Mason Greenwood gehört aktuell zu den umstrittensten Spielern der Fußballwelt und das hat mit seinem fußballerischen Können herzlich wenig zu tun. Vielmehr liegt es an den Vorwürfen der Vergewaltigung, Körperverletzung sowie Erpressung, denen Greenwood im Jahr 2022 ausgesetzt war. Nun will er zurück ins englische Nationalteam – doch Thomas Tuchel sollte gewarnt sein.

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Fünf Tore und eine Vorlage in sieben Spielen für Olympique Marseille: rein sportlich gesehen, müsste sich Thomas Tuchel als neuer Nationaltrainer Englands eigentlich zwingend mit Mason Greenwood beschäftigen. Der erst 23-jährige Engländer galt schon immer als großes Offensivtalent und gerade unterstreicht er das mit überzeugenden Leistungen in Frankreichs erster Liga.

Doch bei Mason Greenwood zählt nicht allein das Sportliche. Dafür ist in der noch jungen Karriere des Engländers zu viel vorgefallen. Im Jahr 2022 hatte seine Freundin Harriet Robson Bilder bei Instagram hochgeladen, die sie mit schlimmen Verletzungen im Gesicht zeigen. Ihr damaliger Kommentar zu den Bildern: "Für jeden, der wissen möchte, was mir Mason Greenwood tatsächlich antut." Auch Audio-Aufnahmen einer vermeintlichen Vergewaltigung von Robson durch Greenwood fanden ihren Weg an die Öffentlichkeit.

Warum Greenwood nicht mehr in England spielt

Es gibt wohl nur wenige Engländer, die diese Aufnahmen nicht gehört, die die Bilder von Robson nicht gesehen haben. Und das ist auch der Grund, warum Greenwood nicht länger für ein englisches Team spielt, sondern in Frankreich – obwohl er nie vor einem Gericht verurteilt wurde. Die britische Justiz hatte die Ermittlungen nach einem Jahr eingestellt. Die Begründung: Nach dem Rückzug wichtiger Zeugen und aufgrund der Beweislage hätte es keine realistische Aussicht auf eine Verurteilung gegeben. Die vermeintlich Geschädigte Harriet Robson hatte sich kurzzeitig von Greenwood getrennt, inzwischen erwarten die beiden jedoch ihr zweites Kind.

Als Greenwoods damaliger Verein Manchester United nach den niedergelegten Ermittlungen in Erwägung zog, den Spieler wieder in die Mannschaft aufzunehmen, war der Aufschrei groß. Fans protestierten vor der Geschäftsstelle, Mitarbeitende des Klubs drohten laut "The Athletic" mit Kündigung oder Streik, die Verantwortlichen wurden mit E-Mails geflutet, auch die Politik schaltete sich ein. Schließlich trennte sich Manchester United von Greenwood.

Tuchel dürfte gewarnt sein

Das alles wird Thomas Tuchel wissen und in seine Überlegungen miteinfließen lassen – sollte er sich denn überhaupt mit Greenwood treffen. Bislang fordert lediglich Greenwood das Gespräch mit dem neuen Trainer der englischen Nationalmannschaft. Unter Southgate hatte er gewusst, keine Chance auf einen Platz im Team der "Three Lions" zu haben.

Wie die "Sun" berichtet, will Greenwood nun wohl ein für alle Mal wissen, ob diese Entscheidung auch unter dem neuen Trainer steht. Sollte auch Tuchel Greenwood absagen, will sich der 23-Jährige offenbar dem jamaikanischen Nationalteam anschließen. Greenwoods Vater ist Jamaikaner, er besitzt neben der englischen auch die jamaikanische Staatsbürgerschaft. Ein Wechsel des Nationalteams wäre möglich, weil Greenwood bislang lediglich einmal für England aufgelaufen ist. Bei unter vier Einsätzen vor dem 21. Geburtstag eines Spielers erlauben die Fifa-Statuten einen Wechsel.

Tuchel dürfte in jedem Fall gewarnt sein, wie die Reaktionen in seiner Wahlheimat ausfallen könnten, sollte er Greenwood tatsächlich eine Rückkehr ins englische Nationalteam in Aussicht stellen. Es ist fraglich, dass der ehemalige Chelsea-Coach eine derart umstrittene Entscheidung zu Greenwoods Gunsten fällen wird.

Man konnte schon bei Tuchels Ernennung als Nationaltrainer den Eindruck bekommen, dass gewisse Tabloids nur auf den ersten Fehler des Deutschen warten. Doch so leicht wird es ihnen Tuchel nicht machen.

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