Am Freitag beginnt die Europameisterschaft in Deutschland und Fans freuen sich auf 51 Spiele in zehn Stadien. Wie stehen die Chancen auf ein zweites Sommermärchen nach der WM 2006 und kann Deutschland den Titel holen? Unsere Redaktion schätzt die Chancen des DFB-Teams ein und hofft vor allem auf Wochen der Sorglosigkeit.
Deutschlands Titelchancen bei der EM
Fabian Teichmann: Es ist so weit … EM in Deutschland! Eine Frage muss an der Stelle einfach mal erlaubt sein: Wie geil ist das denn eigentlich? In aller Kürze die sportlichen Eckdaten aus meiner Sicht:
Stefan Zürn: Deutschland kommt ins Halbfinale oder holt sogar den Titel.
Sabrina Schäfer: Ganz ehrlich, ich war nach dem Frankreich-Test für ungefähr fünf Minuten der Überzeugung, dass das was werden kann bei der EM. Nach den Spielen gegen die Ukraine und Griechenland, hanebüchenen Defensivpatzern, einem
Michael Schleicher: Ich muss zugeben, die Nationalmannschaft hat mich die vergangenen Jahre nicht wirklich interessiert. Das war auch bis zu den Spielen gegen Frankreich und die Niederlande so. Hier haben mich die DFB-Auftritte durchaus überzeugt – es waren seit sehr langer Zeit die ersten Spiele der Nationalmannschaft, die ich mal wieder live und in voller Länge mitverfolgt habe. Nagelsmanns Kader und seine Art, Fußball zu spielen, gefallen mir. Man merkt: Das wächst etwas heran! Für den Titel wird es aber leider trotzdem (noch) nicht reichen, dafür sind andere Mannschaften stärker. Meine Prognose: Im Halbfinale ist Schluss.
Sophie Bierent: Diesmal wird’s was - das spüre ich! Julian Nagelsmann bringt frischen Wind in unser Team und die idealen Bedingungen durch die EM zu Hause werden für den Rest sorgen. Fest an den Sieg zu glauben, ist der Schlüssel zum Erfolg. Darum lasst uns gemeinsam manifestieren: Deutschland gewinnt!
Viktoria Thissen: Ja, ja, "Deutschland ist eine Turniermannschaft" ist wirklich ausgelutscht und hat auch bei den vergangenen beiden Turnieren so gar nicht mehr gepasst, aber dennoch könnte der Heimvorteil und die (teils überraschende) Generalüberholung der Mannschaft auf mehreren Positionen für Aufbruchstimmung sorgen und die DFB-Elf zumindest bis ins Halbfinale bringen. Zu mehr wird es wohl (noch) nicht reichen.
Ludwig Horn: Das wird schon irgendwie werden mit der DFB-Elf. Die holen das Ding und lindern die geschundenen Fanseelen, die die WM 2006 oder auch das "Finale Dahoam" des FC Bayern im Mai 2012 miterlebt haben. Deutschland muss einfach die richtige Mischung aus begeisterndem Spiel und Ergebnisfußball finden. Nicht in Schönheit sterben, sondern auch einfach mal ein spätes 1:0 über die Zeit bringen. Und dann hält uns keiner auf - auch nicht Italien. Und schon gar nicht der FC Chelsea.
Matus Bednar: Die DFB-Elf wird es selbstverständlich nicht einfach haben: Die Schweizer selbst könnten zwei A-Mannschaften aufbauen, die Ungarn sind zudem giftig, besonders mit Dominik Szoboszlai im Mittelfeld. Schottland hat man auf der großen Bühne jetzt nicht so oft gesehen, also ist es schwer, sie in der Gruppe einzuschätzen. Dennoch müsste man beim Achtelfinaleinzug wohl gegen England oder gegen eine europäische Topmannschaft aus der Gruppe des Todes antreten. Sollten Nagelsmann & Co. das Achtelfinale überstehen, traue ich Deutschland den Einzug ins Finale zu. Schafft man das alles sogar im großen Stil, ist mit der heimischen Kulisse im Rücken auch der Titel möglich. Aber der Grat zwischen Traum und Trauma ist beim Fußball oft recht schmal.
Julian Münz: Ich hoffe darauf, dass die deutsche Nationalmannschaft den Fans am Ende das Gefühl gibt: Wir haben uns dann doch ganz gut verkauft. Ein Titel wäre schön, muss es aber gar nicht mehr unbedingt sein - für so eine Vorhersage wäre man noch im letzten Oktober sowieso für verrückt erklärt worden.
Jörg Hausmann: Da ich unter den EM-Teilnehmern keine Übermannschaft entdecke, bin ich vom Finaleinzug unserer Jungs überzeugt. Ob es dann auch für den EM-Titel reicht, hängt einerseits vom "Spielglück" ab und andererseits von der Tagesform der Unparteiischen. In jedem Fall gilt es, den Heimvorteil auszuspielen und zu nutzen - wie schon bei der WM 1974, der EM 1988 und der WM 2006 auf eigenem Boden. Auch, wenn es nur 1974 auch zum Turniersieg gereicht hat. Julian Nagelsmann hat sein Spieler-Personal geschickt zusammengestellt: nach Leistung, ja, aber vor allem auch nach Charakter. Und er hat darauf geachtet, dass es junge Spieler sind, hungrige, die das Nationaltrikot noch mit dem Stolz tragen, der der großen Aufgabe angemessen ist.
Dennis Kelnberger: Deutschland wird das Viertelfinale erreichen. Nach einer überzeugenden Vorrunde wartet im Achtelfinale Dänemark, das die DFB-Elf problemlos aus dem Weg räumt. Da aber auch Spanien seine Vorrundengruppe gewinnen und sich im Achtelfinale keine Blöße geben wird, kommt es in der Runde der letzten Acht zum Duell mit Deutschland und das werden die Iberer für sich entscheiden.
Dario Ostrowskyj: Meiner Meinung nach hat Deutschland das Potenzial, bei der EM weit zu kommen, möglicherweise bis ins Halbfinale oder sogar ins Finale. Entscheidend wird sein, wie gut die Mannschaft als Einheit funktioniert. Bisher haben die Nationalspieler in dieser Konstellation des Kaders kaum gespielt und daher wenig gemeinsame Erfahrung. Doch Julian Nagelsmann macht auf mich einen sehr stabilen Eindruck und hat eine klare Vorstellung davon, wie er spielen lassen möchte. Das klingt vielversprechend. Besonders gefällt mir die Mischung aus erfahrenen Spielern und talentierten Nachwuchskräften, was Anlass zu vorsichtigem Optimismus gibt. Wir werden das schon holen!
Andere Favoriten auf den EM-Titel
Stefan Zürn: Ich glaube tatsächlich, dass wir eine gute Chance haben, den Titel zu holen (Heim-EM sowie ein qualitativ breiterer Kader als die Konkurrenz), befürchte aber und hasse mich dafür, es zu sagen: England.
Michael Schleicher: England! Irgendwann muss es ja mal klappen … Seit Jahren gehören die "Three Lions" immer zu den absoluten Topfavoriten bei großen Turnieren. Bei der letzten EM scheiterten sie denkbar knapp im Finale an den routinierten Italienern. Diesmal haben die Engländer - neben Frankreich - wohl den besten Kader am Start. Und der - "dank" des FC Bayern - immer noch titellose
Viktoria Thissen: Frankreich. Auch wenn die Antwort nicht besonders kreativ ist, treten die Franzosen mit DEM Starensemble des Turniers an. Vor allem nach den bitteren Finalpleiten bei der EM 2016 und der WM 2022 dürften Deschamps und sein Team noch eine Rechnung offen haben. Noch ein Wort zu Belgien: Ich bin weder für Belgien noch habe ich was gegen das Team, aber wie vor gefühlt jedem Turnier der jüngeren Vergangenheit wird die Mannschaft als Geheimfavorit gehandelt (was vielleicht gar nicht mehr so geheim ist) und schafft am Ende doch nicht den großen Wurf. Und jedes Mal muss ich einfach lachen, wenn ich das wieder irgendwo lese.
Jörg Hausmann: Anwärter auf den EM-Titel sind ganz sicher die Spanier, die Franzosen, aber auch die Niederländer. Sie haben 1988 die EM in Deutschland nicht nur wegen einer großartigen Mannschaft, sondern vor allem auch gewonnen, weil ihre Fans zur Unterstützung nur eine kurze Anreise hatten. Und 1974 verloren sie als Favoriten das WM-Finale in München nur denkbar knapp mit 1:2. Titelverteidiger Italien spielt stets sehr clever und kann sich auch auf sein Glück verlassen, siehe der WM-Sieg 2006 in Deutschland oder auch der EM-Erfolg 2021. Belgien wäre so oft schon an der Reihe gewesen, wie auch England. Ich sehe aber beide nicht im Endspiel. Kroatien ist eine unheimlich erfahrene und ehrgeizige Turnier-Mannschaft, die es gerne bis ins Elfmeterschießen treibt. Nicht zu verachten. Österreich gönne ich es, mal im Feld der Geheimfavoriten genannt zu werden. Jahrzehntelang wurde die ÖFB-Auswahl, nicht zuletzt aus Deutschland, von oben herab betrachtet. Doch die Vielzahl an Bundesligaspielern macht sich, wie auch bei der Schweiz, als stabilisierendes Element bemerkbar.
Sabrina Schäfer: Der Titelfavorit meines Herzens ist England. Das ist eine sehr gute, junge Truppe, die begeistern kann, die ihre Ansichten vertritt und teilweise mitreißenden Fußball zeigt, wenn auch nicht gegen Island. Leider sind die Engländer auch immer für negative Überraschungen gut. Also wahrscheinlich wird’s wohl Frankreich (Ich bin jetzt schon genervt).
Matus Bednar: Portugal, glasklar. In der Gruppe sind die Portugiesen durchmarschiert wie kaum eine andere europäische Topmannschaft. Dahinter steckt die großartige Abwehr: Die aktuelle portugiesische Nationalmannschaft hat in der Qualifikation kaum Gegentore kassiert. Zudem spricht für Portugal auch die recht leichte Gruppe F mit den als Kollektiv eher formlosen Tschechen und dem Neuling Georgien. Die Türkei könnte noch etwas zeigen, aber das hat man auch bei der letzten EM gedacht und das Ergebnis war eher mau. Im Achtelfinale wäre es dann jemand aus dem Dreieck Slowakei-Ukraine-Rumänien, es sei denn, Belgien holt nicht den Gruppensieg - und dann wird es interessant. Denn im Mittelfeld und Sturm haben die Portugiesen eine solch hohe Qualität, dass Roberto Martinez in einer nicht zu beneidenden Position ist, da er viele der Stars einfach auf der Bank sitzen lassen müsste in einer möglichen Partie gegen seine Ex-Mannschaft.
Dennis Kelnberger: England wird seinen Fluch besiegen und erstmals seit 1966 einen Titel gewinnen.
Julian Münz: Ich lehne mich hier ein bisschen zu weit aus dem Sportjournalistenfenster und sage: Belgien. Warum? Weil mich keiner der oft genannten Titelkandidaten so richtig überzeugt. Deutschland ist auf einem guten Weg, aber noch nicht weit genug, Frankreich wirkt zu satt und die Engländer müssen neben dem Elfmeterschießen- jetzt auch noch den Harry-Kane-Fluch (und Gareth Southgate als Trainer) überwinden. Die Belgier wiederum haben den ungeliebten Status des Geheimfavoriten an Österreich weitergereicht und können im Nachbarland mit ihrer teilweise schon neuen goldenen Generation endlich frei aufspielen.
Dario Ostrowskyj: Frankreich ist mein klarer Favorit für die Europameisterschaft, und ich bin fest davon überzeugt, dass sie es am Ende auch schaffen werden. Die Mannschaft verfügt über eine außergewöhnliche Tiefe und Qualität im Kader, angeführt von Weltklassespielern wie Kylian Mbappé und Antoine Griezmann. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2018 hat Frankreich bewiesen, dass sie auf höchstem Niveau bestehen können. Unter der Führung von Didier Deschamps hat das Team eine perfekte Balance zwischen Erfahrung und Talent gefunden. Für mich gilt Frankreich seit langem als nahezu unschlagbarer Gegner. Ich bin überzeugt, dass sie diese Form erneut abrufen und den Titel holen werden.
Philipp Scheiner: "It’s Coming Home, Football’s Coming Home" - England ist reif für den Titel. Harry Kane wird Torschützenkönig der EM und krallt sich eeeendlich seinen Titel. Tausende englische Fans zelebrieren auf Deutschlands Straßen und gönnen sich dabei eine kleine Apfelschorle ohne Eis – lecker!
Besondere Vorfreude auf das Turnier?
Stefan Zürn: Freu: Super Wetter und beim Grillen Fussi glotzen. Hate: Die ganze nervtötende Berichterstattung um den eigentlichen Sport herum.
Fabian Teichmann: Entscheidend für mich ist bei diesem Turnier nur eines: Ich sehne mich nach 31 Tagen Sorglosigkeit - weniger Nachrichten über Kriege, Pandemien, Naturkatastrophen und sonstige Grausamkeiten. Eine Pause von solchen News und stattdessen einfach nur banales Fußballschauen – in Gesellschaft von Menschen, die genau denselben bescheidenen Wunsch haben: eine gute Zeit zu verbringen. Das wäre nicht mehr und nicht weniger als fantastisch.
Malina Köhn: Natürlich hoffe ich, wie die meisten in Deutschland, dass wir die Europameisterschaft 2024 gewinnen. Aber nicht, weil es mir so wichtig wäre, den Pokal zu holen. Das könnte mir nicht egaler sein – ebenso wie der Sieg jeder Mannschaft in jedem Fußballspiel. Nein, ich liebe die EM (und auch die WM) wegen der Stimmung, die im ganzen Land zu spüren ist, und dem Gemeinschaftsgefühl, das dadurch entsteht. Selbst ich verfalle in ein "wir", wenn ich von der deutschen Nationalmannschaft spreche. Dass es dabei um Fußball geht, ist für mich persönlich reine Nebensache. Wenn es aber um Fußball geht, fiebern die allermeisten mit und freuen sich, als würde es sich bei einem Sieg um ihren persönlichen Erfolg handeln – was sowohl amüsant als auch irgendwie niedlich ist. Auch bei der Handball-EM konnte man eine gewisse Euphorie in Deutschland spüren, sie diente quasi als Amuse-Bouche auf die Stimmung, die (hoffentlich) die nächsten Wochen auf uns zukommen wird. Ich sehe mich schon in den Biergärten Münchens sitzen, die Stimmung aufsaugen und mitjubeln (auch wenn ich zugegebenermaßen meine Freunde zu Beginn des Spiels fragen muss, welche Trikotfarbe wir anhaben, um nicht versehentlich für die falsche Mannschaft zu jubeln).
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Sabrina Schäfer: Ich freue mich, dass mein Sohn sein erstes großes Turnier als Fußballfan erlebt und richtig mitfiebern wird. Es geht einfach nichts über das Fantum von Kindern, die noch nicht wissen, was die Uefa ist und die die Fifa nur für ein Computerspiel halten.
Michael Schleicher: Die Länderspiele im März gegen Frankreich und die Niederlande haben es gezeigt: Die Nationalmannschaft kann noch Euphorie erzeugen. Zum einen lässt Bundestrainer Julian Nagelsmann über weite Strecken attraktiven Fußball spielen. Zum anderen wirkt der zuletzt so verstaubte DFB endlich wieder deutlich frischer: Die Marketing-Aktionen im Rahmen der Trikotvorstellung und der Kaderbekanntgabe waren ein voller Erfolg. Deutschland ist endlich wieder im Fußball-Fieber - ein schönes Gefühl! Bleibt nur zu hoffen, dass es während der EM möglichst lange anhält.
Philipp Scheiner: Ich wünsche mir soooo sehr ein echtes Fußballfest. Vier Wochen Sommer, vier Wochen Traumtore, vier Wochen keine Sorgen, vier Wochen alle zusammen. Ganz schön naiv, oder? Oder etwa doch nicht?
Antonia Fuchs: Eine EM in Deutschland, das bewegt natürlich besonders. Da ist aber noch was. Vor meinem inneren Auge sehe ich schon, wie viele sich die Ohren zuhalten und laut "lalalala!" singen werden, wenn ich ausspreche, was wir am liebsten verdrängen wollen: Alle reden von Toni Kroos, aber es könnte auch das letzte große Turnier mit Thomas Müller sein. Zumindest als Spieler. Was danach kommt, ist so unberechenbar wie seine Spielzüge oder Reaktionen in Interviews. Von Trainer, TV-Experte über Golfer bis Bundespräsident (Mensch, das würde Deutschland wieder in Schwung bringen!) ist alles drin. Was für ein einzigartiger Fußballer! Und Mensch. Seinen legendären Humor und die vielbeschworene lockere Art konnte ich neulich live im Stadion bestaunen, als er sich am Spielfeldrand aufwärmte: Quasi ununterbrochen redete er, und egal, wer gerade neben ihm stand, konnte sich dem Schwall guter Laune nicht entziehen - und lachte. Eine Kunst. Ein Segen für die Mannschaft.
Fans und Fußballmamas wie ich lieben Thomas Müller aber für noch mehr. Bodenhaftung, Schneid, kein nerviges Lifestyle-Getue oder affektierter Ego-Torjubel. Alles ist so echt. Und das ist nicht nur im Fußball eine Rarität. Teamgeist verkörpert niemand besser, kein Neid, keine Missgunst anderen gegenüber, höchstens angebrachte Kritik von ihm als Leader (sinngemäß: Zeigt unseren Fans Respekt und bedankt euch!). Eltern nennen ihn Vorbild, Kinder finden ihn cool, seine unbeabsichtigte, immer so spielerische Müller-Wucht prägt und tut gut. Ach, genießen wir, dass es so jemanden gibt! Ein Weltstar, der total im Reitberuf seiner Frau mit aufgeht und nebenbei Pferde züchtet. Seit er elf ist, spielt er in München und ist seinem Verein treu - und eigentlich noch viel schöner: sich selbst. So geriet meine Turniereinschätzung nun zu einer Liebeserklärung. Was immer auch passieren wird bei dieser EM: Chapeau und danke für alles, lieber Thomas. Halt die Mannschaft z'samm, lass es für uns müllern!
Julian Münz: Ich freue mich darauf, nach acht geschlagenen Jahren voller Nebengeräusche bei EMs, WMs und Olympias mal wieder ein halbwegs normales Sommerturnier erleben zu dürfen. Vielleicht wird es dieses Mal ja was?
Dennis Kelnberger: Ich freue mich schlicht auf sehr viel Fußball. Ich plane, alle Spiele zu schauen - egal ob es sich um ein auf dem Papier langweiliges Vorrundenspiel aus der Kategorie Rumänien vs. Ukraine oder um das Finale handelt. Leider mindert der Modus mit den vier besten Gruppendritten, die zusammen mit allen Gruppenersten und -zweiten ins Achtelfinale einziehen, erneut die Attraktivität der EM. Vermutlich reichen wieder drei Punkte, um die Gruppenphase zu überstehen. Ich erwarte daher eher defensiv eingestellte Mannschaften in der Vorrunde, die mit drei Unentschieden zufrieden sein dürften.
Dario Ostrowskyj: Ich habe riesige Vorfreude auf die Heim-EM, weil es auch meine erste ist, die ich miterlebe. Ich kann es kaum erwarten, beim Public Viewing eine großartige Gemeinschaft zu erleben, bei der alle die gleiche Truppe anfeuern. Auf die Atmosphäre, das gemeinsame Jubeln und die spannenden Spiele bin ich sehr gespannt. Außerdem bin ich mit meinem Musiala-Trikot bestens gerüstet und freue mich darauf, die Mannschaft leidenschaftlich zu unterstützen. Die Europameisterschaft wird für mich hoffentlich ein unvergessliches Erlebnis!
Matus Bednar: Selbst aus einem kleinen Land kommend hoffe ich, dass die unterschätzten Teams überraschen und es eines von ihnen weit schafft: 2016 hat uns Island begeistert, 2021 Ungarn, dieses Jahr könnte es gerne Albanien oder Georgien sein. Neben Deutschland und der Slowakei werde ich jedem "Underdog" die Daumen drücken.
Jörg Hausmann: Ich freue mich, dass nicht nur Europa, sondern dass Fans aus der ganzen Welt wieder zu Gast sind. Wahnsinn, wo die Zeit geblieben ist! 2006 geborene Kinder erreichten oder erreichen im Jahr 2024 ihre Volljährigkeit. Beruflich mit dem Turnier zu tun zu haben ist einerseits etwas, was ich immer wollte. Andererseits nimmt es mir die Unbeschwertheit des Fan-Seins und des entspannten Abtauchens in alle Spiele. Deren Anzahl ist mir persönlich mit 51 auch deutlich zu hoch. Was herrschte doch 1988 mit acht Teilnehmern noch für eine wunderbare Übersichtlichkeit ... Aber da die Leistungsdichte heute eine ganz andere als damals ist, freue ich mich auf spannende Spiele. Ich bin überzeugt davon, dass sie auch nicht in Taktik erstarren werden. Ich freue mich darauf, dass viele Menschen während des Turniers ihre Liebe zum Fußball wieder entdecken und darüber reden werden - und nicht über die "Ampel"-Streitigkeiten in Berlin oder den Krieg in der Ukraine. Und ich freue mich darauf, dass, wie 2006, vier Wochen lang die Sonne scheinen wird. Davon bin ich überzeugt. Auch wenn der "Kaiser" dafür nicht mehr persönlich sorgen kann. Aber er schickt jetzt die Sonne aus dem Himmel.
Ludwig Horn: So ein Turnier ist bei mir auch immer mit einem Schwelgen in Erinnerungen verbunden. Vor allem an die Turniere in den Jahren von 2006 bis 2014 denke ich sehr gerne zurück. Unbeschwerte Sommer mit einer sportlich spannenden und erfolgreichen Nationalmannschaft. Was habe ich Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm und später Thomas Müller geliebt. Wenn die Heim-EM jetzt nur einen Bruchteil der Freude der damaligen Turniere in mir hervorruft, bin ich schon glücklich.
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