Die Testspiele gegen Peru und Belgien zeigen Bundestrainer Hansi Flick die immer noch gravierenden Probleme seiner Mannschaft auf. Die positiven Eindrücke sind zwar in der Unterzahl – aber es gibt sie.
Fehler kann man erst dann abstellen, wenn man sie auch als solche erkennt. Insofern waren die beiden ersten Testspiele des Jahres ziemlich gelungene Veranstaltungen für die deutsche Nationalmannschaft. Denn an Komplikationen mangelte es in den Partien gegen Peru und Belgien nicht, eher war das Gegenteil der Fall.
Auf dem Weg zur Heim-Europameisterschaft im kommenden Jahr hat die DFB-Elf einen Stotterstart hingelegt. Der war zwar im Sinne einer ersten Testreihe und schon allein aufgrund der Personalwahl von Bundestrainer Hansi Flick in Teilen auch eingepreist, auf der anderen Seite aber phasenweise so ernüchternd, dass sich vor dem Bundestrainer noch mehr Fragen auftürmen, als er Antworten geliefert bekam.
Eine Bestandsaufnahme der Probleme und der wenigen Lichtblicke:
Die Sache mit dem Leistungsprinzip
Die Spiele gegen Peru und Belgien dürfen insofern nicht als besonders repräsentativ gelten, da
Also nutzte der Bundestrainer die Gelegenheit und testete nicht nur ein halbes Dutzend Neulinge, sondern auch den einen oder anderen Rückkehrer. Von einer vermeintlichen Stammformation im Hinblick auf die EM in 15 Monaten war diese Mannschaft sehr weit entfernt. Dabei waren auch einige Spieler, die mit ihrer aktuellen Form kaum weiterhelfen – und trotzdem nicht nur eingeladen wurden, sondern auch spielen durften.
Auch
Das Problem im Mittelfeld
Gegen die fußballerisch doch stark limitierten Peruaner fiel die schlechte Abstimmung im deutschen Mittelfeldblock im Spiel gegen den Ball noch kaum auf. Die zwei Klassen besseren Belgier dagegen schraubten die deutsche Mannschaft eine halbe Stunde lang übers Zentrum aber derart auseinander, dass eine historische Klatsche drohte.
Aus einem etwas tieferen Mittelfeldpressing wollte Flick den Gegner verteidigen, "kompakt stehen", wie er noch vor dem Anpfiff betonte. Was sich dann aber über eine halbe Stunde lang abspielte, hatte mit geordnetem Defensivverhalten und Stabilität kaum etwas zu tun. Die Doppelsechs aus Leon Goretzka und
Das Duo
Die neue Grundordnung
Flick ließ gegen Peru und Belgien mit einer 4-2-2-2-Grundordnung spielen, was durchaus einige Vorteile hat und in seinen Variationen besonders im Spiel mit dem Ball gute Optionen liefert.
Auf dem Papier ist das Zentrum durch diese Anordnung besonders gestärkt, Spieler wie
Im Spiel mit dem Ball zeigten sich einige schöne Staffelungen, wenn
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Die Umstellung vom gelernten hohen auf das etwas tiefere Pressing funktionierte gar nicht. Im Timing beim Anlaufen waren die deutschen Spieler immer einen Schritt zu spät, verpassten auch im Gegenpressing oft den richtigen Moment. Deshalb auch gegen Belgien die frühe Umstellung auf das gewohnte 4-3-3.
Flick hat einen Neuanfang versucht, musste das Experiment aber im zweiten Spiel früh auch schon wieder abbrechen. So ganz ausgereift wirkten die Ideen nicht, wobei die Zeit des Einstudierens mit den paar Trainingseinheiten auch überschaubar war.
Das große Sorgenkind
Dazu kamen die in der Defensive enorm anfälligen
Die deutsche Viererkette – so sie denn eine Viererkette bleibt und nicht doch noch zur Dreier- oder Fünferkette wird – bleibt das größte aller Probleme. Die Verteidigung hat nicht durchgängig Spitzenniveau und wenn dann die notwendige Unterstützung aus dem Mittelfeld und beim Anlaufen durch die Stürmer fehlt, schwimmt die deutsche Mannschaft immer noch gehörig.
Der Bundestrainer wird insbesondere für die Defensive eine grundsätzliche Entscheidung treffen müssen: Will er das Problem über das Personal lösen oder doch noch mit einer veränderten Spielidee? Aufschluss darüber gaben die beiden Testspiele kaum.
Die positiven Aspekte
Natürlich bleibt die spektakulär schlechte halbe Stunde gegen Belgien im Gedächtnis hängen. Drumherum hat die Mannschaft aber zumindest in Ansätzen auch gute Elemente gezeigt, die Hoffnung machen für die Zukunft. Trotz des Klassenunterschieds gegen die Belgier fand das Team einen Weg zurück ins Spiel, wurde dann immer dominanter und spielte in der zweiten Halbzeit so, wie sich das auch der Bundestrainer wünscht.
Flick selbst wurde ein wenig zu seinem Glück gezwungen, als er den angeschlagenen Goretzka durch Can ersetzen musste und auch das Experiment im 4-2-2-2 auflöste. Der Bundestrainer war sich in diesem Moment auch nicht zu schade für eine eher unpopuläre Maßnahme und nahm Wirtz aus dem Spiel. Im Sinne der Systemumstellung und für den Erfolg der Mannschaft.
Im 4-3-3 und mit dem starken Can als Anker-Sechser, der Kimmich und dem ebenfalls eingewechselten Felix Nmecha auf den Achter-Positionen den Rücken freihielt, wurde das deutsche Spiel schlagartig stabiler. Überhaupt darf sich Can als der große Gewinner der letzten Tage fühlen. Wie auch beim BVB wurde der 29-Jährige im deutschen Spiel zu einem Fixpunkt und feierte ein mehr als gelungenes Comeback in der Nationalmannschaft.
Dass es mit einem Comeback gegen die Belgier nichts mehr wurde, war am Ende fast schon unverdient. Die deutsche Mannschaft zeigte genug Moral und Widerstandskraft und auch den Willen, das Spiel noch zu einem halbwegs positiven Ende zu führen. Was wiederum honoriert wurde vom Kölner Publikum, das nicht nur bis zum Ende anfeuerte, sondern eine für ein Testspiel recht außergewöhnliche Stimmung erzeugte. Das war zwar noch lange nicht der erhoffte und dringend notwendige Schulterschluss mit den eigenen Fans. Aber immerhin schon mal eine erste Annäherung.
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