Die Gewalt gegen Schiedsrichter setzt sich ungeachtet aller Appelle und Bitten um Fairness, Respekt und Anstand fort. In Hessen klagt ein Kreisliga-Schiedsrichter nach einer tätlichen Attacke an: "Das war der Tiefpunkt. Wir werden alleingelassen."
In der hessischen Fußball-Kreisliga ist es zu einem weiteren Fall von Gewalt gegen Schiedsrichter gekommen.
Im Spiel zwischen SKG Rumpenheim II und Sparta Bürgel II ist Schiedsrichter Turgay Sukan nach eigenen Angaben mehrfach beleidigt, bespuckt und auch tätlich angegriffen worden. Das berichtete Sukan mehreren hessischen Zeitungen, darunter der "Offenbach-Post".
Der Hessische Fußball-Verband reagiert "bestürzt"
Der Hessische Fußball-Verband (HFV) nahm mit einem Post auf Facebook Stellung zu den Vorkommnissen: "Wir sind sehr bestürzt darüber, dass es bei einem Fußballspiel in Hessen einen neuerlichen Vorfall von Gewalthandlungen gegen den Schiedsrichter gab", ließ Verbands-Präsident Stefan Reuß wissen.
Der Fall werde "genau geprüft" und "sportgerichtlich entsprechend sanktioniert", fügte Reuß an, verbunden mit der Ansage: "Gewalt hat auf unseren Fußballfeldern keinen Platz."
In Rumpenheim belehrte die Wirklichkeit Reuß einmal mehr eines Besseren. Demnach sei es nach einem durch Sukan gepfiffenen Elfmeter für Rumpenheim zu einer ersten Beleidigung eines Bürgeler Spielers gekommen.
Beschimpft, bespuckt und mit Schirm attackiert
Nach der folgerichtigen Roten Karte hätten die Beleidigungen zugenommen, zudem habe der Spieler den Schiedsrichter bespuckt.
Danach entwickelte sich den Angaben des 41-Jährigen zufolge eine Rudelbildung, in deren Folge die Situation eskaliert sei.
Nach einem weiteren Platzverweis gegen einen Bürgeler Spieler sei Sukan von vier Spielern und dem Co-Trainer der Gästemannschaft attackiert worden.
Als sich der Schiedsrichter in die Kabine retten wollte, sei er auf der Tribüne von einem verletzten Bürgeler Spieler durch einen Kopfstoß angegriffen sowie mit einem Regenschirm in den Bauch gestochen worden. "Mir wurde kurz schwarz vor Augen, aber ich schaffte es in die Kabine", schilderte der Referee der JSK Rodgau.
Von alldem findet sich in dem auf dem Portal fussball.de veröffentlichten Spielbericht kein Wort. Auch die Facebook-Einträge der betroffenen Vereine klingen lapidar:
Turgay Sukan: "Wir Schiedsrichter werden alleingelassen"
"Ich liebe den Fußball. Deshalb wurde ich Schiedsrichter, als ich nicht mehr selbst spielen konnte. Aber das war der Tiefpunkt", klagte Sukan: "Da fragt man sich schon, warum man sich das antut. Da hätte ja leicht noch viel Schlimmeres passieren können. Auf dem Platz wird man als Schiedsrichter alleingelassen."
Erst vor rund drei Wochen hatte ein Fall in Südhessen für Schlagzeilen gesorgt, als ein Spieler einen 22-jährigen Schiedsrichter bewusstlos geschlagen hatte. Der Unparteiische musste danach mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus gebracht werden.
Der Zwischenfall ereignete sich in der Partie FSV Münster gegen TV Semd in der C-Liga Dieburg. Münster zog daraufhin seine Mannschaft vom Spielbetrieb zurück.
Berliner Landesligist engagiert Bodyguards für Schiedsrichter
Ein Berliner Landesligist, der Friedenauer TSC, reagierte inzwischen auf die auch in der Bundeshauptstadt unhaltbaren Zustände und engagierte Bodyguards einer Sicherheitsfirma für Schiedsrichter, die auf seinem Gelände zum Einsatz kommen.
Der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer bezeichnete die Zustände in der höchsten deutschen Spielklasse als "kriegsähnlich" und bekräftigte seine Ansicht in einem Telefon-Interview im Sport1-"Doppelpass". (hau/AFP/dpa)
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