Im Januar verkündet der FC Bayern München den Coup des Jahres: Pep Guardiola wird neuer Trainer des Rekordmeisters. Die Euphorie um den ehemaligen Coach des FC Barcelona kennt schon vor seiner offiziellen Vorstellung keine Grenzen. Heute ist er hundert Tage im Amt: Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
24. Juni 2013, Allianz Arena, Heimspielstätte des FC Bayern München. Mehr als 240 Journalisten aus elf Ländern warten ungeduldig auf den neuen Star-Trainer der Bundesliga. Um kurz nach zwölf ist es endlich soweit.
Guardiola hat in dieser Zeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und das nicht nur mit seinen bemerkenswerten Deutsch-Kenntnissen. Seit seinem Amtsantritt weht ein Hauch von Haute-Couture über das Trainingsgelände. Der neue Coach setzt auf maßgeschneiderte Anzüge statt Jogginghose. Seine Sakkos trägt Guardiola stets mit Einstecktuch, Krawatten werden farblich auf das Gesamtoutfit abgestimmt. Für das Werbe-Shooting einer großen Brauerei verzichtete er darauf - zugunsten bayrischer Tracht. Fazit: Auch in Lederhosen versteht es Pep, die Frauenwelt zu entzücken.
Der Spieler-Versteher
Akzente setzt Guardiola nicht nur in modischen Fragen. Seine Idee vom offensiven Fußball verfolgt er konsequent. Die Mannschaft hat das von ihm geforderte variable Spiel schnell umgesetzt. Der sportliche Erfolg ist für den Coach überlebenswichtig: "Ich weiß, du musst immer gewinnen und gut spielen. Aber damit kann ich umgehen."
Trotz des hohen Erwartungsdruck zeigt sich Pep als echter Spieler-Versteher. "Ich danke meinen Spielern, wie sie mich unterstützen. Das Verhältnis ist unglaublich." Seit Beginn seiner Amtszeit sorgt er für Harmonie unter seinen Schützlingen. Laut Bastian Schweinsteiger ist Guardiola ein Coach, "der ganz genau weiß, was die Spieler fühlen und denken." Auch Philipp Lahm schwärmt vom neuen Umgangston: "Er ist ein sehr angenehmer Mensch und Trainer. Er spricht sehr viel mit den Spielern. Das tut immer gut."
Skandal um Pep
Also alles eitel Sonnenschein in der Bayern-Welt? Nicht unbedingt. So erhob Matthias Sammer nach dem trägen 2:0-Sieg gegen Hannover 96 mahnend das Wort, die Spieler dürften sich nicht hinter dem Spanier verstecken. Und nur kurze Zeit später wird Gentleman Pep persönlich angegangen – von seinem ehemaligen Spieler Zlatan Ibrahimovic.
Im "Spiegel"-Interview lässt dieser verlauten, dass Guardiola zwar ein fantastischer Trainer sei, aber als Mensch feige. "Er ist kein Mann, er hat keine Eier!" Ibrahimovics Intention? Wahrscheinlich möglichst hohe Verkaufszahlen seiner Autobiographie. Die Bayern-Bosse empören sich postwendend.
Trotz dieser Gewitterwolken am bayrischen Himmel ist eines klar - die ersten hundert Arbeitstage von Pep Guardiola verliefen zur vollsten Zufriedenheit von Bayern-Papa Uli Hoeneß: "Er ist ein total offener Mensch, trägt sein Herz auf der Zunge. Bei den Treffen mit ihm hast du immer das Gefühl, dass du weiterkommst im Leben." Auch der Trainer selbst scheint zufrieden. Seine neue Heimat München bezeichnet er als "super super super." Seine nächsten hundert Tage auf der Bayern-Bank werden sicher auch "super super super".
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