Nicht nur in Europa, auch auf dem amerikanischen Kontinent wird diesen Sommer ein neuer Champion gesucht. Bei der Copa América gibt es neben den üblichen Favoriten auch einige Teams mit Außenseiterchancen.

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Wer trotz mehrerer EM-Spiele am Tag gar nicht genug vom Fußball kriegen kann, der kann sich zusätzlich die Nacht vor dem Fernseher um die Ohren schlagen und die Copa América verfolgen. Die große Neuerung: Das Turnier läuft ab sofort immer parallel zu Europameisterschaften. Der Rhythmus wird angeglichen. Alle vier Jahre soll das Event steigen.

Vom 20. Juni bis zum 14. Juli findet die Copa América 2024 in den USA statt. 16 Nationen möchten den Pokal. Viele Fans sehen die üblichen Verdächtigen ganz weit vorn. Gerade in diesem Jahr könnten aber auch die vermeintlich Kleineren ihre Chance haben. Wir machen den Favoritencheck.

Die Top-Favoriten

Argentinien

Der amtierende Weltmeister und Titelverteidiger der Copa América ist das Maß aller Dinge. Die Albiceleste ist eingespielt und weiß, wie man Titel gewinnt.

Lionel Messi
Lionel Messi und Argentinien gelten als Topfavorit. © IMAGO/SNA/Grigory Sysoev

Hinzu kommt, dass Argentinien auf jeder Position herausragend gut besetzt ist. Lange Zeit galt die Defensive als Schwachstelle. Dies ist längst nicht mehr der Fall. Der beste Torhüter der WM, Emiliano Martinez, hat mit dem Trio Romero/Otamendi/Lisandro Martinez eine stabile Abwehr vor sich. Im Mittelfeld streitet sich der deutsche Meister Exequiel Palacios mit Liverpools Mac Allister und Chelseas Fernandez um die Plätze.

Und vorne: Der ewige Lionel Messi. Seine Oberschenkelprobleme hielten die Nation zuletzt in Atem. Bei der Generalprobe gegen Guatemala (4:1 Sieg) zeigte der Superstar sich aber nicht nur beschwerdefrei, sondern auch in Topform. Zwei Tore und ein Assist sprechen für sich. Überraschung bei der Kadernominierung: Die Youngster Carboni und Garnacho (beide 19) fahren mit, die Weltmeister Dybala (30) und Correa (29) bleiben daheim.

Fazit: Wer den Titel will, muss Argentinien schlagen. Absoluter Top-Favorit.

Brasilien

Die Brasilianer müssen auf ihren bekanntesten Spieler verzichten. Neymar Jr. wird das Turnier aufgrund einer Knieverletzung aus dem letzten Jahr verpassen. Das mindert die Stimmung in Brasilien allerdings kaum, denn die Selecao hat auf den offensiven Positionen längst neue Goldjungen gefunden. Rodrygo und Vini Jr. sind gerade erst mit Real Madrid Champions League Sieger geworden. Vini gilt im Fall eines weiteren Titels sogar als Kandidat für den Titel als Weltfußballer.

Vini Jr. (l) und Endrick
Die neuen braislianischen Superstars: Vini Jr. (l) und Endrick. © IMAGO/Agencia-MexSport/JONATHAN DUENAS

Ganz besonders achten sollte man aber auf den gerade mal 17 Jahre jungen Endrick. In seiner Heimat schon jetzt ein Megastar, könnte die Copa seinen großen Durchbruch auf internationaler Bühne bedeuten. Nach dem Turnier wechselt er dann übrigens für knappe 50 Millionen Euro von Palmeiras zu seinen beiden Kumpels nach Madrid.

Fazit: Brasilien hat seine Stärken ganz vorne und ganz hinten, im Mittelfeld klemmt der Schuh ein wenig. Finden sie hier eine eingespielte Formation, kann es zum Titel langen.

Die Geheimfavoriten

Uruguay

13 Jahre nach dem letzten Titel fühlt sich Uruguay bereit, wieder zuzuschlagen. Was dafür spricht: La Celeste hat das, was sich jeder Trainer wünscht - eine Achse.

Darwin Nunez
Darwin Nunez vom FC Liverpool stürmt für Uruguay © IMAGO/Sebastian Frej

Die Führungsspieler sind perfekt verteilt auf alle Mannschaftsteile. In der Abwehr tun Ronald Araújo (FC Barcelona) und José Maria Giménez (Atletico Madrid) jedem Gegner weh, im Mittelfeld lenkt Federico Valverde (Real Madrid) das Spiel und ganz vorne liegen alle Hoffnungen auf Darwin Núnez (FC Liverpool). Große Hoffnungen macht aber auch der Mann an der Seitenlinie: Marcelo Bielsa gilt unter Fußballern als einer der besten Trainer der Welt. Der Argentinier coacht nun ausgerechnet den Kontrahenten aus Uruguay.

Fazit: Sollten die Großen stolpern, ist Uruguay bereit, nach dem Titel zu greifen. In der WM-Quali haben sie Argentinien und Brasilien bereits geschlagen.

USA

Man sollte niemals den Gastgeber unterschätzen. Zwar ist die Copa für die Amerikaner nur so etwas wie ein großer Probelauf für das Heimturnier bei der WM 2026, dennoch ist die Mannschaft talentiert genug, um für Furore zu sorgen. Bundesliga-Fans dürften diese Mannschaft lieben. Mit Joe Scally (Borussia Mönchengladbach) und Brenden Aaronson (Union Berlin) spielen zwei aktuelle Bundesliga-Spieler neben zahlreichen ehemaligen. Dazu gehören die Stars des Teams Christian Pulisic (AC Milan), Giovanni Reyna (Nottingham Forrest) und Weston McKennie (Juventus Turin). Im letzten Testspiel gab es einen Achtungserfolg gegen Brasilien (1:1). Das macht Lust auf mehr.

Fazit: Um den Titel spielen die USA vermutlich nicht, das Team hat aber Halbfinal-Potenzial.

Die Außenseiter

Luis Diaz
Flügelflitzer Luis Diaz ist einer der Stars im kolumbianischen Team. © IMAGO/MB Media Solutions

Mexiko, Ecuador und Kolumbien darf zugetraut werden, eine gute Rolle zu spielen. Für den ganz großen Wurf sind die Teams in der Breite allerdings wohl zu schwach besetzt. Die Chilenen hinken den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Nachdem 2015 und 2016 gleich zweimal in Folge die Copa América gewonnen wurde, ist das Nationalteam Stück für Stück schwächer geworden.

Fazit: Ein Underdog-Triumph wäre überraschender denn je. Vielleicht spielt sich aber auch ein Team in den Fokus, das aktuell noch keiner auf dem Schirm hat. Kanada und Peru könnten mögliche Kandidaten sein.

Wenn am 14. Juli das Finale in Miami stattfindet, dann dürfte es aber keinen überraschen, wenn es eine Neuauflage zwischen Argentinien und Brasilien gibt. Gerade aber auch Uruguay sollte 2024 besser jeder auf dem Schirm haben.

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