Beim FC Bayern gelten sie als gescheitert, beim FC Everton erstrahlen sie in neuem Glanz: James Rodriguez und Carlo Ancelotti. Nach Jahren der Enttäuschung bringen sie den Glamour nach Everton.
James Rodriguez, der feine Fußballer.
Lange Zeit hatte sich Evertons Klubbesitzer Farhad Moshiri einen echten "Hollywoodtrainer" gewünscht. Einer, der zu den großen Ambitionen des Klubs passt: Man will in die "Top Four" der Premier League, und das möglichst bald. Dafür haben die "Toffees" Ancelotti geholt.
Der "Mister" kam Ende 2019 nach Everton. Es war eine Zeit, in welcher der blaue Teil Liverpools (Everton) gerade mit 2:5 beim roten Teil Liverpools (FC Liverpool) verloren und auf Rang 18 in der Premier League abgerutscht war. Ancelotti folgte auf Marco Silva, der wiederum auf klangvolle Namen wie Sam Allardyce und Ronald Koeman gefolgt war.
Aber: Einen wie Ancelotti hatten sie noch nie in Everton. Dreifacher Champions-League-Sieger, zweifacher Welttrainer, Meister in Italien, Deutschland, Frankreich, ja selbst in England. So fragte man sich auf der Insel Ende 2019: Wenn Ancelotti keine besseren Zeiten beim FC Everton einleiten kann, ja, wer denn dann?
James Rodriguez und Carlo Ancelotti finden zusammen
Der Name Ancelotti hält in der Rückrunde 2019/20, was er verspricht. Der Ex-Bayern-Coach führt den FC Everton raus aus der Abstiegszone. Rang zwölf wird es am Ende. Es ist nur ein Startschuss für mehr. Ancelotti bekommt eine Elf zusammengestellt - trotz Coronakrise. Nach Jahren der Flop-Transfers in Everton kommen Spieler wie Allan vom SSC Neapel, Abdoulaye Doucouré aus Watford, Ben Godfrey von Norwich und eben: James Rodriguez.
Die Traumehe zwischen Ancelotti und James nimmt 2014 bei Real Madrid ihren Anfang, als der Kolumbianer als "Golden Boy" und WM-Torschützenkönig eine Bilderbuch-Debütsaison im königlichen Dress hinlegt. Im 4-2-3-1 des "Mister" kann sich James als Spielmacher perfekt entfalten. Das Resultat: 35 direkte Torbeteiligungen in 46 Einsätzen.
Carlo Ancelotti und James Rodriguez: Zwei Unglückliche im Dress des FC Bayern
Ein Jahr später wendet sich das Blatt, für Ancelotti und damit auch für James Rodriguez. Real Madrid entlässt den italienischen Star-Coach. Unter Nachfolger Rafael Benitez und später unter
Hier währt die Wiedersehensfreude nur kurz: Ancelotti muss nach einem 0:3 gegen Paris Saint-Germain gehen. Findet James unter Jupp Heynckes tatsächlich noch zurück zu alter Stärke, ist er in seinem zweiten Bayern-Jahr unter Niko Kovac nicht mehr als ein Notnagel.
Weil Notnägel im Zweifel nicht fest verpflichtet werden, kehrt James 2019 nach Madrid zurück, wo ihn aber das alte, neue Leid ereilt. Wieder ist Zidane der Trainer, wieder baut er auf andere. "Wenn man sieht, dass man nicht die gleichen Möglichkeiten bekommt wie die Teamkollegen, ist es schwierig", klagt James zu jener Zeit. Weil auch Real die Geduld verliert, darf der Kolumbianer im Sommer 2020 nach Everton wechseln. Ablösefrei. Zu Ancelotti.
James Rodriguez überragt beim FC Everton
Der Einstand ist bemerkenswert. Everton startet mit vier Siegen im englischen Oberhaus, dann folgen ein 2:2 gegen Meister Liverpool und zwei Niederlagen (0:2 gegen FC Southampton, 1:2 gegen Newcastle United).
Einer überragt alle. James brilliert, zaubert, trifft, trickst, strahlt. Drei Treffer und vier Vorlagen gelingen ihm in sieben Spielen. "Wir haben eine spezielle Bindung zueinander", frohlockt er bei seiner Vorstellung in Richtung Ancelotti. Als Carlo angerufen habe, "musste ich nicht zweimal überlegen".
Ancelotti gibt die Blumen zurück: "Er ist ein fantastischer Vorlagengeber, mit seinem Schuss aber auch selbst sehr torgefährlich. Wichtig ist, dass wir ihm gewisse Freiheiten geben." Von James’ Wiederauferstehung sei er keineswegs überrascht. Im Gegenteil: 20 Tore erwartet der "Mister" von seinem Schützling.
Carlo Ancelotti lässt James Rodriguez beim FC Everton glänzen
Die Voraussetzungen dafür sind gut: Zwar hat auch Ancelotti die klassische Spielmacher-Position in seinem System abgeschafft. Doch im 4-3-3 des FC Everton agiert James nur auf dem Papier als Rechtsaußen. Faktisch zieht er immer wieder ins Zentrum und kurbelt selbst das Offensivspiel an. Ancelotti lässt ihm sämtliche Freiheiten, weil er versteht, wie James tickt.
In Everton ist James endlich wieder der gefeierte Star, der er in Madrid und in München nur selten war. Er ist nicht mehr nur einer unter vielen Stars - er ist DER Star. Als sein Transfer Anfang September fix war, erstrahlte in Bogota der Torre Colpatria in Blau mit der Nummer 19 - James’ Rückennummer.
Verwendete Quellen:
- transfermarkt.de: Profil FC Everton
- spox.com: "James Rodriguez beim FC Everton: Carletto lässt die Sonne scheinen "
- kicker.de: "Kalter Karriereknick: Der Weg des James Rodriguez"
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