Bundestrainer
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Bei aller Freude um den Sieg wird Jamal Musiala die Partie gegen die Niederlande nicht in bester Erinnerung behalten. Und das lag vor allem am Rasen in Frankfurt: "Jede Aktion gefühlt bin ich ausgerutscht. Das Feld ist jedes Mal weggegangen, bei jeder Drehung", haderte Musiala nach dem Spiel.
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Woran es lag, konnte Musiala auch nicht so recht erklären, am Schuhwerk dürfte es nicht gelegen haben: "Ich ziehe immer Stollen an. Ich mache viele Drehungen, da muss es schon ein bisschen stabil sein." Der Rutschfaktor sei schon gefährlich.
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"Zum Glück habe ich überlebt", konstatierte Musiala nach Abpfiff trocken.
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Julian Nagelsmann fällte ein ähnlich vernichtendes Urteil über die Zustände im Frankfurter Stadion: "Leider ist der Platz eine Katastrophe, wirklich eine Katastrophe", erklärte er bei RTL und gab dem Rasen auch eine Teilschuld für das schnelle Tor der Niederländer: "Auf einem guten Rasen verteidigen wir den - auch wenn es kein guter Ball war", war sich der Bundestrainer sicher.
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Für ihn gab es dennoch keinen Grund, sich die Laune verderben zu lassen. Sichtlich gelöst analysierte Nagelsmann das Spiel in der Pressekonferenz: "Was wir herausragend gut gemacht haben, war das tiefe Verteidigen, mit einer unglaublichen Aktivität. Wir hatten viele Ballgewinne. Natürlich kann das Spiel am Ende in beide Richtungen kippen. Ich bin kein riesiger Statistik-Fan, aber von den Zahlen war es verdient am Ende. Das ist zum Analysieren ein herausragend geiles Spiel. Leider habe ich jetzt erst mal keinen Zugriff auf die Spieler. Da sind wir jetzt erst mal die zweite Geige, im Sommer aber die erste. Ich freue mich auf Weimar."
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Nagelsmann weiter: "Wir haben das Stadion am Ende richtig heiß gemacht. Wir wollten unbedingt gewinnen und sind mehr Risiko gegangen als der Gegner, das Gefühl hatte ich in Österreich zum Beispiel nicht. Der Spirit hat sich ganz anders angefühlt als im November. Wir hoffen, dass es auch von Ende Mai bis Mitte Juli ineinander greift."
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Die Rückkehr von Toni Kroos ins Nationalteam erwies sich auch gegen die Niederlande als Glücksgriff. Der Real-Star fand sich sofort in seine Chefrolle im Mittelfeld ein und trug so wesentlich zum Erfolg des DFB-Teams bei. Im Hinblick auf die EM blieb Kroos nach dem Spiel realistisch: "Die gute Nachricht ist, dass wir zwei sehr gute Testspiele gemacht haben. Die schlechte ist, dass das keine Punkte bringt fürs Turnier", erklärte er bei RTL.
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Spaniens Presse feierte den Star von Real Madrid. "Kroos bringt Deutschland ins Spiel. Die Niederlande waren kein Gegner für Kroos und Deutschland, das sich mit seinem Comeback komplett regeneriert hat und zum Titel-Kandidaten aus eigener Kraft geworden ist", schrieb die "AS". Und in der "Mundo Deportivo" stand nach der Partie zu lesen: "Kroos' Deutschland ist weiter auf dem Weg der Besserung. Deutschland (...) scheint die Krise vom November mit zwei enttäuschenden Niederlagen zumindest vorerst überwunden zu haben."
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Nach der Auswechslung von Ilkay Gündogan in der 59. Minute übernahm der heimliche Kapitän Kroos auch tatsächlich die Binde. Gündogan hatte nicht seinen besten Abend erwischt. "Er war sehr selbstkritisch, sagte, 'ich habe zu viele Bälle verloren'. Es ist alles gut, es war auch eng auf der Position zentral. Aber der Umgang mit der Situation war top", fasst Nagelsmann zusammen. Die Auswechslung Gündogans sei kein Signal für eine Degradierung, sondern eine Schutzmaßnahme auf Empfehlung des Teamarztes. "Bei Barcelona spielt er jedes Spiel 90 Minuten, weil die viele Verletzte haben. Er war nicht taufrisch, das spürt er auch."
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Auch der sonst tendenziell kritische Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus konnte nicht umhin, sich von der allgemeinen Euphorie ein Stück weit anstecken zu lassen. "Es ist eine Befreiung für alle Beteiligten und jetzt wissen sie, was sie können", analysierte er bei RTL: "Ich glaube, da kann wirklich was ganz Großes entstehen."
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Besonders beeindruckt zeigte sich Matthäus vom Zusammenhalt des Teams. Diesen kenne er auch von 1990, als Deutschland Weltmeister wurde. "Die Moral stimmt, der Zusammenhalt ist da auf dem Platz." Zuversichtlich stimme ihn auch, "dass man miteinander kämpft, selbstbewusst auftritt, dass man sich unterstützt."
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Genau diese Tugenden vermisste die niederländische Presse bei ihrer Mannschaft. Das Urteil in der Zeitung "De Volkskrant" fiel vernichtend aus: "Manchmal schien es, als ob das Wachsfigurenkabinett in Frankfurt zu Besuch war, so wenig Bewegung war in der Mannschaft. Der Unterschied zwischen den Spielen der Nachbarländer war ungefähr so groß wie der Unterschied zwischen Leben und Tod (...). Der Fußball der Mannschaft, die zum ersten Mal die Farben Rosa und Lila trug, war wie das Leben selbst. Kreativ, nach vorn gerichtet, mit klugen Pässen zwischen den Linien, mit Positionswechseln. (...) Auch bei den Deutschen lief vieles schief, aber die Absichten waren klar. Sie wollten gewinnen. Oranje wollte nicht verlieren."
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Das "AD" fasste zusammen: "Oranje glaubte kurzzeitig, mit einem akzeptablen Unentschieden auf die Europameisterschaft hinarbeiten zu können, doch ein Kopfball des eingewechselten Niclas Füllkrug bescherte den Deutschen knapp einen Zentimeter hinter der Torlinie doch noch den Sieg."
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Was viele Fans zusätzlich zum Sieg sehr gefreut haben dürfte: dass der DFB die Torhymne spontan - nachdem sich viele Fans im Internet dafür starkgemacht hatten - zu "Major Tom" änderte und diese bei Maximilian Mittelstädts sehenswertem Treffer zum 1:1 durchs Stadion schallte.
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Auch "Radio Müller" zeigte sich begeistert von der Songauswahl: "Das macht schon Spaß. Major Tom ist schon ein cooles Lied zum Mitgehen, das muss man schon sagen", erklärte Thomas Müller (Dritter v.l.) nach dem Sieg.
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"Aber am Ende kann es uns egal sein, welche Musik beim Siegtor gespielt wird. Da wird innerlich nur die Musik des Glücks gespielt", sagte der Münchner. Beim Aufwärmen waren noch Bilder über den Video-Würfel gelaufen, wie Müller bei Major Tom inbrünstig mitsang.
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Das wichtigste Fazit für Nagelsmann nach den beiden Spielen gegen Frankreich und die Niederlande: Der Bundestrainer hat offenbar seine Stammformation gefunden. Das stellte Nagelsmann in der Pressekonferenz nach dem Spiel klar: "Außer Frage steht: Falls alle gesund bleiben und so weiter performen, werden wir auf jeden Fall nicht zehn Spieler tauschen im Sommer. Eigentlich auch nicht fünf, vielleicht ein, zwei - plus Verletzte."
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Eine bittere Nachricht für Daheimgebliebene wie Leon Goretzka, auch, wenn Nagelsmann die Tür zumindest noch einen Spalt offen lässt: "Die Botschaft an diese Spieler ist, dass wir es jetzt gut gemacht haben und sie Vollgas geben müssen, um auf den Zug noch aufzuspringen. Am Ende müssen sie besser sein als irgendjemand, der jetzt dabei ist, in welcher Rolle auch immer. Das ist klar."
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Voll des Lobs war Nagelsmann für den Stuttgarter DFB-Neuling Mittelstädt: "Herausragend. Das Beste ist: Er ist ein völlig normaler Typ, ein unfassbar lieber Kerl, immer sehr freundlich. Der macht das erste Spiel, und er macht das erste Spiel sehr gut. Für mich war interessant, wie er danach auftritt: Beim Frühstück am Sonntag, im Training, beim nächsten Spiel. Der macht hier einen Fehler, geht nach vorne und donnert das Ding aus 18 Metern in den Winkel. Der Fehler passiert, aber die Reaktion ist der allerwichtigste Marker, damit ist er top umgegangen."
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Einen Kaderplatz sicher hat auch Leroy Sané, obwohl dieser gegen Frankreich und die Niederlande gesperrt fehlte: "Er ist außergewöhnlich gut. Er weiß, was es bedeutet, eine Heim-EM zu spielen. Er muss sich eingliedern in diese funktionierende Gruppe. Ich bin überzeugt, dass Leroy seine Qualitäten zu hundert Prozent in den Dienst der Mannschaft stellt. Und auf die werden wir auf keinen Fall verzichten, wenn er gesund ist", erklärte Nagelsmann seine Überlegungen.