Die neueste Fan-Umfrage zum USA-Trip der Nationalmannschaft bestätigt ein Gefühl: Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann gewinnt an Vertrauen.
Um die aktuelle Hystory-Kolumne von Udo Muras zu bebildern, durchsuchte ich Fotos aus den 80ern. Was mir sofort auffiel: Wie kurz die Hosen waren! Und dann dieser Kragen am Trikot! Bemerkenswert auch: dass die Trikots damals enger am Körper geschnitten waren als die Ballontrikots zehn Jahre später.
Die Fotos mit
In der Bilanz steht aber auch: EM-Sieg 1980, Vizeweltmeister 1982 und 1986, die Heim-EM 1988 und am Ende der Höhepunkt - WM-Sieg 1990. Zwischendurch: die Schande von Gijon, die Schlacht von Sevilla, der Schlagabtausch mit Maradona, die Schlappe gegen Holland. Das alles: Momente nationaler Leidenschaft.
Nun liegt in einer Rückschau immer die Gefahr, dass jede Generation genau die Phase am spannendsten findet, die mit der eigenen Jugendzeit zusammenfällt. Wie die Eltern sagen wir inzwischen: "Also, die Musik von heute … unsere Musik damals, das war noch richtige …" Alles Blabla.
Aber so sehr ich sachliche Argumente abwäge und die deutsche Fußballhistorie durchstöbere: Ich finde bei der Nationalmannschaft keine aufregendere Zeit als jene, die mit dem Wechsel von Jupp Derwall zu Franz Beckenbauer den größten Umbruch erlebte. Oder unterschätze ich die 70er mit dem Bayern-Auftrieb?
Den schönen Begriff "Epoche" definiert das Wörterbuch so: "durch eine Persönlichkeit oder ein Ereignis geprägter großer geschichtlicher Zeitabschnitt". Die 80er Jahre verbinde ich mit den klangvollen Namen von Rummenigge und Littbarski, Matthäus und Brehme. Wer prägt unser Hier und Heute?
In mir wächst der Verdacht, dass das vor uns liegende Jahrzehnt Überraschungen bereithält. Statistisch wird Deutschland alle 20 Jahre Weltmeister - das nächste Mal also 2034. (Oh Gott, vermutlich in Riad.) Keine Ahnung, warum ich glaube, dass da unter
Man muss ja nicht gleich meine Jugenderinnerungen toppen. Mir reicht schon das gute Gefühl, wenn die Herren Weltmeister
Jeder zweite Fußballfan in Deutschland ist überzeugt: Die Nationalmannschaft wird ihren Auftaktgegner USA im eigenen Land schlagen. Nur jeder fünfte Fan meint, dass der neue Bundestrainer Nagelsmann die Pleitenserie seines Vorgängers
Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine repräsentative Umfrage (n = 5.658 Fans), die das Bundesliga-Barometer am Mittwoch veröffentlicht hat. Die Erwartungen an den DFB-Coach sind hoch. Über 90 Prozent unterstützen den Umbruch, den Nagelsmann mit der Nominierung von neuen Spielern wie Kevin Behrens (Union), Chris Führich (VfB Stuttgart) und Robert Andrich (Leverkusen) eingeleitet hat.
Immerhin 82,6 Prozent sind ebenso der Meinung, dass es richtig ist, auf erfahrene Spieler wie Mats Hummels zu setzen. 75,4 Prozent meinen: Er und Thomas Müller geben dem DFB-Team die notwendige Stabilität. Obwohl die meisten Fans (89,8 Prozent) die USA-Reise nicht für sinnvoll erachten, ist eine Mehrheit überzeugt, dass der erste Nagelsmann-Kader einen erfolgreichen US-Trip bestreitet (60,8 %).
Die Zahl kommt vielleicht ein bisschen kalt daher. Aber die Zahl vermittelt die wichtige Botschaft, dass Nagelsmann an Vertrauen gewinnen. Dass sich die Dinge zum Besseren wenden - könnten. Das ist nicht zu unterschätzen. Kurze Hosen und Trikots mit Kragen werden für den Erfolg alleine nicht reichen.
Verwendete Quellen:
- feverpitch.de: History
- kicker.de: "Schande von Gijon": Lasst uns das nach Hause schaukeln
- deutschlandfunk.de: Die Empörung gegen den Fußballgott
- kicker-freunde.de: Maradona gegen Matthäus: Legendäres Duell der Achtzigerjahre
- fr.de: Van Basten und Co. zerstörten in Hamburg DFB-Traum
- feverpitch.de: Wie der DFB früher Bundestrainer vom Hof jagte
- bundesligabarometer.de
Über den Autor:
- Pit Gottschalk ist Journalist und Buchautor. Seinen kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit'ch erhalten Sie hier.
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