Verpasste Länderspiele, ein umstrittener Trip nach Stockholm, Vergewaltigungsvorwürfe und mögliche Distanzierungsversuche des eigenen Klubs: Der aktuelle Stand der Causa Kylian Mbappé.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Michael Schleicher sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Ohne Zweifel, Frankreichs Fußball-Superstar Kylian Mbappé dürfte schon weniger raue Zeiten in seiner Karriere durchgemacht haben. Nach den neuesten Vorwürfen gegen den 25-Jährigen droht das Saubermann-Image des Stürmers zu bröckeln.

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Was für dermaßen viel Unruhe sorgt, sind die Vergewaltigungs-Anschuldigungen gegen Mbappé, von denen die schwedischen Zeitungen "Aftonbladet" und "Expressen" zuletzt berichteten. Der fragliche Vorfall soll sich in einem Stockholmer Hotel ereignet haben – während der Länderspielpause war der Franzose zu Besuch in der schwedischen Hauptstadt. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet, nennt jedoch keine Namen.

"Kylian ist unbeirrt. Er weiß, was er getan hat, und vor allem, was er nicht getan hat."

Mbappé-Anwältin Marie-Alix Canu-Bernard gegenüber TF1

Während Mbappé selbst die Gerüchte auf seinen Social-Media-Kanälen schnell als "Fake News" abtat, reagierte wenig später auch seine Anwältin in verschiedenen französischen Medien auf die schweren Vorwürfe. "Er weiß, dass er sich absolut nichts vorzuwerfen hat", sagte Marie-Alix Canu-Bernard dem Sender TF1. "Kylian ist unbeirrt. Er weiß, was er getan hat, und vor allem, was er nicht getan hat. Er ist sehr ruhig", sagte Canu-Bernard der Zeitung "Le Parisien". Man werde Anzeige wegen Verleumdung oder Vorbringen einer ausgedachten Straftat einreichen.

Mbappé und seine Anwältin sind sich sicher, dass eine Intrige gegen den Star von Real Madrid gesponnen wird, das geht aus den Aussage Canu-Bernards hervor. "Es gibt eine enorme Vorsicht rund um ihn. Er geht nicht alleine raus, er kommt nicht alleine heim. Wenn er Begleitung hat, gibt es immer jemanden in seiner Umgebung." Diese Vorsichtmaßnahmen habe er persönlich getroffen, da klar sei, dass er ins Visier von jemandem mit bösen Absichten geraten könne.

Real-Werbefoto sorgt für Gesprächsstoff unter Fans

Für einiges an Aufsehen sorgte nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe gegen Mbappé auch sein Klub Real Madrid – vor allem unter den Fans. Die "Königlichen" posteten ein Foto einer gemeinsamen Marketing-Aktion mit Trikotsponsor Adidas, von dem Mbappé allem Anschein nach entfernt wurde.

Öffentlich wurde der Vorfall nur, weil Mbappés Teamkollege Jude Bellingham dasselbe Bild auf seinem X-Kanal postete – mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass Mbappé hier zu sehen war.

Der amtierende Champions-League-Sieger äußerte sich zwar bislang nicht öffentlich zur Causa Mbappé – weder zum retuschierten Foto noch zu den Vorwürfen aus Schweden. Der Nachrichtenagentur AFP zufolge teilte Real einigen Journalisten jedoch mit, dass Mbappé deshalb aus dem Foto entfernt wurde, weil er bei Adidas-Konkurrent Nike unter Vertrag steht.

Vorwürfe gegen Mbappé: "Größter Fake in der Geschichte des Sports"

Eine Erklärung, die viele Fans nicht nachvollziehen konnten, schließlich ist auf den Werbefotos beispielsweise auch Eduardo Camavinga zu sehen, der wie Mbappé bei Nike unter Vertrag steht. Ohnehin erscheint die mutmaßliche Erklärung des Klubs nicht sonderlich schlüssig: Denn warum sollten die Verantwortlichen Mbappé dann überhaupt als Fotomotiv in Betracht ziehen, wenn seine Nähe zu Nike doch kein Geheimnis ist?

Vielmehr wird vor allem in den Sozialen Medien spekuliert, dass das Entfernen von Mbappé aus dem Foto ein erster Schritt des Vereins sei, sich aufgrund der aktuellen Vergewaltigungsvorwürfe von seinem Superstar zu distanzieren.

Laut AFP ist die Unterstützung von Real Madrid für Mbappé jedoch groß, der Klub steht trotz der Anschuldigungen hinter seinem Spieler. Der Nachrichtenagentur zufolge soll der Verein nicht allzu besorgt sein, eine interne Klubquelle bezeichnete die Vorwürfe gegenüber der AFP gar als "größten Fake in der Geschichte des Sports".

Mbappé büßt in der Heimat an Beliebtheit ein

Während die Anschuldigungen aufkamen, befand sich Mbappé bereits wieder seit einigen Tagen in Madrid. Der Franzose verpasste die beiden Länderspiele der Équipe Tricolore angeschlagen, aus Gründen der Schonung wurde er von Nationaltrainer Didier Deschamps nicht nominiert.

Kylian Mbappé beim Verlassen des Stockholmer Hotels
Kylian Mbappé beim Verlassen des Stockholmer Hotels. © IMAGO/TT

Doch noch bevor die Vergewaltigungsvorwürfe öffentlich wurden, sorgte ein anderer Bericht für Unmut bei den Franzosen. Laut "Footmercato" wolle Mbappé nur noch die wichtigen Spiele der Nationalmannschaft bestreiten, aus Angst vor einer Verletzung. Der Real-Star habe demnach fest den Ballon d'Or 2025 im Blick, eine Verletzung aufgrund der steigenden Belastung durch mehr Spiele würde da zur Unzeit kommen.

Das Aushängeschild des französischen Fußballs, das eine Sonderbehandlung bekommt – zum Nachteil des französischen Fußballs? Das kam bei den Anhängern der Équipe Tricolore alles andere als gut an. Entsprechend deutlich nahmen zuletzt auch Mbappés Beliebtheitswerte in der Heimat ab. Wie "Footmercato" berichtet, haben nur noch 54 Prozent der Franzosen eine gute Meinung über Mbappé, im Vergleich zum April ist das ein Rückgang um zwölf Punkte.

Kein Ende im Gehalts-Streit mit Paris Saint-Germain

Und dann wäre da ja noch der große Gehalts-Zoff mit Ex-Klub Paris-Saint Germain. Mbappé zufolge sei ihm der Verein noch mehrere Monatsgehälter schuldig – am vergangenen Dienstag gab es eine Anhörung zu dem Fall. Tags zuvor berichtete das schwedische "Aftonbladet" erstmals über die mutmaßliche Vergewaltigung.

Ein Zufall – oder steckt möglicherweise doch mehr dahinter? Eines ist jedenfalls sicher: Mbappé dürfte hoffen, dass die ungemütlichen Zeiten für ihn so schnell wie möglich wieder ein Ende haben.

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