Der DFB wankt von einem Fettnapf in den nächsten: Auf das gekaufte "Sommermärchen" von 2006 folgte zuletzt der vorzeitige Abgang des DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. Jetzt der nächste Skandal. Er dreht sich um das WM-Finale 2014 in Rio de Janeiro.
Als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 2014 in Brasilien ihren vierten Weltmeister-Titel gewann, saßen die höchsten Vertreter des DFB im Stadion. Der Verband hatte dafür gesorgt, dass sie dem historischen Ereignis live beiwohnen konnten - und zwar auf seine Kosten.
Mitglieder des Vorstands und Ehrenmitglieder des Deutschen Fußball-Bundes sollen nach "Spiegel"-Informationen 2014 in der Businessclass gratis zum WM-Finale nach Brasilien gereist sein.
Der Lufthansa-Sonderflug sei vom DFB-Reisebüro kurzfristig organisiert worden, berichtete das Nachrichtenmagazin am Freitag.
Der DFB kommentiert den Bericht des "Spiegel" nicht
DFB-Vertreter wollten sich am Freitag am Rande des Spatenstichs für die DFB-Akademie in Frankfurt am Main nicht zu dem Bericht äußern.
Gegenüber dem "Spiegel" hatte das DFB-Presseteam zuvor erklärt: "Das WM-Finale 2014 in Rio war das größte sportliche Ereignis für den deutschen Fußball in den vergangenen Jahrzehnten. Gerade bei einem außergewöhnlichen Ereignis wie einem WM-Finale mit deutscher Beteiligung gehört die Anwesenheit der höchsten Repräsentanten des DFB wie den Mitgliedern des DFB-Vorstandes zu deren satzungsgemäßen Aufgaben."
Am 7. Juli 2014, dem Tag vor dem WM-Halbfinale, hat der damalige Generalsekretär Helmut Sandrock dem "Spiegel"-Bericht zufolge an die Mitglieder des DFB-Vorstands und alle DFB-Ehrenmitglieder geschrieben: Sollte Deutschland das Finale erreichen, "möchten wir Sie mit heutigem Schreiben einladen, das Endspiel im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro live zu erleben".
Neben den Kosten für den Flug bezahlte der Verband seinen Spitzenfunktionären demnach das Finalticket, Kategorie 1. Preis pro Stück: 750 Euro.
Andere Mitarbeiter des DFB zahlten selbst
"Nach der Landung erfolgt der Transfer zur Get-Together-Location Terraço Lagoa mit Blick auf den Corcovado, unweit vom Strand Ipanema", heißt es in den Reiseunterlagen, aus denen der "Spiegel" zitiert.
Gemeine Mitarbeiter der DFB-Zentrale reisten ebenfalls nach Rio, indes auf eigene Kosten. Rund 2.000 Euro pro Nase kostete sie der Flug, statt in der Business- saßen sie in der Economyclass. Obendrauf kam eine Eintrittskarte der Kategorie zwei für das Maracanã-Stadion, Kostenpunkt: 519 Euro.
Auch zu dieser offensichtlichen Zwei-Klassen-Behandlung äußerte sich der größte Einzelsport-Verband der Welt zunächst nicht.
Wegen einer in Brasilien abgehaltenen Präsidiumssitzung war der DFB bereits im Februar in die Kritik geraten. Zum wiederholten Mal wurde dabei die Gemeinnützigkeit des Verbandes infrage gestellt.
Zuletzt war der DFB am 2. April 2019 durch den Rücktritt von Präsident Reinhard Grindel in die Schlagzeilen geraten. Grund für Grindels Rücktritt war eine Serie von Fehltritten. (dpa/hau)
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