Der spanische Nationalspieler Nico Williams ist der aufstrebende Star dieser Europameisterschaft und äußert sich vor dem Viertelfinale gegen Deutschland selbstbewusst. Laut seiner Einschätzung kommt keine Mannschaft an Spanien heran.

Ein Porträt
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Er könnte die deutsche Nationalmannschaft im Viertelfinale (Freitag, 18:00 Uhr, hier im Live-Ticker verfolgen) vor große Probleme stellen: Der spanische Flügelspieler Nico Williams vereint Technik, Effektivität und Geschwindigkeit. Im Sprint erreicht er Geschwindigkeiten von bis zu 35,6 km/h. Im Achtelfinale gegen Georgien (4:1) zählte er mit einem Tor und einer Vorlage zu den auffälligsten Spielern.

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Im Duell mit Deutschland möchte der 21-Jährige daran anknüpfen. "Wir haben gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft sind und wollen natürlich weiterkommen", sagte Williams. "Das wird auf jeden Fall ein schwieriges Spiel. Aber wir müssen uns auf uns konzentrieren. Wir haben eine wunderbare Mannschaft und spielen sehr gut. Wenn wir so weiterspielen, werden wir gewinnen."

Nico Williams tönt: "Es gibt niemanden wie uns"

Der 1,81 Meter große Offensivspieler denkt über das Viertelfinale hinaus. Bereits vor Turnierbeginn sprach er davon, dass der EM-Sieg das Ziel sei. Daran hat sich nichts geändert. Bislang habe er keine Mannschaft bei der Europameisterschaft gesehen, die besser als Spanien sei. "Frankreich hat ein großes individuelles Potenzial. England auch. Aber als Team, mit der Aufopferung und dem Arbeitseinsatz gibt es niemanden wie uns", sagte er im Interview mit der spanischen "Marca".

Die spanische Nationalmannschaft verfügt über ein starkes Flügelspiel. Auf der rechten Seite spielt der erst 16-jährige Lamine Yamal, der schnell und technisch stark ist. Links bringt Williams seine Qualitäten ein. Der deutsche Nationalspieler Leroy Sané sagt über Williams und Yamal: "Das sind zwei sehr starke Spieler, beide sind dribbelstark. In deren Alter so Fußball spielen zu können, ist beeindruckend. Es macht Spaß, zuzuschauen."

Schweinsteiger über Williams: "Kannst ihn fast nicht alleine stoppen"

ARD-Experte Bastian Schweinsteiger schätzt den linken Flügelspieler Williams besonders stark ein: "Ich finde, er ist noch einen Tick gefährlicher, noch aggressiver und offensiver. Den kannst du fast nicht alleine stoppen. Kimmich müsste einen Sahne-Tag haben, um ihn komplett alleine zu stoppen. Aber im Verbund ist es machbar."

Auch Lothar Matthäus schwärmt von dem Flügelspieler. "Spanien spielen zu sehen, ist für jeden Fan ein Genuss. Links dieser wahnsinnig schnelle und trickreiche Nico Williams", schreibt er in der "Sport Bild". "Vor der EM hatten ihn nicht viele auf der Rechnung, nach der EM wird sein Marktwert locker im dreistelligen Millionen-Bereich liegen – und er wird nicht mehr lange bei Athletic Bilbao spielen."

Dennoch traut er Kimmich zu, Williams zu stoppen: "Kimmich hat auch schon den schnellen Mbappé erfolgreich bespielt. Aber er braucht die Unterstützung seiner Mitspieler. Sie müssen die Räume eng machen, damit Williams erst gar nicht Tempo aufnehmen kann."

Weltfußballer Luka Modrić bat um Trikottausch

Williams ist auf dem besten Wege, der große Star dieser Europameisterschaft zu werden. Die italienische Sky-Moderatorin Giorgia Cenni bezeichnete ihn bereits als "den Teufel", weil er im zweiten Vorrundenspiel gegen Italien die gegnerische Abwehr schwindelig spielte.

Selbst der Weltfußballer Luka Modrić von Kroatien ist voller Respekt und bat nach dem ersten Vorrundenspiel um einen Trikottausch. "Ich war überrascht. Ein Mitarbeiter aus Kroatien kam zu mir und sagte, dass Modrić mein Trikot haben möchte. Ich hatte das nicht erwartet und fragte mich, was ich dafür getan hatte, dass Spieler wie Modrić mich kennen", erzählte er.

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Ronaldo und Neymar waren seine Inspiration

Williams wurde als Sohn einer liberianischen Mutter und eines ghanaischen Vaters im nordspanischen Pamplona geboren. "Unsere Eltern sind in jungem Alter von Ghana in Richtung Spanien geflohen", erzählte er in der "Sport Bild". "Sie haben für uns ihr Leben aufs Spiel gesetzt und sehr viel gelitten. Dank ihnen können wir heute gut leben und unsere Träume verwirklichen. Deswegen sind meine Eltern meine Helden."

Früher ließ er sich von den Top-Stars des Weltfußballs inspirieren. "Als ich Kind war, habe ich viele Highlights von Cristiano (Ronaldo) bei United, Neymar bei Santos und Barcelona oder Robinho angeguckt", erzählte er. Am meisten gelernt habe er allerdings auf der Straße: "Ich war 24/7 (rund um die Uhr, Anm.d.Red.) auf dem Platz meiner Nachbarschaft und spielte Fußball und dribbelte."

Im Alter von elf Jahren wechselte er in die Nachwuchsabteilung von Athletic Bilbao, für dessen Profimannschaft er heute noch spielt – und zwar an der Seite seines acht Jahre älteren Bruders Inaki Williams. In der spanischen Liga glänzt er vor allem als Vorlagengeber und verbuchte in der zurückliegenden Saison fünf Tore und 14 Torvorbereitungen.

Williams soll noch mehr den Torabschluss suchen

"Ernesto Valverde, mein Trainer bei Athletic, hat vor der Saison von mir gefordert, mehr Assists zu geben. Das hat gut geklappt, jetzt muss ich weiter an meinen Torjäger-Qualitäten arbeiten", sagte Williams. "Unser Nationaltrainer sagt mir auch immer, dass ich meine große Stärke im Eins-gegen-Eins ausspielen und dann noch mehr den Torabschluss suchen soll – wie ein echter Stürmer."

Bilbao gewann in diesem Jahr zwar den spanischen Pokal, zählt aber nicht zu den Top-Mannschaften von Spanien. Dass Williams nun bei der Nationalmannschaft individuell stärkere Mitspieler hat, unterstützt seine Entwicklung. "Auf persönlicher Ebene hilft es einem, mit den Besten zu spielen, um weiterzukommen. Mit den Besten ist das Eins-gegen-Eins, das meine Stärke ist, einfacher für mich, weil die Bälle mir immer vorteilhaft zugespielt werden."

Umso wichtiger wäre es für die deutsche Nationalmannschaft, genau dies zu unterbinden.

Verwendete Quellen:

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