Zwei Teams, zwei Neulinge, Siegauftrag in der Nations League - aber auch viele Unwägbarkeiten: Bundestrainer Löw holt gleich 29 Spieler für die anstehenden drei Länderspiele in sieben Tagen. Die FIFA hat derweil die Abstellungspflicht für Vereine gelockert, was vor allem Klubs wie den FC Bayern freuen dürfte.
Es wird ein Experiment, das es in der Form noch nie gab.
Dafür nominierte der Bundestrainer am Freitag gleich 26 Feldspieler, darunter die Neulinge
Während sich die ersten Nationalspieler bereits am Montag treffen, werden die Bayern-Spieler um den zurückkehrenden Kapitän
Entlastung für Spieler mit Mammutprogramm
Eine Nachricht, die die Bayern-Bosse beruhigen dürfte. Mannschaften wie der deutsche Rekordmeister haben in der laufenden Saison ein Mammutprogramm zu absolvieren - hinzu kommt ein aktuell noch sehr dünner Münchner Kader.
Passend dazu hat der Fußball-Weltverband FIFA - nach reichlich Kritik aus der Bundesliga - seine Regeln zu Spieler-Abstellungen "vorübergehend" geändert. Damit will er in der Coronavirus-Pandemie "für mehr Flexibilität und Sicherheit für alle Nationalteams, Vereine und Spieler" sorgen.
Demnach müssen Klubs wie Bayern München ihre Nationalspieler nicht abstellen, wenn am Ort des Vereins oder am Ort des Länderspiels "eine zwingende Quarantäne oder Selbstisolation von mindestens fünf Tagen" einzuhalten ist oder "eine Reisebeschränkung" für eine dieser Städte besteht.
Beim Spiel gegen die Türkei werden also einige Leistungsträger fehlen. Laut Löw ist das "für unsere junge Mannschaft eine willkommene Gelegenheit, gewisse Dinge zu testen und einiges auszuprobieren".
Das eröffnet Spielern wie Nadiem Amiri (Leverkusen), Benjamin Henrichs (Leipzig) und Niklas Stark (Hertha) nach längeren Nationalmanschaftspausen plötzlich eine neue Chance.
Die Konzentration liegt auf der Nations League
Konzentrieren will sich der Bundestrainer allerdings auf die Nations League, in der Deutschland nach dem 1:1 gegen Spanien und dem 1:1 in der Schweiz im September schon Boden verloren hat. Am Samstag, dem 10. Oktober, tritt die DFB-Auswahl in der Ukraine an, am folgenden Dienstag geht es gegen die Schweiz.
"Ganz klar: Wir wollen wieder Erfolgserlebnisse, wir wollen Tore schießen und wieder Siege einfahren, wir wollen Punkte holen", sagte Löw.
Zumal in Köln nach dem jüngsten Beschluss des europäischen Fußball-Verbandes erstmals in der Coronakrise wieder Zuschauer bei Länderspielen zugelassen sind. Mit je 9.200 Fans in den zwei Partien plant der DFB.
Das letzte Wort aber hat hier das Kölner Gesundheitsamt. Das rheinische Bundesliga-Derby 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach muss am Samstag wegen der zu hohen Zahl an Corona-Neuinfektionen als Geisterspiel ausgetragen werden.
Die Reise ins Corona-Risikogebiet Kiew ist umstritten
Im Anschluss an den Test gegen die Türkei will Löw entscheiden, wer die Reise ins Corona-Risikogebiet Kiew mit antritt. "Das Reglement sieht für die UEFA-Spiele ja ohnehin maximal 23 Spieler vor", bemerkte der Bundestrainer auf der DFB-Homepage.
"Was die Pandemie angeht, werden wir wieder penibel sämtliche Maßnahmen ergreifen, um das Risiko, sich zu infizieren, so gering wie möglich zu halten." Das Land Nordrhein-Westfalen hat dem Löw-Team bereits zugesichert, dass es nach dem Rückflug aus der Ukraine nach Köln keine Quarantäne-Maßnahmen geben muss.
Löw will die Belastung für jeden Spieler dosieren. "Es wird im Rahmen dieses intensiven Zeitraums bei der Nationalmannschaft für jeden Phasen der Anspannung, aber auch der Entspannung geben. Deshalb haben wir einen erweiterten Kader berufen, der uns genügend Optionen für die drei Spiele gibt", betonte er. "Mit Blick auf die individuelle Belastungssteuerung der Spieler ist das eine Herausforderung."
Ilkay Gündogan fehlt nach Corona-Infektion im Kader
Nicht dabei sind wegen Verletzungen Torwart Marc-André ter Stegen (Barcelona), Leroy Sané (FC Bayern) und Thilo Kehrer (Paris). Ilkay Gündogan (Manchester City) soll sich nach einer Infektion mit dem Coronavirus bei seinem Klub weiter auskurieren, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Auf sein Comeback noch warten muss der nach langer Verletzungspause beim BVB zurückgekehrte Marco Reus.
Dafür darf dessen Vereinskollege Dahoud erstmals bei Löw vorspielen, was wie auch beim Gladbacher
In der vergangenen Saison machte Dahoud nach der Corona-Zwangspause beim Liga-Restart auf sich aufmerksam, wurde dann aber von einer Verletzung zurückgeworfen.
Im Supercup gegen Bayern durfte sich der Deutsch-Syrer jüngst beweisen. Hofmann ist schon 28, war in der vergangenen Saison in Mönchengladbach wichtiger Stammspieler und als Offensiv-Allrounder vor allem im Saison-Endspurt maßgeblich am Champions-League-Einzug der Borussen beteiligt. (dpa/AFP/lh)
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