Nie zuvor hatte ein Weltmeister-Titel im Frauenfußball eine größere politische Dimension als jener der Nationalmannschaft der USA 2019 in Frankreich. Präsident Donald Trump kann sich eine Einladung ins Weiße Haus sparen, und während der Siegerehrung wird der Präsident der FIFA lautstark niedergebuht.
Die Fußballerinnen aus den USA haben sich zum vierten Mal zu den Besten der Welt gekrönt. Beim 2:0 über die Niederlande verdiente sich der unterlegene Europameister ob seiner Gegenwehr zwar Respekt, doch bleibt die Vorherrschaft der US-Frauen bei Weltmeisterschaften ungebrochen.
Sie wissen, was sie können. Vor allem aber wissen sie, was sie wollen: gleiche Bezahlung wie die Männer, und keine Wahlhelferinnen für einen Präsidenten sein, der Minderheiten ausgrenzt.
Kapitänin
Ein ganzes Stadion steht auf
"Equal pay, equal pay, equal pay!" dröhnte es in Lyon von den Rängen, als das WM-Endspiel seinen zeremoniellen Abschluss fand. Neben dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron hatte der Boss der FIFA, Gianni Infantino, protokollgemäß den Rasen betreten. Der Unmut vieler Besucher war Infantino sicher.
Dessen FIFA ist dafür verantwortlich, dass an die Teilnehmerinnen der Frauen-WM in Frankreich nicht mal ein Zehntel der Prämien ausgeschüttet wird wie an die Verbände, die 2018 die Qualifikation für die Männer-WM in Russland geschafft hatten. 30 Millionen US-Dollar (etwa 26,7 Millionen Euro) stehen 400 Millionen US-Dollar (etwa 356,2 Millionen Euro) gegenüber.
Auf Twitter gratulierten mit Tennis-Ass Serena Willliams und Schwimm-Ikone Nancy Hogshead-Makar eine aktuelle und eine ehemalige US-Sportgröße den alten und neuen Weltmeisterinnen und betonten, wie wichtig deren Kampf um Gleichheit und Gerechtigkeit sei:
US-Angreiferin Tobin Heath gab bis zu ihrer Herausnahme in der 87. Minute alles für den Sieg und hatte bei Kontern mehrmals das dritte Tor für die USA auf dem Fuß. Die Reaktion des Publikums begeisterte die 31-Jährige mindestens so sehr wie der Gewinn des WM-Titels.
"Es ist so cool, das ganze Stadion für unsere Sache rufen zu hören, weil wir schon so lange als Mannschaft dafür kämpfen. Das ist ein wirklich starker Moment vor den Augen der Welt. Ich hoffe, er bewirkt ein Umdenken", zitierte "Fox Sports" die Weltmeisterin.
Megan Rapinoe möchte neue Diskussion
Rapinoe, deren verwandelter Foulelfmeter in der 61. Minute die Entscheidung des Endspiels einleitete, pflichtete Heath bei: "Ich denke, dass jeder bereits ist, diese Diskussion auf der nächsten Ebene weiterzuführen." Sie könne das "Gerede" von "Sind die Frauen das wert? Sollten sie wie die Männer bezahlt werden? Ist der Markt der gleiche?" nicht mehr hören, sagte die beste Spielerin des Turniers: "Davon haben die Fans die Nase voll, die Spielerinnen und - zu großen Teilen - auch die Sponsoren", lautete das Statement einer der drei besten Turnier-Torschützinnen.
Rapinoe zählte aber nicht nur auf dem Feld zu den schillerndsten Persönlichkeiten der vier WM-Wochen in Frankreich. Ihr Konflikt mit
Auf die Frage, ob sie sich nach einem möglichen Gewinn des WM-Titels über eine Einladung Trumps ins Weiße Hause freuen würde, sagte sie: "I'm not going to the fucking White House" (deutsch: "Ich werde nicht in das beschissene Weiße Haus gehen").
Auf einer Pressekonferenz nahm Rapinoe das Schimpfwort vor dem Finale zwar zurück, stand aber weiterhin klar zu ihrer Aussage, nicht ins Weiße Haus gehen zu wollen. Sie ermutigte auch ihre Teammitglieder, die Einladung nicht anzunehmen, um Trump keine Bühne zu bieten.
Rapinoes Teamkollegin Ali Krieger, die zwischen 2007 und 2012 einige Jahre für den 1. FFC Frankfurt in der Bundesliga kickte, erklärte, dass sie eine Trump-Einladung nicht annehmen werde. "Ich gehe nicht ins Weiße Haus", sagte die frühere Frankfurterin Ali Krieger im ZDF.
Donald Trump schickt Glückwunsch nach Lyon
Von der Gratulation ans Team aber ließ sich Trump trotzdem nicht abhalten. "Herzlichen Glückwunsch an die US-Frauenfußballmannschaft zum Gewinn der Weltmeisterschaft!", schrieb der 73-Jährige auf Twitter.
Es sei ein "großartiges und aufregendes" Spiel gewesen. "Amerika ist stolz auf euch alle!", fügte der Präsident hinzu.
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