Der DFB kann aufatmen: Nach der EM muss Joachim Löw doch nicht in Europas Fußball-Provinz. Die UEFA reformiert die gerade erst eingeführte Nations League und hievt Absteiger Deutschland damit wieder in die A-Liga
Die Schmach der Zweitklassigkeit bleibt
Löw überrascht
"Aus sportlicher Sicht steht für mich aktuell die EM-Qualifikationsrunde absolut im Vordergrund. Dass wir in der Nations League nun doch nicht abgestiegen sind, kommt für mich persönlich überraschend", sagte Löw in einer ersten Reaktion am Dienstagabend. "Generell aber ist es natürlich immer gut, sich mit den stärksten Mannschaften messen zu können, und dies wäre in der Liga A ja weiterhin der Fall", betonte der Bundestrainer.
Auch
Bis 2022 keine Freundschaftsspiele mehr
Statt gegen Teams der Kategorie Finnland, Norwegen und Schottland in der zweitklassigen B-Liga geht es für die DFB-Elf somit gleich nach der EM gegen die sportlich großen Kaliber. In der A-Staffel spielen neben den vier Reformgewinnern noch die vier Finalteilnehmer Portugal, Niederlande, England und Schweiz, die letztmals in ihren Gruppen zweitplatzierten Teams aus Italien, Spanien, Frankreich und Belgien sowie die vier Aufsteiger aus der B-Gruppe aus Bosnien-Herzegowina, der Ukraine, Schweden und Dänemark.
Als eine Konsequenz der Reform wird Deutschland bis ins WM-Jahr 2022 keine Freundschaftsspiele mehr haben. Alle sechs Länderspiel-Slots im September, Oktober und November 2020 sind in den neuen Vierergruppen nun für die Nations League reserviert. Im März 2021 startet die Qualifikation für die WM in Katar mit entweder zehn Spielen oder acht Spielen und der Teilnahme am Nations-League-Finalturnier.
Startrecht für die WM
Sehr wahrscheinlich werden zwei noch nicht für die WM qualifizierte Teams über ihr Abschneiden in der Nations League sogar ein Startrecht in den WM-Playoffs erhalten, wie der stellvertretende UEFA-Generalsekretär Giorgio Marchetti am Dienstag andeutete. Auch für diesen Umweg wäre die Zugehörigkeit zur A-Liga ein Vorteil.
Aufgrund des schlechten Abschneidens 2018 dürften bei der Gruppenauslosung für die Nations League am 3. März in Amsterdam auf Löw schwere Kontrahenten warten. Bei der Premierenausgabe hatte Deutschland - obwohl damals noch topgesetzt - im späteren Weltmeister Frankreich und in den Niederlanden schwere Los erwischt. Am Ende gab es fünf Monate nach dem WM-K.o. den nächsten sportlichen Rückschlag - sieglos mit dem letzten Gruppenplatz und dem eigentlich besiegelten Abstieg.
DFB profitiert
Ausgerechnet der deutsche Fußball, der die Nations League vielfach skeptisch bewertet hatte, profitiert nun von der Euphorie der anderen Nationen. Nicht nur kleine Verbände sind von dem Wettbewerb begeistert. Gerade die Forderung aus großen Fußball-Ländern wie Italien führte nun zu der Reform durch das Exekutivkomitee. Von einer Lex Deutschland will man beim Dachverband auch nichts wissen. Sichere Werbeeinnahmen und höhere Zuschauerzahlen als bei Testspielen machen die Nations League für viele attraktiv. (mss/dpa)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.