Ein WM-Held in der fußballerischen Pampa? Mario Götzes Neuanfang bei PSV Eindhoven hat wenig mit der Klasse der niederländischen Eredivisie zu tun, aber sehr viel mit der dort herrschenden Auffassung vom Fußball - für die auch sein deutscher Trainer steht. Er hat nicht nur Götze angelockt.
Es war der Überraschungstransfer des Herbstes: Wider aller Spekulationen entschied sich
Götze ist bereits der sechste deutsche Spieler im Kader von Eindhoven – trainiert vom ehemaligen Leverkusener Coach Roger Schmidt. Die PSV und die Eredivisie kommen an bei deutschen Spielern.
220.000 Einwohner statt Millionen-Metropole. Eine Stadt abseits der großen Fußballbühne, des Glitzers und Ruhmes der europäischen Topklubs. Nein, Eindhoven ist nun wahrlich nicht mit Madrid, London, Paris und München vergleichbar. Vielleicht ist Eindhoven aber genau deshalb der richtige Ort für Götze und die anderen ehemaligen Bundesliga-Profis, die Trainer Schmidt hier versammelt hat.
Den Transfer Götzes zur PSV Eindhoven hatte niemand so wirklich auf dem Schirm. Götze, der zuletzt noch von seinem Karriereziel "Champions-League-Sieg" gesprochen hatte und mit Hertha BSC in Verbindung gebracht worden war, wechselte in eine weniger bedeutende, weniger spektakuläre europäische Liga und ist selbst "überrascht, dass das so passiert ist", wie er in einem vom Verein veröffentlichten Interview erzählte.
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Götze plus fünf - die Deutschen in Eindhoven
Die Eingewöhnung fiel Götze in Eindhoven vielleicht auch deshalb leicht, weil er im Kader auf mehrere Landsleute traf.
Schon seit dem vergangenen Jahr spielen der ehemalige Schalker Torwart Lars Unnerstall und Innenverteidiger Timo Baumgartl (zuvor beim VfB Stuttgart) beim Klub. Der Verein besitzt Anziehungskraft für deutsche Spieler, was nicht nur an der geografischen Nähe zu Deutschland und den ähnlichen Gepflogenheiten liegt.
Das ist Eindhoven: Traditionsverein, der nach Höherem strebt
Die vergangene Saison schloss Eindhoven im März auf einem eher enttäuschenden vierten Platz ab, als die Liga mit dem Corona-Lockdown abgebrochen wurde. Für die Klub-Verantwortlichen des 24-maligen niederländischen Meisters nicht genug. Sie wollen es wieder mit dem Rekordmeister Ajax Amsterdam aufnehmen, wieder um die Meisterschaft und in der Champions League spielen.
Um das zu erreichen, hat PSV clever eingekauft: In Eindhoven findet sich nun eine Mischung aus jungen Spielern (wie Fein und der Ivorer Ibrahim Sangaré) und erfahrenen Leistungsträgern wie dem israelischen Stürmer Eran Zahavi, der zuletzt in China spielte.
Kapitän des Teams ist der 24 Jahre alte niederländische Nationalspieler Denzel Dumfries. Shootingstar ist Donyell Malen, der 2017 vom FC Arsenal kam und nach acht Ligaspielen bei vier Toren und einer Vorlage steht. Seinen Marktwert beziffert das Portal transfermarkt.de bereits auf 25 Millionen Euro. Auch der erst 18-jährige Mohamed Ihattaren ist bereits fester Bestandteil der jungen, bissigen PSV-Elf.
Mit 17,5 Millionen Euro hat Eindhoven im zurückliegenden Sommer dafür nicht einmal die Hälfte der Transferausgaben Ajax Amsterdams (40 Millionen Euro) aufgewendet.
Roger Schmidt wollte Mario Götze unbedingt
Der entscheidende Faktor für den Wechsel Götzes nach Eindhoven war Schmidt. Der Trainer selbst kontaktierte den in Dortmund aussortierten Weltmeister und baute ein vertrautes Verhältnis zu ihm auf. "Ich fühle mich hier sehr willkommen und wertgeschätzt", sagte Götze. Wertschätzung, die er seit seiner Rückkehr zum BVB im Sommer 2016 offenbar weitgehend vermisst hatte.
"Mario hat Interesse gezeigt, nachdem Roger Schmidt sich mit ihm in Verbindung gesetzt hat. Und am Ende hat er sich als der Glücksfall herausgestellt, auf den wir gehofft hatten. Wir sind begeistert und stolz, dass er bei PSV unterschrieben hat", äußerte sich John de Jong, Eindhovens Sportdirektor.
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Schmidt hat zuvor in Salzburg, in Leverkusen und in China bei Beijing Guoan gezeigt, dass er für attraktiven Offensivfußball steht, für ein schnelles Angriffsspiel mit hohem Pressing und schnellem Umschalten. Eindhoven hat sich bewusst für Schmidt, dessen Namen und Philosophie entschieden.
"Ich bin am richtigen Ort für meinen Spielstil", sagte auch Götze nach seiner Ankunft. Der 28-Jährige spielt aktuell auf dem Flügel, Rechts- und Linksaußen. Beim BVB agierte er meist in der Mitte, im offensiven Mittelfeld oder gar als Mittelstürmer. Bislang geht das Konzept auf: In sechs Spielen schoss der frühere Nationalspieler drei Tore und legte eines vor. PSV liegt auf Rang drei in der Eredivisie - mit nur zwei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Ajax.
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Nur in der Europa League, in einer machbar erscheinenden Gruppe mit dem FC Granada, PAOK Saloniki und Omonia Nikosia hinkt die PSV nach nur einem Sieg aus drei Partien dem eigenen Anspruch hinterher. Zuletzt setzte es trotz einer 1:0-Pausenführung in Thessaloniki eine 1:4-Niederlage.
Der Fußball in der Eredivisie ist Götze auf den Leib geschneidert
Großer Verein, kleinere Liga. In der Eredivisie können junge Spieler wie Fein bei einem konkurrenzfähigen und in der Liga erfolgreichen Verein wachsen und auf sich aufmerksam machen. Gleichzeitig stehen sie nicht im Scheinwerferlicht wie bei den großen Klubs in der Bundesliga. Das senkt den Druck.
Die Bedeutung dieses Faktors ist im Falle Götzes nicht zu unterschätzen. Er scheint in seiner neuen sportlichen Heimat aufzublühen. Die Eredivisie, in der insgesamt 62 deutsche Spieler aktiv sind, ist eine eher technisch denn physisch geprägte Liga, wodurch seine Fähigkeiten zusätzlich zur Geltung kommen.
Die große Bühne, das Spektakel braucht es da (erst einmal) gar nicht. Doch vielleicht ist das sogar viel größer.
Verwendete Quellen:
- YouTube-Kanal von PSV Eindhoven: First Interview Götze | "I'm looking forward to this new journey"
- Transfermarkt.de: PSV Eindhoven
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