Was für eine Überraschung! Bei ihrem Europacup-Comeback siegt die Eintracht beim Vorjahresfinalisten Marseille. Die Frankfurter schießen den Siegtreffer vor leeren Rängen gar in Unterzahl und dürfen sich nun auf das nächste europäische Highlight gegen Lazio Rom am 4.Oktober freuen. Dann zuhause und vor Publikum.
Der deutsche Fußball-Pokalsieger Eintracht Frankfurt ist erfolgreich in die Europa-League-Saison gestartet. Die Hessen feierten nach 1666 Tagen Pause ein Europa-Comeback nach Maß und kamen am Donnerstagabend zum Auftakt in der Gruppe H in Unterzahl zu einem 2:1 (0:1) bei Vorjahresfinalist Olympique Marseille. "Es ist unfassbar, es tut einfach nur gut. Das müssen wir jetzt mitnehmen", sagte Neuzugang und Nationaltorhüter Kevin Trapp.
Mittelfeldspieler Lucas Torro (52. Minute) mit einem Kopfball und Joker Luka Jovic (89.) mit einem satten Schuss sorgten für den unerwarteten Sieg der Eintracht, die sogar noch eine halbe Stunde in Unterzahl spielte.
Eintracht blitzschnell im Hintertreffen
Nach mehr als viereinhalb Jahren Europa-Pause war die Eintracht in Marseille schnell in Rückstand geraten, Lucas Ocampos (3.) schoss ein. «Ein Spiel zu drehen, tut immer gut», meinte Abwehrspieler Danny da Costa. «Für die Moral ist das überragend.»
In der letzten halben Stunde verteidigte die Eintracht zu zehnt das Remis beim klaren Favoriten, weil Jetro Willems wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. «Unsere Position ist jetzt sehr gut. Wir sind viel gelaufen, haben viel gekämpft. Es war wichtig, dass wir uns dafür belohnen», sagte Trapp weiter. Mit dem Sieg im Rücken können die Hessen nun zuversichtlich das erste Heimspiel in zwei Wochen gegen Lazio Rom angehen.
"Geisterspiel ist traurig für den Fußball!"
«Es ist schon bedrückend, so ein Geisterspiel zu haben. Es ist traurig für den Fußball», sagte Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic. Wo sonst mehr als 60 000 Zuschauer, inklusive einer fünfstelligen Zahl an Eintracht-Fans, für ein Fußball-Fest gesorgt hätten, verloren sich nur rund 500 Club-Angehörige und Journalisten im riesigen Stade Vélodrome. Hintergrund war eine UEFA-Strafe gegen OM wegen mehrmaliger Verfehlungen der französischen Fans in der Vergangenheit.
Der Vorjahresfinalist aus Marseille zeigte trotz fünf Veränderungen in der Startelf zunächst die reifere Spielanlage und hatte in Mittelfeldstar Dimitri Payet seinen Dreh- und Angelpunkt. Die Eintracht-Defensive bekam den französischen Ex-Nationalspieler erst überhaupt nicht in den Griff, erst im zweiten Durchgang legte die Eintracht die Zurückhaltung ab und zeigte Comeback-Qualitäten.
Wenn bei der Eintracht was ging, dann meist über die rechte Seite. So auch in der vierten Minute, als Willems an einer Flanke von Danny da Costa vorbeirutschte. Viel mehr ließ OM in den ersten 45 Minuten nicht zu, dabei mussten die Gastgeber schon ab der siebten Minute auf Weltmeister Adil Rami wegen einer Verletzung verzichten. Ins Spiel kam Luiz Gustavo, ein alter Bekannter aus der Bundesliga.
Frankfurt zur Pause im Glück
Die Eintracht hatte gar Glück, dass die Franzosen zur Pause nicht höher führten. Einen Kopfball von Valere Germain fischte Trapp aus dem oberen Toreck (9.), der Keeper war auch bei einer weiteren Riesenchance von Germain nach einem katastrophalen Fehlpass von Torro zur Stelle (29.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff hinterließ aber auch Trapp einen unsicheren Eindruck, als ihm ein Payet-Freistoß durch die Hände rutschte und nur knapp über das Tor strich.
Zum zweiten Durchgang kamen die Frankfurter mir mehr Leidenschaft und Engagement aus der Kabine. Die Eintracht erarbeitete sich ein kleines Übergewicht und wurde sogleich belohnt. Nach eine Ecke von Jonathan de Guzman köpfte Torres zum Ausgleich ein.
Auf Zitterminuten folgt der Triumph
Schwerer wurde es nach der Gelb-Roten Karte für Willems, der schon in der Bundesliga nach einer Tätlichkeit im Heimspiel gegen Werder gesperrt ist. Die Eintracht wehrte sich aber nach Kräften und hatte durch den Ex-Hamburger Nicolai Müller bereits die Chance zur Führung, doch OM-Schlussmann Pele war zur Stelle (73.). Gegen Jovic' Schuss war er aber machtlos.(cs/dpa)
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