Das hätte deutlich schlimmer kommen können: Gegen Schweden, Dänemark und Polen kämpft die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der EM im kommenden Jahr um die K.o.-Phase. Zwar hat jeder einzelne Gegner einen Superstar in seinen Reihen – zum Stolperstein dürften diese Teams aber dennoch nicht werden.
Es war - einmal mehr - eine pompöse Veranstaltung, die da im Swiss Convention Centre in Lausanne im wahrsten Sinne des Wortes über die Bühne ging. Die Auslosung zur Gruppenphase der Frauen-EM 2025 wurde zum Stelldichein der Stars, von der amtierenden Europameisterin Jill Scott aus England bis hin zu einigen der Größen des Männer-Fußballs, Leonardo Bonucci etwa oder Sami Khedira.
Gemeinsam durften insgesamt acht ehemalige Stars 15 Kugeln aus den vier Lostöpfen ziehen, Gastgeber Schweiz war als Kopf der Gruppe A schon belegt. Und der deutschen Mannschaft mit ihrem gar nicht mehr so neuen Trainer
Die EM-Gruppen in der Übersicht
- Gruppe A: Schweiz, Norwegen, Island, Finnland
- Gruppe B: Spanien, Portugal, Belgien, Italien
- Gruppe C: Deutschland, Polen, Dänemark, Schweden
- Gruppe D: Frankreich, England, Wales, Niederlande
Große Kaliber wie England, die Niederlande oder Norwegen blieben dem achtmaligen Europameister dagegen erspart. Die wie Deutschland als Gruppenköpfe gesetzten Spanierinnen und Französinnen waren schon vor der Ziehung auszuschließen.
Schweden: Offene Rechnungen des ewigen Zweiten
Der stärkste und gefährlichste Gegner der deutschen Mannschaft dürfte nicht nur auf dem Papier Schweden sein. Der erste Europameister der Geschichte dieses Wettbewerbs (von 1984) musste nach der Qualifikationsrunde zwar noch den Umweg über die Playoffs nehmen, gab sich da gegen Serbien bei zwei klaren Siegen (2:0 und 6:0) keinerlei Blöße.
Die Schwedinnen mögen nicht mehr ganz die Klasse vergangener Tage haben, der Kader von Trainer Peter Gerhardsson gibt aber immer noch eine ganze Fülle herausragender Spielerinnen her. Allen voran natürlich Routinier und Kapitänin Kosovare Asllani: Die Mittelstürmerin steht aktuell bei 47 Toren nach 192 Länderspielen. Weitere Stützen des Teams sind unter anderem die für den FC Bayern München aktive Linda Sembrant, Sofia Jakobsson (FC Chelsea) oder Stina Blackstenius (FC Arsenal).
Duelle zwischen Deutschland und Schweden haben bei großen Turnieren eine sehr lange Tradition - zumeist mit dem besseren Ausgang für die DFB-Auswahlen. Sowohl bei Welt- und Europameisterschaften als auch bei Olympia 2016 trafen sich beide Nationen schon in den Endspielen. Und immer siegte die deutsche Mannschaft mit nur einem Tor Differenz.
Auch deshalb haftet den Schwedinnen, die seit 40 Jahren auf einen großen Titel warten, der Malus des ewigen Zweiten an. Aber Vorsicht: Das letzte Aufeinandertreffen bei einem großen Turnier ging an die Schwedinnen. Im Viertelfinale der WM 2019 in Frankreich waren die Tre Kronor für die deutsche Mannschaft Endstation.
Dänemark: Viel mehr als "nur" Pernille Harder
Eine Nummer kleiner als die Schwedinnen dürfte Dänemark einzustufen sein. Die Mannschaft des schwedischen Trainers Andree Jeglertz konnte sich zwar immerhin direkt für die EM-Endrunde qualifizieren, musste also nicht den mühsamen Weg über die Playoffs gehen. Im internationalen Vergleich gehört Dänemark allerdings nicht ganz zur obersten Riege - und schon gar nicht zu den Favoritinnen bei diesem Turnier.
Die überragende Spielerin in Reihen der Skandinavierinnen ist Pernille Harder vom FC Bayern München. Die Kapitänin ist Dänemarks erfolgreichste Torjägerin aller Zeiten (76 Treffer) und einer der Superstars des europäischen Frauen-Fußballs. Die bereits 36-jährige Sanne Nielsen von der AS Rom und Catrine Veje (Crystal Palace) zählen in der Abwehr zu den wichtigsten Spielerinnen.
Die Bilanz gegen Deutschland liest sich aus dänischer Sicht ziemlich ernüchternd: Sechs Siegen stehen bereits 14 Niederlagen und vier Remis gegenüber. Aber: In der Gruppenphase der abgelaufenen Nations-League-Saison gelang Dänemark vor rund einem Jahr ein 2:0-Erfolg über Deutschland…
Polen: Krasser Außenseiter mit einem Superstar
Krasser Außenseiter in der Gruppe C ist bei seiner EM-Endrunden-Premiere Polen. Zum ersten Mal überhaupt hat es eine Mannschaft des polnischen Verbands zur Endrunde bei einem großen Turnier geschafft, die Jahrzehnte des zum Teil bitteren Scheiterns sind deshalb vorbei.
Trainerin Nina Patalon hat zwar selbst nie auf höchstem Niveau Fußball gespielt und war zu ihrer aktiven Zeit auch keine Nationalspielerin – das Trainer-Handwerk hat die 38-Jährige dafür aber von der Basis bis zum höchsten Amt im polnischen Frauen-Fußball gelernt. Über die U15, die U17 und die U19 arbeitete sich Patalon hoch bis zur Cheftrainerin der A-Nationalmannschaft.
Dort kann sie unter anderem auf den einzigen "echten" Star ihrer Mannschaft zählen: Ewa Pajor hat unter anderem insgesamt neun Jahre für den VfL Wolfsburg in der Bundesliga gespielt und mit den Wölfinnen insgesamt 14 Titel gewonnen. 2023 wurde Pajor zudem Torschützenkönigin der Bundesliga - ehe sie sich ein Jahr später dem großen FC Barcelona anschloss.
Polen schaffte den historischen Durchbruch über die Playoffs, schaltete dabei zunächst Rumänien und dann die deutlich favorisierten Österreicherinnen aus (1:0 und 1:0). Den Umweg musste die Mannschaft übrigens gehen, weil in der Gruppenphase unter anderem an Deutschland kein Vorbeikommen war: Mit 4:1 und 3:1 gewann die DFB-Auswahl beide Spiele klar.
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