Bastian Schweinsteiger steht bei Manchester United angeblich vor dem Aus - was unweigerlich die Frage aufwirft, wohin der Deutsche eigentlich noch wechseln könnte? Nach seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft deutet einiges auf eine Alternative hin.

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Die Kettenreaktion ist im vollen Gange und seit Donnerstagabend sieht es so aus, als würde dabei unter anderem der am Freitag aus der Nationalmannschaft zurückgetretene Weltmeister böse unter die Räder kommen. Der Wechsel von Gonzalo Higuain vom SSC Neapel zu Juventus bringt den Transfermarkt in Wallung.

Italiens bestens alimentierter Rekordmeister ist in der Serie A zwar der Krösus, aber auch für Juventus sind 90 Millionen Euro Ablöse nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Also muss verkauft werden, im konkreten Fall der Mittelfeldspieler Paul Pogba. 120 Millionen Euro sind als Gegenwert im Gespräch, zu bezahlen von Manchester United. Die haben bereits 80 Millionen Euro ausgegeben, ohne entsprechende Einnahmen durch Verkäufe. Und hier kommt Bastian Schweinsteiger ins Spiel.

Nach übereinstimmenden Medienberichten plane Uniteds neuer Trainer José Mourinho den dringend notwendigen Umbruch in Old Trafford ohne Schweinsteiger. Das verwundert auf den ersten Blick, entspricht der Spielertypus Schweinsteiger doch genau Mourinhos Vorstellungen eines Stützpfeilers in einer neu zu formenden Mannschaft.

Zwei Drittel der Saison verletzt

Und trotzdem gibt es einige Argumente, die für Mourinhos angebliches Vorhaben sprechen. Schweinsteiger wird am kommenden Montag 32 Jahre alt. Die Verantwortlichen der Red Devils waren vor einem Jahr - auf Anraten und Druck des damaligen Trainers Louis van Gaal - bereit, Schweinsteiger mit einem Dreijahresvertrag und einem geschätzten Wochensalär von 190.000 Euro auszustatten.

Als Gegenleistung konnte der Deutsche aber lediglich 18 Spiele, ein Tor und eine Vorlage liefern. Die anderen zwei Drittel der Saison verbrachte der sehr verletzungsanfällige Schweinsteiger in Arztpraxen und Reha-Zentren. Legt man seine Verletztenhistorie zu Grunde, hat Uniteds neues Trainerteam offenbar kaum noch zutrauen auf eine Trendwende.

Bis Ende 2011 war Schweinsteiger in fast zehn Jahren als Profi nur ein einziges Mal ernsthafter verletzt, im Sommer 2009 riss er sich den Meniskus und eine Faszie am Fußballen. Aber dann: Schlüsselbeinbruch, Außenbandriss, Sprunggelenksverletzung, Patellasehnenprobleme, Innenbandriss im Knie. In den vergangenen beiden Jahren war Schweinsteiger insgesamt 248 Tage verletzt.

Das Tempo könnte ein Problem sein

Zudem soll es Experten geben, die Schweinsteiger das Tempo in der Premier League nicht mehr zutrauen. Da ist sicherlich was dran, in seinen wenigen Spielen war Schweinsteiger eher der Passspieler, der sich in einer relativ geschützten Position im linken oder rechten Halbraum vor der Viererkette die Bälle abholte und zumindest in der Offensive kaum explosive Akzente setzen oder viele Zweikämpfe führen musste.

Allerdings gönnen sich etwa die Bayern einen vergleichbar behäbigen Spieler namens Xabi Alonso, Juventus erreichte mit dem langsamen Andrea Pirlo als zentraler Figur das Champions-League-Finale, der FC Barcelona holte den Titel mit Xavi. Die fehlende Geschwindigkeit allein kann es eigentlich kaum sein - im Zusammenwirken und direkten Vergleich mit Pogba, der in diesen Tagen unterschreiben soll, werden die Defizite aber doch auffällig.

Manchester United gehört seit Sir Alex Fergusons Abgang nicht mehr zum inneren Zirkel der besten Teams Europas, der Wechsel Schweinsteigers weg von den Bayern zu den Red Devils konnte schon als kleiner sportlicher Abstieg betrachtet werden. Nun ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein bald 32-Jähriger mit dieser Verletzungsgeschichte noch einmal einen Vertrag bei einem der ganz großen europäischen Klubs unterschreiben wird.

Die MLS wäre reizvoll

Also tauchen schon die üblichen Verdächtigen auf: Paris St.-Germain, das gerne viel Geld selbst für betagte Spieler ausgibt und nach dem Weggang von Zlatan Ibrahimovic ein Vakuum an Erfahrung zu füllen hat. Die großen Klubs der kleinen Süperlig dürften ebenfalls aufhorchen, allen voran Fenerbahce. In England ist von den neureichen Chinesen die Rede, die zuletzt so ziemlich alles für horrendes Geld aufgekauft haben.

Und natürlich die Major League Soccer. Das würde in der Tat am meisten Sinn machen. Eine prosperierende Liga, mit reizvolles Infrastruktur, ordentlichen Verdienstmöglichkeiten und die Aussicht, gegen den einen oder anderen Kontrahenten von früher nochmal spielen zu dürfen. Gegen Kaká, Pirlo, Frank Lampard oder Steven Gerrard.

Schweinsteigers Entscheidung, seine Karriere in der Nationalmannschaft mit sofortiger Wirkung zu beenden, nährt diese Spekulationen. Er muss jetzt nicht mehr zwingend in Europa bleiben und damit im Fokus von Bundestrainer, Medien und Fans. Wohlgleich sollte die Bundesliga immer auch noch eine - zumindest kleine - Option darstellen.

Eine Rückkehr nach München wäre gewiss charmant: Jede Menge Herz-Schmerz für die Fans, ein bisschen Marketing und vielleicht noch das eine oder andere große Spiel in Bundesliga oder Champions League. Aber realistisch erscheint das nicht.

In Gelsenkirchen gäbe es eine junge, aufstrebende Truppe, mit einem neuen Trainer und einem neuen Sportdirektor und einem zum x-ten Mal formulierten Wunsch der Besserung. Aber Bastian Schweinsteiger in Blau? Dann wohl doch eher in die MLS ...

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