Mehrere Politiker haben sich bereits in der Causa Mesut Özil zu Wort gemeldet. Nun äußert sich auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble. Er gibt dem DFB die Schuld an der Eskalation.
Bundestagspräsident
"Ich habe bis heute nicht verstanden, weshalb man beim DFB zugelassen hat, dass aus einer so unklugen Fotoaktion eine derartige Staatsaffäre gemacht wurde. Das ist ein Jammer", sagte der CDU-Politiker den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
"Irgendein kluger Mensch hätte das alles verhindern können und müssen. Da die Fußball-Stars alles junge Menschen sind, muss man ihnen helfen, sie führen, notfalls auch durch Kritik", sagte Schäuble.
Schäuble: "Integration hat gelitten"
Schäuble sagte, als Politiker bedauere er, "dass durch eine Fülle von Fehlern und Missverständnissen die Integration gelitten hat. Aber es wird sich schon wieder einrenken".
Er frage sich, wieso "gut bezahlte Fußball-Manager und -Berater" den Schaden nicht verhindern hätten können.
Dennoch dürfe man die Integrationsleistungen des Fußballs nicht infrage stellen, dieser habe "beachtliche" Erfolge ermöglicht.
Özil prangert Rassismus im DFB an
Özil hatte mit seinen umstrittenen Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schon im Vorfeld der Fußball-WM eine öffentliche Diskussion ausgelöst. Der DFB musste für sein Krisenmanagement viel Kritik einstecken.
Nach dem WM-Aus des deutschen Teams forderte DFB-Präsident Reinhard Grindel eine öffentliche Erklärung von Özil. Im Gegensatz zu Ilkay Gündogan, der die Bilder kurz nach Veröffentlichung verteidigte, schwieg Özil - bis vergangenen Sonntag.
Was folgte, war der Rücktritt aus der deutschen Nationalmannschaft. In einem offenen Brief, den der 29-Jährige via Twitter öffentlich machte, erklärte er, nicht mehr länger "Sündenbock für Grindels Inkompetenz" sein zu wollen.
Gleichzeitig beschrieb er Rassismus-Erfahrungen. DFB-Funktionäre hätten seine türkischen Wurzeln nicht respektiert. Der Spielmacher schrieb: "Indem man als Deutsch-Türke bezeichnet wird, werden Menschen bereits unterschieden, die Familie in mehr als einem Land besitzen. Ich wurde in Deutschland geboren und ausgebildet, also warum akzeptieren die Leute nicht, dass ich Deutscher bin?"
Der DFB wies die Rassismus-Vorwürfe "in aller Deutlichkeit" zurück. Grindel selbst gestand am Donnerstag Fehler ein, wehrte sich jedoch ebenfalls gegen Özils Vorwurf, ihn nicht ausreichend gegen rassistische Angriffe geschützt zu haben. (ank/dpa)
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