Kurz, knapp und einfach erklärt: Wann gibt es beim Fußball eine mündliche Ermahnung durch den Schiedsrichter? Wann zeigt der Unparteiische die Gelbe Karte? Und wann stellt er einen Spieler vom Platz?

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Der letzte Spieltag der Gruppenphase bei der EM 2024 sorgte für einen Rekord: Im hitzigen Spiel zwischen Tschechien und der Türkei (1:2) gab es insgesamt 18 Gelbe und zwei Rote Karten. Noch nie wurden in einem Spiel bei einer Europameisterschaft so viele Karten verteilt.

Wir nehmen die unrühmliche Rekord-Partie zum Anlass, genauer auf das Thema Karten im Fußball einzugehen. Wann gibt es eine mündliche Ermahnung, wann die Gelbe Karte und wann einen Platzverweis – kurz, knapp und einfach erklärt:

Mündliche Ermahnung bei Fouls

Cristiano Ronaldo
Portugal-Kapitän Cristiano Ronaldo (l.) wird vom Schweizer Schiedsrichter Sandro Schärer mündlich ermahnt. © IMAGO/HMB-Media/Joaquim Ferreira

Im Prinzip hat ein Schiedsrichter im Fußball drei Möglichkeiten, einen Spieler zu bestrafen. Die harmloseste Strafe ist dabei die mündliche Ermahnung. Diese wird bei kleineren Vergehen, also Fouls, ausgesprochen – häufig auch noch in den Anfangsminuten der Partie.

Der Unparteiische geht dann mit dem Spieler, der das Foul begangen hat, kurz in den Dialog. Die Botschaft: "Nochmal so eine Aktion und ich muss dir die Gelbe Karte zeigen."

Wichtig zu wissen: Wie bei sehr vielen Schiedsrichterentscheidungen liegt auch die mündliche Ermahnung im Ermessensbereich des Unparteiischen. Manche verfolgen im Spiel eine strengere Linie und lassen in der Folge weniger durchgehen, manche setzen hingegen mehr auf den Spielfluss und pfeifen weniger kleinere Fouls ab.

Wann gibt es die Gelbe Karte?

Die Gelbe Karte ist gleichbedeutend mit einer Verwarnung.
Die Gelbe Karte ist gleichbedeutend mit einer Verwarnung. © IMAGO/Mikolaj Barbanell

Auf die mündliche Ermahnung folgt in der Regel die Gelbe Karte, die auch Verwarnung genannt wird. Die Gelbe Karte wird einerseits bei härteren Fouls gezeigt, andererseits aber auch, wenn sich mehrere kleine Aktionen im Laufe des Spiels summieren. Ein Beispiel: Ein Spieler, der mehrmals hintereinander Fouls begeht, die eigentlich nicht "gelbwürdig" sind, sieht aufgrund der Menge an Fouls trotzdem irgendwann die Gelbe Karte. Auch hier kommt viel auf die persönliche Linie des Schiedsrichters an.

Gelbe Karten gibt es im Fußball jedoch nicht nur für klassische Foulspiele. Auch für übertriebenes Meckern, also das Beschweren beim Schiedsrichter nach dessen Entscheidungen, kann ein Spieler entsprechend verwarnt werden. Bei dieser EM ist das aber kaum ein Problem, dank einer neu eingeführten Regel: Diese besagt, dass ausschließlich die Mannschaftskapitäne bei strittigen Entscheidungen mit dem Unparteiischen sprechen dürfen. Die Spieler halten sich größtenteils daran, die Regel darf zumindest bis jetzt als Erfolg bezeichnet werden.

Wenn ein Team in Führung ist und nur noch wenige Minute zu spielen sind, versucht dieses häufig, den Vorsprung "über die Zeit zu bringen". Oft geschieht das dann durch unfaire Mittel. Der Torwart lässt sich beim Abstoß beispielsweise deutlich mehr Zeit als sonst, allgemein wird versucht, das Spiel zu verschleppen. Nach kleineren Zweikämpfen bleibt der gefoulte Spieler häufig lange liegen, um mehr Zeit von der Uhr zu nehmen. Wenn das Zeitspiel für den Schiedsrichter überhandnimmt, kann er auch hier für einzelne Spieler eine Verwarnung in Form einer Gelben Karte aussprechen.

Weitere Aktionen, für die es in der Regel eine Gelbe Karte gibt:

  • Ball wegschießen, nachdem der Schiedsrichter das Spiel durch einen Pfiff bereits unterbrochen hat (Ermessensspielraum)
  • Trikot beim Torjubel ausziehen (kein Ermessensspielraum)
  • Vorgeschriebener Abstand beim Eckball oder Freistoß wird nicht eingehalten (Ermessensspielraum)
  • Verlassen bzw. Betreten des Spielfelds, ohne sich zuvor die Erlaubnis des Schiedsrichters eingeholt zu haben (kein Ermessensspielraum)

Wann gibt es die Gelb-Rote Karte?

Wichtig: Sieht ein Spieler während einer Partie zweimal die Gelbe Karte, wird also zweimal verwarnt, sieht er die Gelb-Rote Karte. Diese ist gleichbedeutend mit dem Platzverweis, der Spieler kann also nicht mehr weiter an der Partie teilnehmen. Das Team spielt in der Folge bis zum Ende in Unterzahl, zudem ist der vom Platz gestellte Spieler für das nächste Spiel gesperrt. Die Gelb-Rote Karte ist die etwas schwächere Form der Roten Karte, die bei besonders schweren Vergehen auch direkt gezeigt werden kann (dazu unten mehr).

Bei einer EM oder WM gilt: Wer im Laufe des Turniers zwei Gelbe Karten sammelt, wird für das nächste Spiel gesperrt. Nach dem Viertelfinale werden die Gelben Karten jedoch wieder "gelöscht" – und das aus einem recht banalen Grund: Damit soll verhindert werden, dass ein bereits vorbelasteter Spieler im Halbfinale eine Gelbe Karte sieht und dann für das potenzielle Endspiel gesperrt ist.

Eines der wohl prominentesten Beispiele dafür ist Michael Ballack: Der ehemalige deutsche Nationalspieler verpasste das Finale der Weltmeisterschaft 2002, weil er im Halbfinale eine Gelbe Karte bekommen hatte. Später wurde diese Regel von Fifa und Uefa also entsprechend angepasst.

Wann gibt es die Rote Karte?

Rote Karte im Spiel zwischen Tschechien und der Türkei
Im Spiel Tschechien gegen die Türkei überschlugen sich am Ende die Ereignisse. Der Schiedsrichter zeigte mehrmals die Rote Karte. © IMAGO/Gonzales Photo/Lasse Lagoni

Die Rote Karte ist die härteste Bestrafung, die ein Spieler während einer Partie bekommen kann. Die Rote Karte wird unter anderem bei einem besonders groben Foul gezeigt, bei dem die Gefährdung der Gesundheit des gefoulten Spielers bewusst in Kauf genommen wird. Auch hier gibt es jedoch einiges an Ermessensspielraum des Schiedsrichters.

Deutlich enger ist der Rahmen bei der sogenannten "Notbremse" gefasst. Damit ist ein Foulspiel gemeint, das eine klare Torchance verhindert – zum Beispiel, wenn der angreifende Spieler alleine aufs gegnerische Tor zuläuft und noch von einem Gegner unfair durch ein Foul gestoppt wird. Die Verhinderung einer klaren Torchance wird in der Regel mit einer Roten Karte bestraft. Zum Beispiel auch bei einem Handspiel, welches ein Tor verhindert.

Ein Spieler wird auch nach einer Tätlichkeit vom Platz gestellt. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) definiert eine Tätlichkeit folgendermaßen: "Eine Tätlichkeit ist gegeben, wenn der Spieler gewollt mit körperlicher Gewalt gegen einen Gegner vorgeht. Treten, Schlagen, Stoßen, Beißen und Spucken sind typische Vergehen." Nach einer Tätlichkeit wird der Spieler in der Regel für mehrere Spiele bzw. einen gewissen Zeitraum gesperrt. Je nach Schwere der Tätlichkeit kann es sich dabei auch um eine Sperre von mehreren Monaten handeln.

Auch Beleidigungen werden im Fußball in der Regel hart bestraft – Voraussetzung dafür ist jedoch häufig, dass der Schiedsrichter diese auch selbst hört. Anders sieht es natürlich aus, wenn ein Spieler den Unparteiischen direkt beleidigt, dann wird schnell die Rote Karte gezückt. Selbiges gilt übrigens auch für Tätlichkeiten gegenüber dem Schiedsrichter – zum Beispiel das Schubsen.

Bei einer Roten Karte kann die Sperre, anders als bei der Gelb-Roten Karte, auch länger ausfallen. Darüber entscheiden dann unter anderem Sportgerichte.

Ebenfalls wichtig zu wissen: Gelbe und sogar Rote Karten können nicht nur gegen die Spieler auf dem Feld, sondern auch gegen die Bank ausgesprochen werden.

Ungarns Trainer Marco Rossi
Ungarns Trainer Marco Rossi sieht im Gruppenspiel gegen Deutschland die Gelbe Karte. © IMAGO/FRANK HEINEN/rscp-photo

Beschweren sich Ersatzspieler oder Teile des Trainerteams zu stark, kann der Schiedsrichter eine Verwarnung aussprechen. Lassen sich Teile der Bank zu einer Tätlichkeit hinreißen, gibt es auch für sie die Rote Karte. Zudem kann der Unparteiische Gelbe und Rote Karten sogar noch nach dem Schlusspfiff verteilen, wenn es die Situation ergeben sollte – zum Beispiel durch eine Rudelbildung der Spieler nach dem Abpfiff.

Verwendete Quellen

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