Ihren perfekten Start in die EM feierten die deutschen U21-Fußballer mit einer nächtlichen Poolparty. Ohne ihren Trainer, aber mit Tor-Debütant Marco Richter.

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Überraschend stellte Nationaltrainer Stefan Kuntz zum EM-Auftakt seiner U21 Marco Richter, den Stürmer des FC Augsburg, in die Startelf. Der bedankte sich für das Vertrauen - mit zwei Toren und einer Vorlage beim überzeugenden 3:1 (1:0) gegen Dänemark. Kuntz gab anschließend das Go für eine nächtliche Poolparty - selbst mit ins kühle Nass springen wollte er aber nicht. "Meistens ist der Trainer die Spaßbremse dabei", sagte Kuntz schmunzelnd. "Bei den Temperaturen haben sie es verdient, dass man sie mal in Ruhe lässt."

Der Sieg bedeutete für den DFB-Nachwuchs auch den ersten wichtigen Schritt in Richtung Titelverteidigung und Olympia-Qualifikation.

Marco Richter: "Das war eine geile Überraschung"

Vor allem einer hatte sich nach dem Auftakterfolg am Montagabend in Udine die Belohnung im Pool redlich verdient: Marco Richter vom FC Augsburg entschied die Partie mit seinen beiden Treffern. Das dritte Tor durch Luca Waldschmidt bereitete er vor. "Natürlich war ich sehr glücklich über die Tore. Ganz glauben konnte ich es auch nicht, es waren meine ersten EM-Spiele", sagte der 21-Jährige fast etwas schüchtern vor den vielen Mikrofonen.

Im fünften Länderspiel waren es die ersten Tore für Richter, der bis zur U20 in keiner DFB-Juniorenmannschaft gespielt hatte. "Marco hat sich diesen Startplatz verdient", lobte Kuntz seinen Matchwinner. "Er hat gezeigt, dass er in die erste Elf reingehört." Richter spielte für Hoffenheims Nadiem Amiri, der nach einer Verletzungspause noch nicht bei 100 Prozent ist. "Ich habe heute Morgen erfahren, dass ich spiele. Das war eine geile Überraschung", sagte Richter.

Marco Richter: Knoten platzt am 29. Spieltag

Mit seinen zwei Toren kürte ihn die UEFA zum "Man of the Match". Richter spielt seit seiner Jugend in Augsburg, aber erst seit dieser Saison steht er regelmäßig in der Bundesliga auf dem Platz. In seinen 25 Einsätzen in der Liga platzte vor allem in der Schlussphase der Saison der Knoten. Seine vier Saisontore schoss er in den beiden Partien gegen Frankfurt und Stuttgart am 29. und 30. Spieltag, als er je zweimal traf. Unter Neu-Trainer Martin Schmidt blühte Richter auf.

Aber es hat Gründe, warum der Augsburger nicht schon früher durchgestartet ist. Eine Anekdote: Bei der U23 des FCA musste Richter in einem ungewaschenen Trikot auflaufen, weil er sein frisches Shirt mal wieder vergessen hatte, weiß die "Süddeutsche Zeitung". Außerdem frühstückte er bis vor Kurzem nicht vor dem Training, um länger schlafen zu können.

Dann kam ein Sinneswandel: Der 21-Jährige änderte seine Ernährung, schuftete im Kraftraum - an einem Ort, den er vorher lange gemieden hatte. "In Augsburg hat er überragend gespielt, er hat an seiner körperlichen Fitness gearbeitet. Das war nicht leicht, das weiß ich", lobte Kuntz.

Richter regelmäßiger Torschütze beim FCA II

Trotz der laxen Einstellung spielte Richter beim FCA II regelmäßig und machte seine Tore: Seit der Saison 15/16 lief er in 59 Spielen auf, erzielte insgesamt 40 Treffer. Kuntz sieht bei Richter eine Straßenfußballer-Mentalität: "Bei Marco glaube ich, dass das Intuitive extrem ausgeprägt ist", sagte der Trainer vor dem Spiel. Den Instinkt zeigte Richter beim zweiten Tor, als er einen Rückpass erahnte und allein vor dem dänischen Keeper die Nerven behielt.

Am Donnerstag soll Richter dann beim zweiten Vorrunden-Spiel gegen Serbien, das zum Auftakt 0:2 gegen Österreich verlor, wieder knipsen. Für die U21 wäre das ein großer Schritt in Richtung EM-Halbfinale.

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • Süddeutsche Zeitung: "Einmal trug er zur Strafe ein ungewaschenes Trikot"
  • Transfermarkt.de
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