- Im Europacup sind in einigen Ländern in den Stadien wieder Stehplätze erlaubt.
- Bei Fans und Vereinen löst das Begeisterung aus.
- Union Berlin dürfte wohl der größte Profiteur sein.
Der Sturm der Begeisterung ließ nach dem ersehnten Tabubruch nicht lange auf sich warten. Fußballromantikern ging das Herz auf, selbst Vereinsvertreter jubelten lauthals. "Das ist eine großartige Nachricht", schwärmte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. "Träume werden wahr", sagte Union Berlins Präsident Dirk Zingler mit breitem Grinsen. Und die Anhänger feierten gar einen "historischen Sieg".
Derartige Euphorie hat eine Entscheidung der Uefa in jüngerer Vergangenheit selten hervorgerufen. Doch die Erlaubnis der Stehplätze im Europapokal trifft den Puls der breiten Masse - gerade in Deutschland. "Die Stehplätze sind ein wichtiger Teil unserer Fußballkultur", sagte Watzke. Bei seiner Borussia kann die national schon lange gefürchtete "gelbe Wand" nun mit 25.000 stehenden Anhängern auch international ihre volle Wucht entfalten.
"Alle Fans bitte ich darum, verantwortungsbewusst mit dieser Chance in der nächsten Spielzeit umzugehen", betonte Watzke. Die Anhänger hatten mit ihrer Hartnäckigkeit schließlich selbst diese Möglichkeit erkämpft. Das internationale Bündnis Football Supporters Europe (FSE) hatte seit einigen Jahren mit der Kampagne "Europe Wants to Stand" für die Wiedereinführung von Stehplätzen geworben.
Stehplätze in der Champions League: Testphase in Deutschland, England und Frankreich
"Während dies in einigen Jahren als eine natürliche Entwicklung gesehen werden wird, ist es auch ein historischer Sieg für die europäische Fanbewegung", sagte FSE-Vorstandsmitglied Gregor Weinreich.
Das Exekutivkomitee hatte am Mittwoch für die Stadien in Deutschland, England und Frankreich für die kommende Saison eine Testphase beschlossen. Gültig ist die Regelung in Champions League, Europa League und Conference League, Finals und Länderspiele sind ausgenommen. Doch bei Erfolg soll die Regel ausgeweitet werden.
"Wir wollen, dass unsere Fans unsere Mannschaft unter den bestmöglichen Bedingungen und im Einklang mit den Traditionen, die wir hier in Deutschland Woche für Woche sehen, unterstützen können. Stehplatztribünen sind ein wesentlicher Bestandteil davon", sagte Eintracht Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke. Auf dem Weg zum Sieg in der Europa League war es in der Vorsaison bereits an der Tagesordnung, dass die Eintracht-Fans bei Heimspielen vor ihren Sitzplätzen standen.
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Union Berlin als wohl größter Profiteur
Größter Profiteur des sogenannten "Beobachtungsprogramms" der Uefa dürfte Union Berlin sein. Denn die ungeliebte europäische Ausweichspielstätte Olympiastadion könnte der Vergangenheit angehören. "Die historische Chance, Europapokalabende an der Alten Försterei zu erleben, wollen wir unbedingt nutzen", sagte Zingler. Mehr als 18.000 Stehplätze gibt es dort, aber weniger als 4.000 Sitzplätze.
Bislang ein totales Ausschlusskriterium für die Europa League, nun sind lediglich noch ein paar kleine Anpassungen zur Europa-Tauglichkeit nötig. "Der Zeitpunkt kommt überraschend", so Zingler. Doch die Vereine und Fans sind bereit. (afp/lh)
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