- Der deutsche FIFA-Schiedsrichter Felix Brych verlässt aus freien Stücken die internationale Bühne.
- Im Rahmen der EM überzeugte der 45-Jährige. Er durfte fünf Partien leiten, zuletzt das Halbfinale des späteren Europameisters Italien gegen Spanien.
- Brych, der der Bundesliga als Referee noch erhalten bleibt, äußert sich zudem kritisch zu Ex-Kollege Manuel Gräfe.
Deutschlands Top-Schiedsrichter Felix Brych will nach der für ihn erfolgreichen Europameisterschaft mit fünf Einsätzen zukünftig auf internationale Großereignisse verzichten. Das sagte der 45-Jährige dem "kicker" (Donnerstag). Brych tritt nach 14 Jahren von der ganz großen Fußball-Bühne ab.
Felix Brych befürchtet einen Leistungseinbruch
Er glaube, er könne eine Leistung und Leistungsbereitschaft wie bei dem Turnier in den vergangenen Wochen über einen so langen Zeitraum nicht wiederholen. "Bei der EURO war ich über Wochen extrem fokussiert, anders kann man ein solches Turnier auch nicht erfolgreich bestreiten. Ich glaube nicht, dass ich diese Leistung beziehungsweise Leistungsbereitschaft wiederholen kann. Deswegen habe ich mich entschieden, kein weiteres Turnier mehr zu pfeifen und meine internationale Karriere zum Jahreswechsel hin zu beenden", sagte Brych.
Auch in der Champions League und Europa League wird man den Abteilungsleiter im Bayerischen Fußball-Verband ab 2022 nicht mehr in Aktion erleben
National wolle er aber weitermachen. "Ich freue mich auf die anstehende Saison in der Bundesliga", blickte der Mann vom SV Am Hart München voraus. Zwei Spielzeiten will er noch pfeifen, dann erreicht er die vom Deutschen Fußball-Bund festgelegte Altersgrenze.
Lutz Michael Fröhlich: "Brych hat die meisten Spiele in der Champions League"
Großes Lob gab es schon jetzt vom deutschen Schiedsrichter-Boss Lutz Michael Fröhlich. "Felix ist der Schiedsrichter mit den meisten Spielen in der Champions League, hat an fünf großen Turnieren der FIFA oder UEFA teilgenommen, dabei auch ein Finale der Champions League geleitet. Viele seiner Spiele, zu denen er im Laufe seiner Karriere nominiert wurde, waren sehr brisant und schwierig zu leiten", sagte Fröhlich am Donnerstag in einer DFB-Mitteilung.
Nach seinem Bundesligadebüt 1999 war Brych seit 2007 als FIFA-Schiedsrichter im Einsatz. 2012 pfiff er bei den Olympischen Spielen in London, 2014 und 2018 bei den Weltmeisterschaften in Brasilien und Russland sowie 2016 und in diesem Sommer bei der Europameisterschaft. "Mit seinem tollen Auftritt bei der EURO rundet Felix seine außergewöhnlich erfolgreiche internationale Schiedsrichterkarriere ab", sagte Fröhlich.
Dies sieht auch Ex-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb so. "Mit dem Ausscheiden von Felix Brych aus den internationalen Wettbewerben verlieren die DFB-Schiedsrichter nicht nur einen sehr angesehenen Unparteiischen, sondern auch einen großartigen Botschafter", sagte sie Sport1. Brych und sein Team hätten "eine Vielzahl an brisanten Spielen hervorragend geleitet", betonte Steinhaus-Webb.
Felix Brych steckte die enttäuschende WM 2018 weg
Dabei schien Brych vor drei Jahren am Tiefpunkt angekommen zu sein. Lediglich ein WM-Spiel durfte er pfeifen - nach der Vorrunde musste Brych vorzeitig abreisen. Neben dem Phantomtor des Leverkuseners Stefan Kießling 2013 in Hoffenheim war dies wohl die schmerzhafteste Erfahrung in seiner langen Erfolgskarriere. Für viele Beobachter war das Vorgehen der FIFA damals nicht nachvollziehbar gewesen.
Doch er ließ sich davon nicht unterkriegen und lief bei der EM zur Höchstform auf. UEFA-Schiedsrichterchef Roberto Rosetti betraute Brych mit der Leitung von gleich fünf Partien - darunter das Halbfinale Italien gegen Spanien. So viele Einsätze hatte zuvor noch nie ein Schiedsrichter bei einer EM-Endrunde. Selbst bei Weltmeisterschaften, wo es wegen der höheren Teilnehmerzahl wesentlich mehr Endrundenspiele gibt, schafften dies erst vier Referees. "Ein großes, erfolgreiches internationales Turnier hat mir in meiner Karriere noch gefehlt. Jetzt fühlt sich meine Laufbahn vollkommen an", sagte Brych.
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Gräfe hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) verklagt, weil er die Schiedsrichter-Altersgrenze von 47 Jahren als diskriminierend ansieht. (dpa/AFP/hau)
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