Wenn die Italiener kommen, zittert das deutsche Fußball-Herz. Gegen keine große Fußball-Nation hat die DFB-Auswahl so eine schlechte Bilanz.

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Wann immer die deutsche Nationalmannschaft in einem K.O.-Spiel auf Italien traf, war das Turnier für uns beendet. Das heutige Freundschaftsspiel weckt viele böse Erinnerungen.

Bei der Europameisterschaft 2012 beendete Mario Balotelli mit seinem Doppelpack den Traum vom deutschen Finaleinzug. Im Weltmeisterschafts-Finale 1982 deklassierte die "Squadra Azzurra" unsere Nationalmannschaft regelrecht. Im Halbfinale der WM 1970 siegten die Italiener im sogenannten "Jahrhundertspiel."

Besonders schmerzlich in Erinnerung blieb das Aufeinandertreffen im Jahre 2006: Die junge deutsche Nationalmannschaft stand kurz davor, das "Sommermärchen" mit dem Finaleinzug zu krönen. Ein Doppelschlag der Italiener in der Schlussphase der Verlängerung machte die Hoffnung zunichte.

In keinem einzigen Pflichtspiel gelang Deutschland ein Sieg gegen Italien. Nur wenn die Freundschaftsspiele mit eingerechnet werden, ist die Bilanz einigermaßen annehmbar. Sieben Siege, zehn Unentschieden und 15 Niederlagen stehen dann zu Buche.

Eine Turniermannschaft wie Deutschland

Vermutlich ist Italien ein Angstgegner, weil sie der DFB-Elf so ähnlich ist. Italien und Deutschland sind Turniermannschaften. Mögen die Testspiele im Vorfeld noch so bescheiden gewesen sein, wächst im Verlaufe eines Turniers eine Mannschaft zusammen, die schwer zu besiegen ist. Diese Mentalität hat Italien und Deutschland je vier WM-Siege eingebracht. Nur Brasilien (5) ist erfolgreicher.

Die italienische Nationalmannschat steht traditionell für eine starke Verteidigung. Haben die Südeuropäer erst einmal den Führungstreffer erzielt, ziehen sie sich zurück und lassen kaum Chancen zu. Das war bei fast jedem Aufeinandertreffen zu beobachten. Deutschland hingegen gelang es in keinem einzigen Pflichtspiel, gegen die Italiener in Führung zu gehen.

Überhaupt scheint italienische Fußballern fast jedes Mittel recht zu sein, um ein Spiel zu gewinnen. Seit Jahrzehnten haben sie einen Ruf als Schwalbenkönige und Schauspieler weg. Laut "Yahoo Sports" begingen die Italiener bei der gewonnenen WM 2006 insgesamt 32 Schwalben - auch in dieser "Disziplin" wurden sie damals Weltmeister.

Ein Sieg für das Selbstvertrauen

Am heutigen Abend treffen die zwei Fußball-Nationen in der Münchner Allianz-Arena erneut aufeinander. Zwar handelt es sich lediglich um ein Freundschaftsspiel. Doch nach der Niederlage gegen England ist die Mannschaft von Joachim Löw praktisch zum Siegen verdammt, soll vor der Europameisterschaft in Frankreich nicht das Selbstvertrauen leiden.

Dafür muss die deutsche Nationalmannschaft aus den Fehlern des England-Spiels lernen. "Wir hatten über das gesamte Spiel hinweg Probleme im Spielaufbau und haben von daher wenig Chancen herausgespielt", wird Löw auf "DFB.de" zitiert. "Unsere Kombinationen und die Laufwege haben nicht so gestimmt, wie wir uns das vorgestellt haben. Vor allem waren, gerade in der zweiten Halbzeit, die Organisation und Kompaktheit nicht gut."

Der Respekt vor der italienischen Mannschaft, die vergangene Woche 1:1 gegen Spanien spielte, ist groß. "Italien ist in allen Bereichen in einer starken Frühform. Die Italiener spielen sehr flexibel und sind sehr schwer zu bespielen", sagt Assistenztrainer Thomas Schneider. "Das Ergebnis ist uns wichtig. Wir wollen mit einem guten Ergebnis in die Pause bis zur Vorbereitung gehen."

In Italien ist die Mannschaft der Star

Bei den Italienern gilt das Motto: Der Star ist die Mannschaft. Internationale Berühmtheiten sind im Aufgebot kaum zu finden. Laut "Transfermarkt.de" ist Innenverteidiger Leonardo Bonucci (Juventus Turin) mit einem Marktwert von 30 Millionen Euro der wertvollste Spieler. Zum Vergleich: Deutschland hat im aktuellen Aufgebot gleich sechs Spieler mit einem höheren Marktwert.

Trotzdem wird niemand den Fehler begehen, Italien zu unterschätzen. Der deutsche Teammanager Oliver Bierhoff bezeichnet die Italiener sogar als einen der EM-Favoriten. Die einzige Baustelle der Südeuropäer ist momentan die Trainerposition. Nationalcoach Antonio Conte wird nach der Europameisterschaft seinen Posten räumen.

Der 20-malige Nationalspieler befindet sich mit dem italienischen Verband und der Liga im Clinch, weil ihm angeblich falsche Versprechungen gemacht wurden. Über die Nachfolge wurde noch nicht entschieden. Für Conte spielt das ohnehin keine Rolle. Im Hinblick auf die Europameisterschaft versichert er: "Ich bin voller Energie."

Bei der EM könnte es ein weiteres Aufeinandertreffen zwischen Deutschland und Italien geben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass das bereits im Viertelfinale geschieht. Wenn beide Nationalmannschaften Gruppenerster werden und das Achtelfinale siegreich gestalten, gäbe es ein Duell in der Runde der letzten Acht. Es wäre für die DFB-Elf der richtige Zeitpunkt, um den Pflichtspiel-Fluch gegen Italien endgültig zu den Akten zu legen.

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