Die Ausmusterung von Hummels, Boateng und Müller überschattet weiter den Vorlauf auf den Länderspielstart 2019. Bundestrainer Löw ändert die Kommunikation für die Kader-Bekanntgabe. In Wolfsburg muss sich Teammanager Bierhoff kommende Woche der Verbandsspitze erklären.

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Nach der Ausmusterung von Mats Hummels, Jérôme Boateng und Thomas Müller ändert Bundestrainer Joachim Löw seine Kommunikationspolitik. Entgegen ursprünglicher Planungen wird der 59-Jährige seine Kaderauswahl für die ersten Länderspiele in diesem Jahr öffentlich erklären.

Löw werde am Freitag (12.30 Uhr) "seine grundsätzlichen Überlegungen" zur Lage der Nationalmannschaft bei einer Pressekonferenz in der Frankfurter DFB-Zentrale erläutern, teilte der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mit.

Löws Entscheidung sorgt für Gesprächsbedarf

Eigentlich hatte Löw sein Aufgebot für den Test gegen Serbien am Mittwoch kommender Woche in Wolfsburg und den kniffligen Start in die EM-Qualifikation vier Tage später gegen die Niederlande in Amsterdam wie üblich per Pressemitteilung der Öffentlichkeit verkünden wollen.

Eine Pressekonferenz wurde aus diesem Anlass zuletzt nur bei außergewöhnlichen Ereignissen wie der Präsentation von Turnierkadern oder nach dem desaströsen WM-Aus im vergangenen Sommer abgehalten.

Gesprächsbedarf über die Abläufe der Ausmusterung des Bayern-Trios gibt es auch im deutschen Spitzenfußball.

Wie die "FAZ" am Dienstag online berichtete, soll es am Rande des Länderspiels in Wolfsburg ein Gespräch von Verbandschef Reinhard Grindel und Ligapräsident Reinhard Rauball mit Teammanager Oliver Bierhoff geben.

Der 50-Jährige war für die Kommunikationsstrategie als formaler Vorgesetzter von Löw verantwortlich.

Rauball bestätigte der "FAZ", dass er gegenüber Grindel "Defizite" in dieser Angelegenheit angesprochen habe. Unterschiedliche Informationen gibt es, ob und wann die DFB-Spitze über die Entscheidung Löws zu Boateng, Hummels und Müller unterrichtet wurde.

Irritation beim FC Bayern

Zuletzt hatte die in der vergangenen Woche erfolgte DFB-Ausmusterung der drei verdienstvollen Weltmeister von 2014 hohe Wellen geschlagen. Der Bundestrainer hatte den endgültigen Verzicht auf die Profis vom deutschen Rekordmeister FC Bayern München verkündet.

Seitdem gibt es insbesondere Diskussionen um den kategorischen Verzicht Löws auf die langjährigen Leistungsträger. Besonders die Art und Weise, wie das DFB-Aus abgewickelt wurde, verstörte nicht nur die drei Akteure.

Der FC Bayern hatte sich in der Vorwoche in einer Mitteilung "irritiert" über das Vorgehen Löws geäußert. Präsident Uli Hoeneß kündigte eine Stellungnahme nach dem Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool am Mittwoch an, die dem Vernehmen nach herbe Kritik an Löw beinhalten dürfte.

Neuer sorgt sich nicht um Ausmusterung

Kapitän Manuel Neuer befürchtet derweil persönlich keine baldige DFB-Ausmusterung. Er fühle sich nicht als "altes Eisen", sagte der Nationaltorhüter am Dienstag in München auf die Frage nach seinen Bayern-Kollegen.

"Ich weiß, dass die Zeit nicht unbegrenzt ist", sagte Neuer, der Ende des Monats 33 Jahre alt wird. Er hat 84 Länderspiele bestritten. Löw ernannte ihn erst kürzlich zu seiner Nummer 1 bis mindestens zur EM-Endrunde 2020.

Der Bundestrainer hatte aber zuletzt auch verkündet, dass Neuers Herausforderer Marc-André ter Stegen (26) mehr Einsatzzeiten im Tor der DFB-Auswahl erhalten soll.

Der Schlussmann des FC Barcelona hatte angekündigt, auch beim DFB die Nummer 1 werden zu wollen. Neuer sagte vor seinem 100. Champions-League-Einsatz an diesem Mittwoch gegen Liverpool, bei dem Löw als Zuschauer in der Allianz Arena erwartet wird, dass es aktuell für ihn "wichtigere Themen" gebe, "als wie lange man noch spielt".  © dpa

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