielt hat. Er kam damals mit dem Spezialauftrag ins Spiel, die Dinge zu wenden, wenn alles festgefahren schien. Wie im WM-Finale gegen Argentinien, als er links durchbrach und Mario Götze den Ball zum 1:0-Siegtor auflegte.
Die Dritte Klasse
Von dieser Spielersorte gibt’s einige im EM-Kader, dritte Klasse eben. Beispielsweise Nico Schlotterbeck und Waldemar Anton in der Abwehr. Oder Benjamin Henrichs für die Außenpositionen. Oder Deniz Undav im Sturm. Man sollte ihre Bedeutung nicht kleinreden. Die Turniergeschichte der Nationalmannschaft erzählt wunderbare Geschichten über diesen Typus.
Die berühmteste ist wohl die von Horst Hrubesch, 1980. Er kam im ersten Gruppenspiel gegen die Tschechoslowakei (1:0) nicht mal zum Einsatz, als Klaus Fischer wegen eines Beinbruchs fehlte. Karl-Heinz Rummenigge und Klaus Allofs bildeten das Stürmerpaar. Als er dann spielte, traf er nicht - bis zum EM-Finale. Torschütze beim 2:1 gegen Belgien war - zweimal Hrubesch.
Über den Autor
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