- Die Fußball-WM in Katar ist umstritten und politisch wie keine WM zuvor.
- Das Gastgeberland steht wegen der Situation ausländischer Gastarbeiter und wegen der Menschenrechtssituation in der Kritik.
- Wie halten es deutsche Politikerinnen und Politiker mit der WM? Wir haben nachgefragt.
Cem Özdemir (Grüne, Fan des VfB Stuttgart)
Werden Sie die WM-Spiele verfolgen?
"Mir geht es wohl wie vielen Fans: Ich ärgere mich über Austragungsort, Zeitpunkt, die FIFA und vieles mehr – aber am Ende kann man nicht ganz widerstehen. Grundsätzlich sollten solche Wettkämpfe in Ländern stattfinden, die auch einen Bezug zur Sportart haben und sich den Prinzipien einer liberalen Demokratie verpflichtet fühlen."
Ihr Tipp: Wer wird Weltmeister?
"Wenn es nach meinem fußballverrückten Sohn geht, ganz klar Argentinien. Er begründet das etwa mit Messis blitzsauberer Bilanz. Brasilien ist natürlich immer gesetzt. Und den Klassiker mit Deutschland als Turniermannschaft kennt die ganze Welt. Vom Kader her jedenfalls ist unsere Nationalelf für ganz oben qualifiziert. Die Spieler hätten es verdient, möglichst weit zu kommen."
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP, Fortuna-Düsseldorf-Fan)
Werden Sie die WM-Spiele verfolgen?
"Ob man die WM schaut oder nicht, muss jeder selbst wissen. Ich werde die WM nicht aktiv verfolgen. Bei der Vergabe und Organisation der WM ist alles falsch gelaufen, was falsch laufen kann. Ich kann allerdings ehrlicherweise auch nicht ausschließen, dass ich nicht einmal in ein deutsches Spiel hineinschaue, wenn die deutsche Mannschaft richtig gut spielt."
Ihr Tipp: Wer wird Weltmeister?
"Ich kann zur deutschen Mannschaft keine Prognose abgeben. Aber auch wenn klar ist, dass die Vergabe nach Katar ein großer Fehler war, wünsche ich der deutschen Mannschaft selbst den größtmöglichen Erfolg."
Gregor Gysi (Die Linke, Fan von 1. FC Union Berlin)
Werden Sie die WM-Spiele verfolgen?
"Auch wenn bei mir keine unbeschwerte Vorfreude auf die Weltmeisterschaft herrscht, werde ich - wenn ich die Zeit habe - mir das eine oder andere Spiel im Fernsehen anschauen. Die Situation in Katar bezüglich der Menschenrechte und der toten Wanderarbeiter kann ich aber auch als Fußballfan nicht ignorieren. Darum hoffe ich, dass auch die Nationalmannschaften ein Zeichen setzen werden. Dass sie sich eine schwarze Binde anziehen oder sich vor Anpfiff niederknieen, im Gedenken an die bis zu 15.000 Menschen, die beim Bau gerade auch der Stadien gestorben sind. Das hätte eine wichtige Symbolik, das wären Gesten, zu denen auch die Funktionäre der nationalen Verbände die eigenen Spieler durchaus ermutigen könnten."
Ihr Tipp: Wer wird Weltmeister?
"Eine Vorhersage, wer Weltmeister wird, ist diesmal wirklich schwierig. Es wird sich zeigen, wer mit den Bedingungen am besten klarkommt. Ich könnte mir vorstellen, dass es diesmal keine europäische Mannschaft wird."
Julia Klöckner (CDU, Fan des 1. FSV Mainz 05)
Werden Sie die WM-Spiele verfolgen?
"Die WM in Katar werde ich sicherlich nicht so verfolgen wie andere Sportevents zuvor. Ich kann die Situation der Menschenrechte vor Ort und die Berichte über die Schattenseiten bei der Errichtung der Spielstätten nicht ausklammern und nur hoffen, dass das Verbindende des Sports und die ökonomischen Erträge durch ein solches Großereignis doch noch einen nachhaltigen Effekt für die Zivilgesellschaft im Land haben werden. Ich bleibe jedoch skeptisch, finde es nicht richtig, dass Katar den Zuschlag als WM-Stätte bekommen hat. Wenn der Anpfiff für Spiele der Deutschen Nationalmannschaft ertönt, werde ich die Umstände im Hinterkopf haben, aber je nach Zeit das ein oder andere Spiel auch einfach mit Familie und Freunden genießen."
Ihr Tipp: Wo landet Deutschland?
"Die WM werde ich mehr oder weniger intensiv verfolgen, wenn zeitlich möglich. Zumal ich in dieser Zeit meinen 50. Geburtstag begehe, vielleicht gibt es ja ein "Geschenk" von unserer Elf, den Einzug ins Finale. Persönlich habe ich mich sehr über die Aufmerksamkeit für die Frauen-WM in diesem Sommer gefreut. Hoffen wir, dass das Team von Hansi Flick ebenso für Begeisterung sorgen kann. Ich wünsche es mir. Denn trotz oder gerade in angespannter Zeit sind 90 Minuten Ablenkung durch die für viele schönste Nebensache der Welt nicht zu unterschätzen. Hoffen wir auf ein positives Wir-Gefühl.“ (lko/fab)
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