Jeden Tag nur Corona-Nachrichten und Fußball ohne Publikum, das hält keiner aus. Schöner ist es doch, in Erinnerungen zu schwelgen, in Zeiten als der Fußball noch kein Hygienekonzept brauchte. Deshalb erzählen uns Persönlichkeiten des Fußballs von ihrem persönlichen "Spiel meines Lebens". Nächster in der Reihe: Darius Kampa.
Neun Jahre ist es bereits her, dass Darius Kampa seine aktive Fußballkarriere beendet hat. In der 1. und 2. Bundesliga spielte er beim 1. FC Nürnberg sowie bei Borussia Mönchengladbach und bestritt insgesamt 84 Spiele im Oberhaus.
Als eigentliches "Spiel seines Lebens" bezeichnet Kampa sein aktuelles Projekt. Um den Menschen während der Coronakrise Mut und Hoffnung zu vermitteln, hat er die Kampagne "Victory Over Corona" ins Leben gerufen. Auf der Website werden unter anderem täglich die Zahlen der weltweit vom Virus genesenen Menschen veröffentlicht.
Rein sportlich war das Spiel seines Lebens das des 1. FC Nürnberg beim FC Bayern München am 24. November 2001, bei dem er für den "Club" zwischen den Pfosten stand. Das erzählt Kampa in unserer Reihe "Spiel meines Lebens":
"Ich erinnere mich ganz gerne an das Spiel, als wir im Jahr 2001 mit dem 1. FC Nürnberg bei Bayern München gespielt haben. Das war gerade der amtierende Champions-League-Sieger. 0:0 haben wir da gespielt. Ich bin da nicht nur Spieler des Spiels geworden, sondern auch im 'Kicker' der Mann des Tages.
"Das Spiel kann man an Dramatik nicht überbieten"
Bayern spielte mit einer Top-Besetzung mit Oliver Kahn, Stefan Effenberg, Paulo Sergio,
Das Spiel kann man an Dramatik eigentlich nicht überbieten. Es war wie erwartet: Bayern hat uns überfallen. Die erste Schlüsselszene war nach zwölf Minuten. Da gab es einen Elfmeter für den FC Bayern München. Den hat Claudio Pizarro geschossen und ich hatte das Glück, diesen Ball auch abwehren zu können. Ab dem Zeitpunkt haben meine Mitspieler auch ein bisschen daran geglaubt, dass wir hier überhaupt irgendetwas reißen können. Stellen Sie sich vor, nach zwölf Minuten in München – Champions-League-Mannschaft gegen die kleinen Nürnberger – wenn man da das 0:1 bekommt, kann das hinten raus schon in einen Bereich mit 0:5 oder 0:6 gehen. Und dann war das natürlich super, dass ich im ausverkauften Olympiastadion diesen Ball abwehren konnte.
Ab da war es dann eine Abwehrschlacht bis zur letzten Minute. Ich kann mich noch super an die Nachspielzeit erinnern. Da gab es nochmal eine Riesenchance: Giovane Elber hatte eine Kopfballgelegenheit. Ich bin irgendwie noch mit meinen Fingerspitzen an den Ball gekommen, habe ihn dann gehalten und während ich noch auf dem Ball liege, sind die Mitspieler zu mir und haben sich auf mich geworfen, obwohl das Spiel ja noch weitergegangen ist. Die ganze Bank ist aufgesprungen.
Die Spieler kamen direkt zu mir. Ich bin dann aufgestanden und musste sie wegschicken und ihnen mitteilen, dass das Spiel noch weitergeht. Die haben gefeiert, als ob das Spiel schon zu Ende gewesen wäre.
"Wir haben uns mit allem, was wir hatten, dagegen gestemmt"
Was die Mannschaftsleistung angeht: sensationell im Rahmen unserer kleinen Möglichkeiten. Dass wir in München natürlich keinen Offensiv-Fußball spielen werden, war ja klar. Aber wir lagen uns wirklich alle in den Armen – gegen den amtierenden Champions-League-Sieger in Bestbesetzung, der uns vernichten wollte. Wir haben uns mit allem, was wir hatten, dagegen gestemmt und haben den Bayern dann zumindest einen Punkt abgerungen.
Ich erinnere mich sehr gerne an das Spiel. Es sind auch meine Eltern im Stadion gewesen. Das war für mich natürlich ein rührender Moment. Meine Eltern wohnen in Augsburg und die haben nicht alle Spiele von mir gesehen. Ich wusste, dass sie da sind und dann habe ich sie auf der Tribüne gesehen. Das war sehr herzergreifend nach dem Spiel. Sie waren stolz und haben sich gefreut für mich. Das war ein toller Moment.
Und dann haben wir uns auch noch in dieser Saison gerettet. Besser kann es nicht sein. Dieser Punkt war mitentscheidend, dass wir die Liga halten konnten."
- Im ersten Teil der Serie erzählt Timo Hildebrand von der Partie des VfB Stuttgart beim VfL Bochum 2007.
- Im zweiten Teil berichtet Ottmar Hitzfeld vom Saisonfinale 1995 mit Borussia Dortmund.
- Im dritten Teil erzählt Manni Schwabl von dem Spiel, als er vom FC Bayern entdeckt wurde
- Im vierten Teil schildert Kevin Kuranyi eine eindrückliche Partie des VfB Stuttgart gegen Manchester United
- Im fünften Teil überrascht Lars Ricken mit der Wahl der Partie von Borussia Dortmund bei Manchester United im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals 1997
- Im sechsten Teil erzählt Olaf Thon von einem Schützenfest zwischen dem FC Schalke und dem FC Bayern
- Im siebten Teil erzählt Werner Lorant über das Uefa-Cup-Finale 1980
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