Deutschlands U21 hat das große Ziel Titelverteidigung verpasst, trotz der Finalniederlage gegen Spanien aber ein starkes Turnier gespielt. Einige Akteure konnten sich in den Vordergrund drängen - und sind perspektivisch auch eine Option für die A-Nationalmannschaft.
Das letzte Spiel war auch ein letztes Casting. Die Chefs persönlich waren angereist, Bundestrainer
Für Löw war das Spiel in Udine auch die Gelegenheit, sich das eine oder andere Nachwuchstalent mal live und aus der Nähe anzuschauen. Immerhin spielte da der sehr hoffnungsvolle Jahrgang 1996. Und es war für das Gros dieser Mannschaft auch das letzte Spiel in diesem Zyklus: Für 16 der 23 Spieler aus dem Kader ist das Kapitel U21 jetzt abgeschlossen.
Löw sah also jede Menge potenzieller A-Nationalspieler, die sich beim 1:2 gegen Spanien gut, aber eben nicht gut genug präsentierten, um erstmals in der Geschichte des DFB einen Titel zu verteidigen. Spanien krönte sich zum fünften Mal zum Titelträger und schloss in diesem Alterssegment damit zu Rekordgewinner Italien auf, für Deutschland bleiben zwei EM-Titel bei den U21-Junioren.
Beim ersten Titelgewinn vor fast auf den Tag genau zehn Jahren entsandte Deutschland damals eine wirklich "Goldene Generation", von der sich danach mehr als ein Dutzend Spieler bei den Großen wiederfanden und sich einige sogar mit dem WM-Triumph 2014 in Brasilien unsterblich machten:
Nun, angesichts des Umbruchs in Löws Mannschaft mit einer Neuausrichung aus strategischer und spielerischer Sicht, könnte Löw ein paar frische Gesichter in seiner Mannschaft gut gebrauchen - zumal es in den Jahrgängen danach nicht mehr so rosig aussieht.
Einige sind ja längst beim Bundestrainer gelandet: Leroy Sane, Timo Werner, Kai Havertz, Julian Brandt - sie alle wären spielberechtigt gewesen für die U21-EM. Andere sollen auf Sicht aufrücken. Allerdings: So viele wie erhofft, um den Konkurrenzkampf in der A-Nationalmannschaft weiter zu befeuern, dürften es am Ende nicht werden.
Jonathan Tah ist gesetzt
Die Reise bei den "Kleinen" ist jetzt für Tah vorbei, bei Löw wird er sich in Zukunft mit
Ebenso wie
Alternativen für die Außenbahnen
Nun sieht es etwas besser aus, links hat sich Nico Schulz etabliert, während auf der rechten Seite Klostermann in Konkurrenz mit gleich zwei Spielern tritt: Kehrer kann auch als Rechtsverteidiger spielen, und
Mit dem Wechsel nach Monaco ist Henrichs ein wenig aus dem (deutschen) Fokus verschwunden, jetzt in Italien hat er sich eindrucksvoll zurückgemeldet und wird, wie Klostermann auch, eine Alternative für die A-Nationalmannschaft sein - links oder rechts.
Maximilian Eggestein spielte zwar kein besonders auffälliges Turnier, dem Bremer waren die Strapazen der langen Saison deutlich anzumerken. Trotzdem ist er für den sehr direkten Fußball der A-Mannschaft in Zukunft eine Option.
Eggestein kann auf der Sechs oder in den Halbräumen spielen und bringt von Strafraum zu Strafraum sehr viel Intensität ins Spiel. Dazu kommt, dass er ein absoluter Musterschüler ist. Keiner, der sich vor Talent kaum retten kann, sondern der sich in den letzten drei Jahren alles hart erarbeitet hat, der lern- und wissbegierig ist und eine tolle Mentalität mitbringt - ähnlich wie Florian Neuhaus.
Der Senkrechtstarter aus Gladbach hat ein überragendes Spielverständnis. Aber Neuhaus hat auch erst eine Saison in der Bundesliga gespielt und wird seine guten Leistungen der Vergangenheit erst bestätigen müssen. Erst dann wird er für Löw interessant, obwohl der Spieler jetzt schon fast alles mitbringt.
Nübel als Herausforderer
Und dann gibt es noch zwei Sonderfälle:
Nübel ist wegen seines recht offensiven Torwartspiels mit Neuer und ter Stegen zwar zu vergleichen, aber auf allen Ebenen noch weit vom Duo entfernt. Für den Schalker spricht der Faktor Zeit.
Neuer ist 33, ter Stegen 27 Jahre alt. Nübel wird im Herbst 23 und ist trotzdem selbstbewusst genug, sich der großen Aufgabe zu stellen. Dafür muss er aber noch an seiner Konstanz feilen. Fehler wie im Finale oder im Spiel gegen Österreich überschatten seine ansonsten sehr starken Leistungen bei der EM und wiegen auf seiner Position eben doppelt schwer.
Waldschmidt als Kruse
Einen Spieler wie Waldschmidt hätte Löw längst (wieder) in seinem Kader haben können. Die Grundlage für eine Zusammenarbeit mit Max Kruse ist für Löw aber längst nicht mehr vorhanden - auch wenn der Bundestrainer in dieser Sache nicht klar Stellung bezieht.
Mit Waldschmidt präsentierte sich nun ein ähnlich veranlagter Spieler auf den klassischen Kruse-Positionen: Mal als Stürmer, mal als Zehner, mal im Halbraum oder sogar als Ballschlepper in ganz tiefen Regionen. Waldschmidts Spielintelligenz und sein linker Fuß sind gefährliche Waffen. Zwar ist in Löws Offensive angesichts der hochkarätigen Besetzung nicht mehr besonders viel Platz. Eine zusätzliche Option könnte Deutschlands Angriff aber wohl schon noch vertragen.
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