Nach der Klatsche im Pokal-Halbfinale gegen Real Madrid ist der FC Barcelona wie gelähmt. Die Katalanen präsentierten sich schlapp und ideenlos. Und alle fragen sich: Steht der Mythos Barça vor dem Ende?

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"Ronaldo - der König von Camp Nou" oder "Madrid ohrfeigt Barça" mussten die Spieler und Fans vom FC Barcelona an diesem Mittwoch in den Medien lesen. Eine Niederlage gegen den Erzfeind aus Madrid im "Clásico" schmerzt tiefer als gegen jeden anderen Gegner - noch dazu im eigenen Stadion vor 98.000 Fans.

Doch sie müssen zugeben: Madrid hat völlig zu Recht gewonnen. Die einstigen Zauberfußballer vom FC Barcelona überließen den Gästen aus der Hauptstadt weitgehend das Feld. Verteidiger Gerard Piqué provozierte mit einer unglücklichen Grätsche an Cristiano Ronaldo einen Elfmeter, den dieser zur Führung verwandelte. Abwehrboss Carles Puyol leistete sich beim 0:2 von Ronaldo folgenschwere Fehler. Auch die Offensive von Messi, Iniesta und Co. spielte schwach und war vor allem in der zweiten Hälfte viel zu zahm.

Klar ist nun: Der FC Barcelona steckt im Formtief. Allen voran Rekord-Torschütze Lionel Messi wirkt in letzter Zeit müde und kraftlos. Bereits im Vorfeld war der "clásico" als Krisengipfel angekündigt worden. Real Madrid musste nach dem Rückschlag in der Champions League gegen Manchester United und als abgeschlagener Tabellendritter wenigstens die Aussicht auf einen Titel retten. Barcelona wollte sich von der Verunsicherung nach der überraschenden Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den AC Mailand befreien.

Nach dem "clásico" sind die Karten neu gemischt. Real Madrid konnte mit dem deutlichen Sieg die schlechte Stimmung der letzten Monate vertreiben, beim FC Barcelona dagegen beginnt das Rätselraten: Was ist nur mit der Startruppe los?

Haben andere Mannschaften Barcelona überholt?

Barcelona führt mit großem Abstand die Primera División an, doch die Vereine der spanischen Liga sind derzeit nicht nur finanziell in einer Krise. Allen vier spanischen Vereinen in der Champions League (Real Madrid, Barcelona, FC Valencia und FC Malaga) droht das Ausscheiden. Nur noch der Tabellenzehnte UD Levante nimmt aussichtsreich an einem europäischen Wettbewerb teil und zog in das Achtelfinale der Europa League ein. Vorjahressieger Atletico Madrid flog schon gegen Rubin Kasan raus. Die Dominanz der Katalanen in der Liga könnte deswegen keine große Bedeutung haben.

Andere Mannschaften in Europa haben das "Tiki-Taka", das Kurzpassspiel der Barça-Kicker, längst abgekupfert und wie Borussia Dortmund oder Bayern München modifiziert. Der FC Barcelona hat sich hingegen nach dem Abschied von Trainer Pep Guardiola im Juni 2012 kaum weiterentwickelt. Im Sommer und auch in der Winterpause gab es keine großen Spielertransfers. Die Mannschaft spielt schon seit Jahren zusammen. Einen größeren Konkurrenzkampf, wie er dem FC Bayern in dieser Saison neues Leben eingehaucht hat, gibt es deswegen nicht.

Viele im Team sind doppelte Europameister, Weltmeister und mehrmalige Champions-League-Sieger. Der Hunger nach Erfolgen und internationaler Anerkennung, der Bayern und Dortmund antreibt, ist schon längst gesättigt.

Hinzu kommt die Rückkehr der Krebserkrankung von Barcelona-Coach Tito Vilanova, der sich derzeit in New York behandeln lässt. Die Sorge um seine Gesundheit könnte vielen Verantwortlichen und Spielern näher gehen als sie zugeben. Sein Stellvertreter Jordi Roura kann das neuerdings schwerfällig auftretende Team scheinbar nicht ausreichend motivieren. Er ist zudem der dritte Cheftrainer der nach Kontinuität strebenden Katalanen innerhalb von acht Monaten.

Ist der "clásico" wegweisend für die Champions League?

Nur ein furioser Auftritt gegen den AC Mailand beim Rückspiel am 12. März zuhause im Camp Nou könnte Barça noch vor dem Aus in der Champions League bewahren. Doch dafür gibt es derzeit keine Anzeichen.

Madrid schickt nach dem Triumph beim "clásico" dagegen eine Kampfansage an Manchester United. Nun wollen sie auch in der Champions League weiter kommen und die Engländer im eigenen Stadion aus dem Wettbewerb werfen. Vielleicht sind sie dann im Viertelfinale die einzigen spanischen Vertreter in der Fußball-Königsklasse.

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