In der Nations League bekommt es die deutsche Nationalmannschaft mit drei ziemlich unterschiedlichen Gegnern zu tun: mit Spaniern im Umbruch, der Schweiz mit vielen Bundesliga-Legionären und einer unbekannten, aber talentierten Ukraine.
Wenn der Absteiger am Ende doch in der ersten Staffel bleiben darf und dann am Ende noch eine der leichteren Gruppen zugelost bekommt, dann hat das sprichwörtliche Losglück der deutschen Mannschaft mal wieder treu zur Seite gestanden.
Die Auslosung der neuen, erst zweiten Nations-League-Saison hat der Nationalmannschaft eine interessante, aber auch machbare Gruppe beschert - während andere Top-Teams des europäischen Fußballs sich in sogenannten Hammergruppen beweisen müssen.
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Die kleine Auszeit von den dringlichen Problemen zu Hause nahm die Troika zum Anlass, auch ein wenig positive Stimmung zu verbreiten, erst recht nach der für die Mannschaft mal wieder glücklichen Auslosung. Spanien, die Ukraine und die Schweiz sind die deutschen Gegner, was im Umkehrschluss bedeutet: Frankreich, Belgien, England, Portugal, Kroatien, Italien, Niederlande und Polen hat der DFB vermieden.
Joachim Löw zur Nations League: "Das werden interessante Spiele"
"Alle Gegner sind interessant. Ein Nachbarschaftsduell mit der Schweiz, die Ukraine hat sich unter Trainer Andriy Shevchenko sehr gut entwickelt, Spanien ist nach wie vor auf Top-Niveau. Wir können uns freuen, das werden interessante Spiele, auch für die Fans", sagte
Von den vier A-Gruppen, also jenen der höchsten Kategorie mit den besten Mannschaften des Kontinents, hat Deutschland die leichteste Gruppe erwischt. In Gruppe 1 duellieren sich etwa die Niederlande, Italien, Bosnien und Herzegowina und Polen, Gruppe 2 ist mit England, dem Weltranglistenersten Belgien, Dänemark und Island unglaublich stark besetzt, Gruppe 3 vereint Weltmeister Frankreich, Vizeweltmeister Kroatien und Nations-League-Sieger Portugal plus die unbequemen Schweden. Dagegen wirkt die deutsche Gruppe 4 eher machbar.
Spanien: Turbulenzen bei der Seleccion
Nur die jeweils vier Gruppensieger der A-Staffeln qualifizieren sich für die Endrunde im kommenden
Der ehemalige Welt- und Europameister hat wie Deutschland ein paar sehr turbulente Monate hinter sich, das Debakel von Russland mit seinen unschönen Begleiterscheinungen schwingt noch immer nach. Die Posse um den Posten des Nationaltrainers dürfte weltweit unerreicht sein.
Auf den kurz vor der WM vor anderthalb Jahren zurückgetretenen Julen Lopetegui folgte Fernando Hierro, der das Endturnier mit einer zerstrittenen Mannschaft komplett in den Sand setzte. Luis Enrique sollte die verfahrene Lage befrieden und den Blick wieder auf das Sportliche lenken.
Aber Enrique musste aus privaten Gründen von seinem Amt ... ja, was? Zurücktreten oder eine Auszeit nehmen? Jedenfalls gab es mit seinem Nachfolger oder eben der Interimslösung Robert Moreno, einst als Co-Trainer ein treuer Begleiter Enriques, zum Bruch. Moreno verließ den Verband, Enrique ist seit ein paar Monaten nun wieder zurück auf dem Chefsessel.
Spaniens Mannschaft im Umbruch
Die Seleccion konnte sich vom wirren Drumherum im Verband zuletzt aber wieder gut freimachen. Die Mannschaft marschierte ungeschlagen durch die Qualifikation zur EM 2020. Das Gerüst der Mannschaft steht weiter mit den Veteranen Sergio Ramos, Sergi Busquets, Dani Carvajal, Raul Albiol, Santi Cazorla oder Jesus Navas.
Dahinter bildet sich im Moment aber eine zweite Generation heraus, die vielleicht in diesem Sommer schon langsam die Führung übernehmen könnte. Spieler wie Thiago, Dani Ceballos, Saul oder Rodri rücken nach, dazu kommen die Jungen Pau Torres, Mikel Oyarzabal, Dani Olmo.
Enrique hat einen großen Pool an Spielern, mit denen das traditionelle Positionsspiel umgesetzt werden kann. Allerdings hat sich die Mannschaft gerade in Spielen gegen stärkere Gegner auch ein wenig vom Dogma des ewigen Ballbesitzes gelöst und ähnlich wie auch Deutschland das Umschalten in der Offensive ins Programm aufgenommen.
Schweizer Zweigstelle
Die Schweiz sollte in der Vorbereitung für die deutsche Mannschaft eigentlich der leichteste aller Gegner sein. Die Nati ist eine Art Filiale für Bundesligaspieler, beim letzten wichtigen Spiel der Mannschaft im Rahmen der EM-Qualifikation in Dänemark standen 17 aktuelle oder ehemalige Bundesligaspieler im Kader, die Startelf von Keeper Yann Sommer bis Angreifer Breel Embolo wurde ausschließlich aus Spielern mit Bundesligaerfahrung berufen.
Das hervorragende Ausbildungskonzept in dem vergleichsweise kleinen Land und eine funktionierende Integration der Spieler im Vielvölkerstaat ist ein Geheimnis des Schweizer Erfolgs. Nationalcoach Vladimir Petkovic ist seit bald sechs Jahren im Amt und damit bei den Eidgenossen ein bisschen auf Löws Spuren.
Nach der Reform der Nachwuchsarbeit hat die Schweiz nur noch ein großes Turnier verpasst, in der EM-Qualifikation 2012 schied die Mannschaft mit
Der frühe Wechsel vieler Talente in die stärkere Bundesliga macht sich in der Nati deutlich bemerkbar. Die Spieler werden schneller als internationale Niveau herangeführt und haben mit Petkovic, der das schwere Erbe von Ottmar Hitzfeld hervorragend verwaltet, einen passenden Trainer gefunden.
Der gebürtige Bosnier hat eine gute Mischung gefunden aus kampfstarken und kreativen Spielern und einem gesunden Fokus auf der Arbeit gegen den Ball.
"Wir haben uns immer gewünscht, gegen solche Gegner spielen zu können und nun haben wir diese Möglichkeit. Deshalb bin ich sehr zufrieden mit der Auslosung", sagte Petkovic dem Schweizerischen Fussballverband. "Wir müssen uns definitiv nicht verstecken. Zwar sind Spanien und Deutschland sicher die Favoriten, aber wir müssen versuchen, jedes Spiel zu gewinnen und können mit erhobenem Kopf in diese Duelle gehen."
Ukraine: Die große Unbekannte
Bleibt noch die Ukraine. Die Osteuropäer sind derzeit auf Rang 24 der Weltrangliste eingestuft, das tatsächliche Leistungspotenzial der Mannschaft darf man aber besser einschätzen.
Die Mannschaft fliegt immer noch ein wenig unter dem Radar, dabei hat die Ukraine in der EM-Qualifikation immerhin ungeschlagen die Gruppe gewonnen und dabei Titelverteidiger Portugal und die deutlich höher eingeschätzten Serben souverän hinter sich gelassen.
Der Star – oder zumindest der größte Name der Mannschaft – dürfte Andriy Shevchenko sein. Der ehemalige Weltklasseangreifer hat die Truppe vor vier Jahren übernommen und kann in der Auswahl seiner Spieler auf einen fast schon traditionellen Vorteil zurückgreifen: Ganz anders als etwa bei Gruppengegner Schweiz spielt das Gros der Spieler in der heimischen Liga.
Aufgrund der immer noch angespannten politischen Lage ist der Ligabetrieb zwar weiter gestört, an der Blockbildung in der Nationalmannschaft ändert das aber nichts. Im erweiterten Kader bilden Spieler der beiden Top-Klubs Schachtjor Donezk und Dynamo Kiew das Rückgrat. An die 20 Spieler kann Shevchenko von beiden Klubs rekrutieren.
Aufgefüllt wird mit Spielern aus kleineren europäischen Ligen und dem einzigen Sternchen, dem ehemaligen Dortmunder Andriy Yarmolenko, der mittlerweile bei West Ham sein Geld verdient.
Das Fundament der Mannschaft bildet die Defensive, trotz des umstrittenen Torhüters Andriy Pyatov, der immer mal wieder für einen Bock gut ist. Lediglich vier Gegentore hat die Ukraine in der EM-Qualifikation kassiert, nur Belgien stand gegen den Ball stabiler.
Dafür drückt in der Offensive ein wenig der Schuh. Aber: Mit Keeper Andriy Lunin (20), Vitali Mykolenko (20), Viktor Zyhankov (22) und vor allen Dingen dem hochbegabten Mittelfeldspieler Viktor Zyganov (22) hat Shevchenko eine verheißungsvolle Generation in der Hinterhand.
Verwendete Quellen:
- DFB.de: Nations League: DFB-Team gegen Ukraine, Spanien und Schweiz
- Schweizer Fußballverband: Schweiz in der Nations League gegen zwei Weltmeister
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