Am 22. Mai erscheint die Doku "Wir Weltmeister. Abenteuer Fußball-WM 2014" in der ARD-Mediathek. Zwei Folgen konnten wir vorab sehen. Sie machen Lust auf mehr.
Die ARD bringt eine neue Doku zur WM 2014 heraus. Diese erzählt allerdings nicht noch einmal plump den damaligen Erfolg nach, ihre Autoren haben einen anderen Ansatz gewählt. So können sich die ersten beiden Folgen der vierteiligen Reihe sehen lassen.
Es ist eine der zahlreichen starken Szenen aus der Doku "Wir Weltmeister. Abenteuer Fußball-WM 2014". Die Autoren Martin Roschitz und Sven Kaulbars wollen mit ihr den letzten großen Triumph in der deutschen Fußball-Geschichte in Brasilien noch einmal lebendig werden lassen und wählen dabei einen anderen Ansatz. Denn es ist Höwedes, der im Mittelpunkt der beiden rund 30-minütigen Folgen steht, die wir vorab sehen durften. Vier Episoden sind es insgesamt, die ab dem 22. Mai in der ARD-Mediathek veröffentlicht werden.
Höwedes als überraschender Hauptdarsteller
Dass Höwedes zum Hauptprotagonisten der Doku gemacht wird, verleiht ihr eine facettenreiche Varianz, einen ungewöhnlichen und daher spannenden Blick auf den Weg zum WM-Titel. Höwedes saß damals im Trainingslager in Südtirol neben dem früheren DTM- und Formel-1-Fahrer Pascal Wehrlein, der im Rahmen eines Mercedes-Sponsorenevents bei einem Autounfall zwei Männer verletzte, einen davon schwer.
Er wich dem vor ihm fahrenden Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg aus, als der eine Vollbremsung machte. Wehrlein entschied sich für die linke Seite. Einer der beiden Männer ist heute immer noch pflegebedürftig.
"Ich habe da immer noch dran zu knacken, weil ich immer noch Probleme habe, Beifahrer zu sein", sagt Höwedes rückblickend. Es sei eine absolute Katastrophe, sagt er, "auch wenn ich keine Schuld habe, weil ich das Auto nicht gefahren bin. Und trotzdem fühlt man sich irgendwie mitverantwortlich für ein anderes Leben, das nicht normal weitergeführt werden kann".
Emotionale Episoden eines Nationalspielers
Doch es ist nicht nur der Unfall, über den der 36-Jährige auf emotionale Art und Weise spricht, sondern auch sein Haarausfall, der im Spiel gegen die USA im Regen von Recife der ganzen Nation auffiel. Wie sehr der Verlust der Haare Höwedes beschäftigt und mitgenommen hat, ist eine seltene Sicht auf die alltäglichen Probleme, die auch Nationalspieler haben.
"Ich spiele das größte Turnier meines Lebens. Und dann sehe ich, dass ich quasi mit einer Halbglatze herumlaufe", sagt Höwedes. Bei ihm war es der Stress rund um das Turnier, die Sorge, ob er überhaupt dabei sein kann, der dazu führte. "Das tat mir richtig weh", so Höwedes, der betont, auch er habe Befindlichkeiten. "Ich war mit Mitte 20 noch nicht bereit, mir eine Glatze zu rasieren."
Eigentlich ein Streichkandidat
Höwedes galt vor dem Turnier als möglicher Streichkandidat, spielte in der ungewohnten Rolle als Außenverteidiger dann aber jede Minute. Neben ihm kommen mit
Was der Doku guttut, ist, das bereits Gesehene nicht noch einmal neu aufzuwärmen. Das Autorenduo versucht, mit Anekdoten und Erinnerungen einen neuen Blickwinkel zu schaffen und neues Interesse an einem Turnier zu generieren, das aus deutscher Sicht erfolgreich, aber auch ungewöhnlich war. Es ist immer schwierig, eine Geschichte interessant zu erzählen, deren Ende jeder kennt. Der Doku gelingt das in den ersten beiden Folgen problemlos.
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Die Natur holt sich den Trainingsplatz zurück
Neben den kleinen Geheimnissen der Spieler (Mertesacker: "Ich muss mich kurz vorm Spiel übergeben oder hab Würgereize. Jeder hat seine Dinge, die er für sich behält.") sind es Anekdoten, die einen Mehrwert liefern.
Höwedes ist mit der ARD für die Doku zum Campo Bahia gereist, dem legendären Quartier der DFB-Auswahl, das ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum Titel wurde. Heute hat sich die Natur einen Großteil des Trainingsplatzes der deutschen Mannschaft zurückgeholt. Im Luxus-Ressort selbst erinnern zahlreiche Memorabilia an die Gäste von damals.
Dort wurde der Geist von Campo Bahia begründet, der Spirit, der das DFB-Team zum Titel trug. Und er wurde auch früh begossen, wie zum Beispiel der damalige Physiotherapeut Christian "Chicken" Huhn verrät. Nach dem 4:0-Auftaktsieg gegen Portugal gab es "die größte Feier, die wir überhaupt gehabt haben bei der ganzen WM", sagt der heute 48-Jährige, der laut Schweinsteiger bei den Behandlungen bei 1980er-Jahre-Musik gerne die eine oder andere Tanzeinlage einstreute.
Bis Löw nachts den Stecker zieht
Die Party mit Schlagermusik führte dazu, dass Löw sie um 4 Uhr morgens im Schlafanzug beenden musste, indem er der Musikanlage den Stecker zog. "Und er meinte: 'Männer, so können wir das nicht weitermachen'", erzählt Huhn. Doch am nächsten Morgen traf dann noch der erlaubte Besuch der Nationalspieler ein, und an der Hotelbar herrschte "reger Urlaubsbetrieb, die ersten saßen da und haben Caipirinha geschlürft", sagt Huhn.
Es passte ins ausgelassene Bild, aber noch nicht so recht in die Ernsthaftigkeit einer WM. "Wenn wir so weitergemacht hätten, dann wären wir die lustigste Mannschaft geworden, aber nicht die erfolgreichste", sagt Huhn. Dass das DFB-Team am Ende das erfolgreichste wurde, ist bekannt. Die Anekdoten und Geheimnisse der beiden weiteren Folgen sind es noch nicht. Allerdings machen die ersten Episoden Lust auf mehr.
"Wir Weltmeister. Abenteuer Fußball-WM 2014": Die vierteilige Doku ab 22. Mai in der ARD-Mediathek (https://www.ardmediathek.de).
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