Robin Gosens erlebte bei seinem Einstand in der Nationalmannschaft ein "Wechselbad der Gefühle". Mit seinem erfrischenden Auftritt war der Linksverteidiger trotz eines kapitalen Fehlers eine Bereicherung.
Eines wusste
"Ich habe auf jeden Fall wieder etwas gelernt. Ich dachte, wenn ich hinter der Grundlinie bin, dann bin ich nicht mehr Teil des Spiels. Aber scheinbar ist das wohl der Fall", sagte der 26 Jahre alte Linksverteidiger entwaffnend ehrlich. Das brachte auch Rio-Weltmeister
Gosens hatte zum Start in die EM-Saison am Donnerstag in Stuttgart gegen Spanien beim späten 1:1 (0:0)-Ausgleich durch Jose Gaya (90.+6) aus Unwissenheit das Abseits aufgehoben: Nach einer Grätsche ins Leere war er hinter der Torauslinie geblieben, was ihn gemäß der Regeln aber nicht aus dem Spiel nahm. Die Abseitsfalle seiner Teamkollegen war damit wirkungslos.
Gosens wohl auch im nächsten Spiel gegen die Schweiz dabei
Kritik gab es aus der Mannschaft keine. Auch Bundestrainer Löw schoss sich auf den Fehler nicht ein und dürfte den Profi von Atalanta Bergamo auch im zweiten Nations-League-Gruppenspiel am Sonntag (20:45 Uhr/ZDF) in Basel gegen die Schweiz von Beginn an aufstellen.
Gosens habe ihm nicht nur wegen der Vorarbeit zur 1:0-Führung durch Timo Werner (51.) "lange Zeit gut gefallen", er habe "dynamisch nach vorne gespielt" und "viel gearbeitet", lobte Löw. Für einen Debütanten sei es aber "natürlich nicht immer so einfach, alles zu verarbeiten".
Nach dem "Wechselbad der Gefühle" wirkte Gosens alles andere als cool. "Es geht mir ordentlich auf den Zünder, dass wir in der letzten Sekunde noch dieses Eier-Gegentor bekommen", sagte er. Auf der anderen Seite sei er wegen seines Debüts "ultra happy". Das erste TV-Interview als Nationalspieler beendete Gosens mit den Worten: "Danke vielmals!"
Gosens: "Ich bin als kleiner Unbekannter angekommen"
Erfrischend war seine Unbekümmertheit auch auf dem Rasen. Obwohl er aus einem zweieinhalbwöchigen Urlaub direkt zur DFB-Auswahl gereist war und zuvor mit keinem der neuen Kollegen zusammengespielt hatte, war das Verständnis untereinander sofort da. "Ich bin als kleiner Unbekannter angekommen", sagte Gosens im ARD-Radio, habe sich aber "sofort als Teil der Familie gefühlt. Die Jungs haben mir sofort ein geiles Gefühl gegeben."
Geil - dieses Wort gebrauchte der herrlich authentische Gosens an diesem Donnerstagabend oft. Nur nicht im Zusammenhang mit der Geisterkulisse beim ersten deutschen Länderspiel überhaupt ohne Zuschauer. "Wenn man bei einem Torschuss oder einer geilen Grätsche keinen Applaus bekommt, dann ist es einfach nicht dasselbe Fußballspiel", sagte Gosens.
Mit solchen Aussagen und dem erfrischenden Auftreten auf dem Platz hat der Neuling gute Chancen, sich schnell in die Herzen der Fans zu spielen. Dabei dürfte auch helfen, dass der Deutsch-Niederländer im Vorfeld eine mögliche Karriere beim Erzrivalen ausgeschlagen hatte ("Entscheidung des Herzens"). Eines aber scheint sicher: Langweilig wird es mit Gosens nicht. (AFP/lh)
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