Die diesjährige Ballon-d'Or-Gala wurde vom Boykott der Real-Delegation überschattet. Nach der Preisverleihung nannte einer der Hauptverantwortlichen der Veranstaltung Details: Real Madrid habe ihn unter Druck gesetzt.

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Rodri ist Gewinner des Ballon d'Or 2024 – und das nicht unverdient, immerhin ist der Mittelfeldspieler englischer Meister mit Manchester City und Europameister mit Spanien geworden.

Real Madrid dürfte das jedoch anders sehen, die "Königlichen" waren sich sicher, dass ihr Offensiv-Star Vinicius Junior die begehrte Trophäe gewinnen würde. Auch in den Medien wurde der Brasilianer als Favorit auf den goldenen Ball gesehen.

Real Madrid boykottiert Ballon-d'Or-Gala

Doch es kam anders – und die Madrilenen sorgten in der Folge für einen Eklat: Weil bereits Stunden vor der Preisverleihung am Montagabend die Nachricht durchsickerte, dass Vinicius wider Erwarten nicht gewinnen würde, verzichtete die 50-köpfige Real-Delegation kurzerhand auf die Reise nach Paris. Der Privatflug wurde gestrichen, am Abend war dann kein einziger Spieler oder Mannschaftsverantwortlicher des amtierenden Champions-League-Siegers vor Ort im Théâtre du Châtelet.

Nach der Preisverleihung äußerte sich "France Football"-Chefredakteur Vincent Garcia zu den Umständen und Hintergründen des Boykotts. Die französische Fachzeitschrift vergibt seit Jahrzehnten den Ballon d'Or, der als prestigeträchtigste Einzeltrophäe im Weltfußball gilt.

"Real Madrid hat Druck auf mich ausgeübt, um herauszufinden, ob Vinicius Junior gewonnen hat."

Vincent Garcia, Chefredakteur von "France Football"

In einer Live-Schalte der Fernsehsendung "L'Équipe du soir" betonte Garcia, dass niemand im Vorfeld Einblicke in die Abstimmungsergebnisse hatte – auch nicht die Verantwortlichen von Real Madrid oder Manchester City. Rodris Emotionen auf der Bühne seien die beste Antwort darauf gewesen, dass der Spanier nichts im Vorhinein vom Preis gewusst hatte.

Vielmehr machte der Veranstalter den Madrilenen Vorwürfe: "Real Madrid hat Druck auf mich ausgeübt, um herauszufinden, ob Vinicius Junior gewonnen hat. Vielleicht ließ sie mein Schweigen denken, dass Vini verloren hat, weshalb sie nicht erschienen sind", erklärte Garcia.

Real-Stars nahmen sich gegenseitig Punkte weg

Vom Boykott der Real-Delegation sei er "unangenehm überrascht", wie er zugab. "Wir haben uns ihnen und allen anderen Vereinen gegenüber sehr klar ausgedrückt. In diesem Jahr würden der Sieger und die Siegerin nicht benachrichtigt. Ich dachte, alle hätten zugestimmt."

Garcia hat auch eine Vermutung, warum sich am Ende Rodri gegen Vinicius Junior durchgesetzt haben könnte: Weil auch dessen Real-Kollegen Jude Bellingham und Dani Carvajal in den Top 5 waren, verlor der Brasilianer dadurch rechnerisch ein paar Punkte. Rodri war also der Nutznießer davon, dass sich die Real-Stars die Punkte quasi gegenseitig weggenommen hatten.

Ob nun eine durchgesickerte Nachricht oder Garcias Schweigen zum Fernbleiben der Real-Verantwortlichen geführt hatte, bleibt wohl weiterhin das Geheimnis des spanischen Top-Klubs. Fest steht: Mit dem Ballon-d'Or-Boykott dürften sich die Madrilenen bei den Fußballfans auf aller Welt nicht unbedingt beliebter gemacht haben.

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