- Ali Daei ist in seinem Heimatland Iran eine Fußballikone.
- In Europa ist er bekannt, weil er unter anderem für Bayern München spielte.
- Nun unterstützt er die Proteste im Iran im Zuge des Todes von Mahsa Amini und wurde deshalb laut Berichten in dieser Woche verhaftet.
Nachrichten von der Verhaftung von Ali Daei erschüttern die Fußballwelt. Der Iraner hatte sich in den vergangenen Wochen die Proteste gegen das iranische Regime im Zuge des Todes der jungen Kurdin Mahsa Amini angeschlossen. Nun sollen Sicherheitskräfte den ehemaligen Stürmer wie auch den Torhüter Hamed Lak in der nordiranischen Stadt Saqqez, wo Mahsa Amini gelebt hat, festgenommen haben.
Schon vor etwas mehr als zwei Wochen war der Pass von Daei vorübergehend konfisziert worden. Daei gilt in seinem Heimatland als Fußballikone, hat sich aber auch nie davor gescheut, politisch Stellung zu beziehen.
In Europa wurde Daei aufgrund seiner Zeit in der Bundesliga bekannt. 1997 war er vom katarischen Club Al-Sadd zu Arminia Bielefeld gewechselt und konnte nach guten Leistungen für die Ostwestfalen sogar die Aufmerksamkeit von Bayern München auf sich ziehen. Für den Rekordmeister spielte Daei wiederum ein Jahr und zog mit den Münchenern ins Champions-League-Finale 1999 ein, in dem Daei allerdings nicht zum Einsatz kam.
Nach sechs Toren in 23 Spielen für die Bayern ging Daei im Sommer 1999 zu Hertha BSC. Im selben Jahr wurde er zu Asiens Fußballer des Jahres gewählt. Daei blieb bis 2002 in der Hauptstadt und wechselte anschließend in die Vereinigten Arabischen Emirate. Seine aktive Karriere beendete er im Iran im Jahr 2007.
Lange internationaler Torrekordhalter
Seinen Durchbruch hatte Daei bei der Asienmeisterschaft 1996 geschafft, als er Torschützenkönig wurde und unter anderem beim 6:2-Sieg gegen Südkorea im Viertelfinale mit vielen starken Aktionen und einem Volleytor aus 20 Metern von sich reden machte. Hochgewachsen und mit markantem Schnauzbart wurde Daei eine schillernde Persönlichkeit des iranischen und asiatischen Fußballs. Sein Jahr bei Bayern München katapultierte ihn in noch höhere Sphären.
Darüber hinaus war er mit 109 Toren in 149 Spielen der iranischen Nationalmannschaft lange Zeit Rekordtorschütze in internationalen Spielen. Sein Torrekord wurde erst im vergangenen Jahr von Cristiano Ronaldo gebrochen. "Nach jedem Tor waren die Menschen so glücklich. Je glücklicher sie wurden, desto mehr Freude verspürte ich. Der Unterschied zum Clubfußball lag darin, dass man im Nationalteam für die Flagge und die 80 Millionen Menschen spielte", sagte Daei damals über seinen Rekord.
Kritiker von Ahmadineschad
Nach seiner aktiven Spielerzeit wechselte er ins Trainergeschäft und übernahm 2008 die iranische Nationalmannschaft. Allerdings währte dieses Engagement nur rund ein Jahr; Daei vermutete seinerzeit, dass der damalige iranische Präsident Mahmud Ahmadineschad etwas mit seiner Demission zu tun gehabt habe - denn der Ex-Fußballer war lange ein Kritiker Ahmadineschads.
Als er dem ehemaligen Präsidenten auf einem Flug nach Teheran im Jahr 2019 begegnete, weigerte sich Daei, neben ihm in der Business Class zu sitzen. "Ich war niemals in Politik involviert und werde auch niemals involviert sein. Bei allem Respekt gegenüber Politikern, ich bevorzuge es, bei den einfachen Menschen zu sitzen", kommentierte Daei.
2012 war er in einen schweren Autounfall verwickelt, manche Medien meldeten bereits seinen Tod. Daei erholte sich aber und kehrte an die Seitenlinie zurück. Avancen von Regierungsseite, das Amt des Sportministers zu übernehmen, oder auch Angebote, Chef des Iranischen Fußballverbands zu werden, lehnte er ab.
Nach seiner Zeit bei Saipa Teheran, seiner bislang letzten Trainerstation, widmete sich Daei seit 2019 vornehmlich Dingen außerhalb des Fußballs. Er hält einen Abschluss in Ingenieurswesen und ist Teil-Eigentümer eines Stahlunternehmens sowie einer Versicherungsfirma. In England wurde des Öfteren spekuliert, dass Daei irgendwann beim Everton FC eine Position erhalten könnte, da der Liverpooler Erstligist dem iranischstämmigen Geschäftsmann Farhad Moshiri gehört.
"Ich warte auf den passenden Moment, um nach London zu fliegen und über eine mögliche Zusammenarbeit zu sprechen", sagte er noch im vergangenen Jahr. In diesen Tagen steht Ali Daei allerdings aufgrund der Geschehnisse im Iran vor weitaus ernsthafteren Problemen als einer möglichen Rückkehr in den Fußball.
Verwendete Quellen:
- Interview mit Ali Daei für "The Times" im Juni 2021
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.