- In den USA, England und Brasilien kassieren Frauen und Männer im Fußball die gleichen Prämien bei den Nationalteams.
- In Deutschland ist das noch nicht der Fall, trotzdem sind einigen Nationalspielerinnen andere Dinge wichtiger.
- Insbesondere die USA taugen bei Equal Pay auch nicht als Vorbild für den deutschen Fußball.
Rekord-Prämie für DFB-Frauen! So lauteten in den vergangenen Tagen einige Schlagzeilen rund um die Prämie für das DFB-Team für die anstehende Europameisterschaft der Frauen in England (6. – 31. Juli). 60.000 Euro winken jeder Spielerin im Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, sollte die deutsche Mannschaft auf der Insel den Titel holen.
Zum Vergleich: Bei der EM 2017 waren es noch 37.500 Euro, die jede Spielerin als Titelprämie erhalten hätte. Die Männer-Nationalmannschaft erhielt beim WM-Sieg 2014 aber eine Prämie von 300.000 Euro pro Spieler.
Woher rührt diese Diskrepanz, obwohl beide Mannschaften das gleiche Spiel spielen. DFB-Direktor
Equal Pay beim DFB? "Erwartungshaltung gar nicht da"
Mit dem Thema Equal Pay, gleiche Prämien bei Männern und Frauen, werde sich der Verband aber noch einmal befassen, kündigte Bierhoff an und verwies darauf, dass in der Verhandlungsrunde für die EM-Prämien eine "Erwartungshaltung" dahingehend aber "gar nicht da" gewesen sei.
Stattdessen wurde in einem anderen Bereich nachgebessert. "Wir haben da schon angefangen, dass sie die gleichen Betreuerstäbe, die gleiche Ausstattung haben", sagte Bierhoff. "Wir machen alles, dass sie die gleichen Bedingungen haben und glauben aber auch, mit der Erhöhung der Prämien gezeigt zu haben, dass wir den Frauenfußball fördern wollen."
So werden sich die DFB-Frauen auch in Herzogenaurach bei "adidas" auf die EM-Endrunde vorbereiten, wo zuletzt auch die Männer mehrfach ihr Lager aufgeschlagen haben.
Und doch sind andere Nationen dem Deutschen Fußball-Bund voraus. Vor einigen Wochen einigte sich das Frauen-Team der USA mit dem Verband auf Equal Pay. Frauen und Männer in den Nationalteams erhalten die gleichen Prämien inklusive Boni, bei Erreichen der Ziele bei Turnieren.
Drei Länder haben Equal Pay bereits eingeführt
"Es ist historisch und ich denke, es wird viele andere Dinge im Sport auslösen, nicht nur in den USA, sondern weltweit", sagte US-Stürmerin Margaret Purce, die sich auch für gleiche WM-Prämienzahlungen durch den Fußball-Weltverband Fifa aussprach.
In England und Brasilien ist Equal Pay bereits seit geraumer Zeit Usus. Das Hauptargument dort: Egal, ob Männer oder Frauen, beide Nationalteams vertreten in derselben Sportart ihr Land. Die Aktiven haben daher auch das Recht, für diese Rolle gleich bezahlt zu werden.
Als einer der größten Fußballverbände auf dieser Welt könnte auch der DFB mit der Einführung von Equal Pay ein Zeichen setzen, doch den Spielerinnen sind zunächst einmal andere Dinge wichtiger.
"Ich würde keine Millionen verdienen wollen, um ehrlich zu sein. Das ist nicht das, was wir uns primär wünschen“, erklärte unlängst Nationalspielerin
DFB-Spielerinnen fordern zunächst Equal Play
"Man kann wirklich in ganz vielen Ecken, zum Beispiel bei den Trainingsbedingungen, ansetzen. In England sind die Vereine der ersten Liga zum Beispiel dazu verpflichtet, eine Frauenmannschaft zu haben." Zudem brauche der Frauenfußball in den Medien auch eine Bühne, forderte Freigang.
"Für uns geht es nicht um Equal Pay, sondern vielmehr um Equal Play, also gleichwertige Bedingungen zu schaffen", erklärte Nationalmannschaftskollegin
Auch bei den TV-Geldern klaffen zwischen beiden Ligen große Lücken, sodass sich die unterschiedlichen Etats und damit auch die großen Unterschiede in den Gehältern zwischen Männern und Frauen im Fußball erklären lassen.
"Geht es uns auch um die Gesellschaft?"
Die Rahmenbedingungen der beiden Ligen müssten sich also in verschiedenen Bereichen weiter angleichen, damit Equal Pay tatsächlich zum Thema werden könnte. Aber ist das angesichts von immer neuen 100-Millionen-Euro-Transfers und zahllosen Spielen in jeder Saison bei den Männern überhaupt realistisch?
Nationalspielerin Freigang fordert hier ein Umdenken. Grundsätzlich müsse man sich die Frage stellen, ob "wir ausschließlich kapitalistisch leben und nur das fördern, was maximalen finanziellen Erfolg bringt? Oder geht es uns auch um die Gesellschaft?"
Die USA taugen aber für Equal Pay nicht als Vorbild, denn dort wird der Sport in einem anderen System gespielt. Statt Auf- und Abstieg gibt es dort feste Ligen mit verschiedenen Teams, die sich aber allesamt an eine Gehaltsobergrenze, das sogenannte Salary Cap, für ihren gesamten Kader halten müssen. Liegen sie über dieser Grenze, müssen die Teambesitzer "Luxussteuer" entrichten. Hinzu kommt in den USA, dass das Frauen-Nationalteam deutlich erfolgreicher ist, als es bei den Männern bislang der Fall war.
So bleibt vorerst nur die Hoffnung auf eine weitere Steigerung des Investments in den Frauenfußball resultierend aus sportlichen Erfolgen der Frauen-Nationalmannschaft – am Besten schon bei der kommenden EM – und der deutschen Klubs in der Champions League.
Denn viel ist dafür momentan nicht nötig, wie Freigang anschaulich erklärt: "Wenn man die Ablösesummen der Männer anschaut und guckt, wie viel Geld es bräuchte, um eine Frauenmannschaft zu finanzieren, sind das wirklich Peanuts."
Verwendete Quellen:
- Interview Laura Freigang Playboy 2022/07
- Sky Sport News: Interview: Giulia Gwinn glaubt an EM-Titel: "Wollen Traum im Sommer verwirklichen"
- Sportschau: DFB-Turnierprämie für Männer und Frauen bleibt unterschiedlich
- DLF.de: "Equal Pay" im US-Fußball jetzt offiziell
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