Italiens Albtraum ist wahr geworden: Das torlose Remis zwischen Frankreich und Rumänien hat dem Gastgeber am letzten Abend der Gruppenphase bei der U21-EM das befürchtete Aus beschert. Wer an eine Verschwörung glauben will, tut das.
"Biscotto" steht im Italienischen nicht nur für ein leckeres Gebäck. "Biscotto" meint ebenso Absprache. Die soll es zwischen den Franzosen und Rumänen gegeben haben, als es darum ging, den vierten und letzten Teilnehmer am Halbfinale der U21-EM zu ermitteln. Auf Kosten Italiens.
Erstes 0:0 der EM annulliert Italien
Italiens Nachwuchs saß als Tabellen-Zweiter der Gruppe A auf dem Schleudersitz, ausgestattet mit sechs Punkten. Ein Unentschieden würde die Mannschaft von Nationaltrainer Luigi di Biagio zum Zuschauer beim eigenen Turnier machen.
"Italien droht die Gefahr, wegen einer Absprache zwischen Rumänien und Frankreich auszuscheiden", hatte die Zeitung "Corriere della Sera" am Tag vor dem Spiel geschrieben und angefügt: "Das wäre unser schlimmster Albtraum." Er trat ein. Zwischen Frankreich und dem nunmehrigen deutschen Halbfinalgegner Rumänien fiel kein Tor. Es war das erste 0:0 dieser EM, im 18. Spiel.
"Dieser Biscotto ist nur schwer zu verdauen. Genau wie erwartet", schrieb die "Gazzetta dello Sport".
Die Statistik des Spiels lieferte den Verschwörungstheoretikern Futter. Kein Schuss aufs Tor war zu verzeichnen. Im Duell der Rumänen mit England hatte es drei Tage zuvor noch deren 16 gegeben. Sechs davon landeten beim verrückten 4:2 des Außenseiters über den Turniersieger von 1982 und 1984 im Netz. Aber auch erst ab der 76. Minute. Bis dahin hatte es ebenfalls 0:0 gestanden.
Di Biagio dankt als Nationaltrainer ab
Dass es zwischen Rumänien und Frankreich dabei blieb, kostete Luigi Di Biagio seinen Job. Italiens Coach hatte nach dem 3:1 über Spanien im Eröffnungsspiel noch voller Euphorie die Stimmung der Erwachsenen-WM 1990 beschworen.
Damals scheiterte Italien im Halbfinale an Argentinien, das im Endspiel der deutschen Mannschaft mit 0:1 unterlag. Italien selbst landete 1990 nach einem 2:1 über England auf Rang drei.
Di Biagio schob das enttäuschende Abschneiden seiner U21 29 Jahre später aber nicht auf eine vermeintliche Verschwörung. "Wir haben eine tolle Arbeit geleistet. Viele Spieler haben sich verbessern können und waren gegen starke Teams wettbewerbsfähig. Das Resultat ist für Italien nicht positiv, ich betrachte es persönlich aber nicht als eine Pleite", sagte der 48-Jährige.
Anders sah es der "Corriere dello Sport". Er attackierte Di Biagios Jungs: "Dem Biscotto die Schuld zu geben, wäre sinnlos. Dass wir auf ein Wunder hoffen mussten, ist eine große Schuld der U21-Mannschaft. Sie hat viele Fehler begangen."
"Corriere": "Olympia ist verflucht"
Fußball-Italien fiel bereits mit dem unerwarteten und unnötigen 0:1 gegen Polen im zweiten Gruppenspiel aus dem Himmel zurück auf den Boden der Tatsachen. "Die Olympischen Spiele sind für Italiens U21 verflucht. Das letzte Spiel bei Olympia liegt jetzt fast elf Jahre zurück. Diese Niederlage wirft einen Schatten auf die Renaissance des italienischen Fußballs", fasste der "Corriere della Sera" zusammen.
Noch ist unklar, wer als Di Biagios Nachfolger den Scherbenhaufen beseitigt. Nach Informationen der "Gazzetta dello Sport" könnte es Alberico Evani sein. Auch der Weltmeister von 2006, Fabio Grosso, der damals Deutschland in der Verlängerung des Halbfinales rausschoss, käme infrage.
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