Am nächsten Titelgewinn des FC Bayern München zweifelt niemand mehr. Hinter dem übermächtigen Rekordmeister ist das Feld aber ziemlich dicht gedrängt. Eine Bestandsaufnahme vor dem Start in die Rückrunde.
Es gab mal eine Zeit, da war in der Bundesliga die Partie des Ersten gegen den Zweiten so etwas wie ein Spitzenspiel. Da ging es mindestens die Meisterschaft
Wer wird der Beste vom Rest?
Nach 17 Spieltagen ist Bayern München der Konkurrenz bereits so weit enteilt, dass das Titelrennen längst entschieden sein dürfte. Elf Punkte liegen vor dem Aufeinandertreffen der Bayern mit dem Tabellenzweiten VfL Wolfsburg zwischen beiden Klubs.
Man muss kein Prophet sein, um zu behaupten, dass die Bayern auch in dieser Saison mit einem monströs großen Vorsprung ins Ziel einlaufen werden. Also sollten sich die Fans vor dem Start in die Rückrunde auf die Nebenkriegsschauplätze konzentrieren. Den Abstiegskampf etwa mit den Größen BVB, HSV, Stuttgart und Werder. Oder auf die Frage, wer hinter den Super-Bayern der Beste vom Rest sein könnte.
Wolfsburg nimmt Borussia Dortmunds Platz ein
Eigentlich war diese Nebenrolle für Borussia Dortmund reserviert. Der BVB widersetzt sich in dieser Saison aber jeglicher Logik und ist in der Tabelle lediglich Zweiter von unten. Mit der Champions League dürfte Jürgen Klopps Mannschaft wenig zu tun haben, zwölf Punkte Rückstand auf Rang vier sind wohl zu viel - auch wenn es immer noch einige Experten gibt, die den BVB am Ende der Saison auf einem Königsklassen-Platz sehen, wie jüngst Günter Netzer.
Dortmunds Platz hat vorübergehend der VfL Wolfsburg eingenommen. Den mit Volkswagen-Millionen üppig alimentierten Werkskickern wird nicht nur in dieser Saison die Rolle des einzigen Bayern-"Verfolgers" zuteil. Die Wölfe bringen von allen Kandidaten am meisten Konstanz mit und den tiefsten Kader, wenn der VfL so wie bisher vom Verletzungspech verschont bleibt.
Ein wenig Ungewissheit herrscht noch darüber, wie die Mannschaft den tragischen Tod von Junior Malanda verarbeitet hat. Im Gesamtpaket kommt Wolfsburg aber so stark daher wie keine andere Mannschaft und gilt als erster Kandidat für den Platz hinter den Bayern.
Leverkusen leistet sich zu viele Ausrutscher
Bereits sechs Punkte Rückstand hat Bayer Leverkusen. Das Team von Roger Schmidt spielte in der Hinrunde neben den Bayern phasenweise sicherlich den aufregendsten Fußball. Das Gefälle zwischen Weltklasse und Kreisklasse war aber viel zu groß.
Lediglich sieben von 17 Spielen hat Leverkusen bisher gewonnen und sich immer wieder vermeidbare Ausrutscher geleistet. Die Doppelbelastung mit der Champions League hat der Kader nicht immer gut verkraftet, zumal die personelle Besetzung der Defensive weiterhin eigentlich nicht höchsten Ansprüchen genügt.
Trainer Schmidt setzt deshalb darauf, dass seine Truppe lernt, effizienter zu spielen und den Gegner auch mal mit weniger Aufwand in die Knie zu zwingen. Andernfalls wird es für Bayer sogar eng mit der Verwirklichung des Minimalziels Platz vier.
Schalke 04 und Gladbach in Lauerstellung
Unter anderem deshalb, weil Borussia Mönchengladbach in dieser Saison ein ernsthafter Konkurrent ist und Schalke 04 mit Roberto di Matteo offenbar die Kurve gekriegt hat. Gladbach hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert und jetzt endlich und endgültig die Abgänge von Marco Reus, Dante und Roman Neustädter kompensiert. Die Borussia spielt einen klaren Fußball und hat auf vielen Positionen noch gehöriges Entwicklungspotenzial.
Der FC Schalke liegt in Lauerstellung und hat in den letzten Partien vor der Winterpause den schwachen Start in die Saison einigermaßen wettmachen können. So langsam kommt die Mannschaft in Fahrt, zudem setzen die Verantwortlichen auch große Hoffnungen in die Rückkehr hochkarätiger, aber zuletzt verletzter Spieler wie Kevin-Prince Boateng, Jefferson Farfan, Sidney Sam, Leon Goretzka oder Sead Kolasinac.
Einige sind bereits zurück auf dem Rasen, andere sollen im Laufe der Rückrunde wieder ein Faktor werden. Und dann ist da auch noch Winterneuzugang Matija Nastasic von Manchester City. Der galt vor zwei Jahren als größtes Innenverteidigertalent Europas und wagt jetzt auf Schalke einen neuen Anlauf. Schalke wird bis zum Ende um die Champions-League-Plätze kämpfen - für Platz zwei und damit den Besten vom Rest wird es in dieser Saison aber nicht mehr reichen.
Der aktuelle Tabellensechste FC Augsburg hat mit seiner Hopp-oder-Top-Mentalität (neun Siege, acht Niederlagen, kein Remis) die Liga überrascht. Die Fuggerstädter spielen aber am Limit, ein Platz im internationalen Geschäft wäre schon eine Überraschung. Einer in der Champions League eine Sensation. Und Platz zwei? So viel wert wie der Gewinn der deutschen Meisterschaft.
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