Die deutsche Nationalmannschaft reist nach der Rückkehr von Manuel Neuer quasi in Bestbesetzung zur WM nach Russland. Und doch gibt es eine Position, die man als Schwachstelle ausmachen könnte.
Obwohl die deutsche Nationalmannschaft mit
Und hier vor allem das Zentrum mit
Dort ist
Zudem zeigte Brandt in Leverkusen seine besten Spiele als linker Flügel, der Noch-Schalker
Thomas Müller ist kein Arjen Robben
Und Thomas Müller? Für den gilt die rechte Außenbahn nicht gerade als Lieblingsposition, auf der er seine ganze Stärke ausspielen kann, was wiederum auch auf die enormen Offensivqualitäten von
Der hochveranlagte Rechtsverteidiger sorgt im Spiel des FC Bayern auf der Außenbahn regelmäßig für Alarm beim Gegner - allerdings vor allem in Zusammenspiel mit
Bei der 1:2-Hinspielniederlage gegen Real Madrid im Halbfinale der Champions League war Robben früh in der Partie verletzt ausgewechselt worden und Kimmich hatte nach Spielende vielsagend erklärt:
"Schade, dass Arjen so früh ausgefallen ist. Mit Arjen ist es für mich ein Stück weit einfacher, weil er ein Eins-gegen-Eins-Spieler ist, der auch Raum für mich macht. Ohne dass ich sagen will, dass Thomas es nicht gut gemacht hat, finde ich es schade, dass Arjen so früh ausgefallen ist." Müller, so Kimmich, sei einfach "ein anderer Spielertyp".
Genau jene Konstellation, die Kimmich beim FC Bayern bedauerte, ist die Ausgangslage in der deutschen Nationalmannschaft für die WM. Kimmichs Part mit Müller auf rechts ist sicherlich nicht schlecht, so durchschlagskräftig wie mit Robben ist er aber zweifellos nicht.
Taktik-Experte: Löw braucht keinen Außenstürmer
Tobias Hahn vom renommierten Münchner Fußball-Blog "Miasanrot" kennt als Taktik-Experte die Situation auf der rechten Außenbahn mit den rochierenden Kimmich-Partnern Müller und Robben nur zu gut.
Und ohne den Niederländer müsse man eben konstatieren: "Wir haben einfach keinen klassischen rechten Außenstürmer in Deutschland."
Doch auch wenn dies für das spezielle Zusammenspiel mit Kimmich nicht ideal ist, so ist es laut Hahn für das taktische Gesamtbild im DFB-Team auch kein Grund zur Sorge.
Denn der klassische rechte Flügelstürmer, der sich viel auf den Außen aufhält, stehe beim Bundestrainer ohnehin nicht hoch im Kurs.
Der Rechtsaußen solle nach Löwscher Lesart ohnehin eher häufig ins Zentrum verschieben und sich am Kombinationsspiel beteiligen, sich zwischen gegnerischer Abwehr und Mittelfeld bewegen.
"Die Position gibt es dementsprechend bei Löw gar nicht so richtig", sagt Hahn über die Rechtsaußen-Thematik. Thomas Müller als - zumindest formal - rechter Außenstürmer bewegt sich auf seinen unorthodoxen Laufwegen häufig in die Mitte, um dort für Torgefahr zu sorgen.
Müller würde somit zugleich "Platz für die Vorstöße von Kimmich machen", erklärt Hahn.
"Bei Bayern spiele ich ein bisschen anders", bestätigte Kimmich jüngst im DFB-Trainingslager in Eppan. "Da steht meist Arjen Robben auf dieser vorderen Position."
In der Nationalelf müsse er sich auf "ein etwas anderes Positionsspiel" einstellen. "Deshalb soll ich mich bei Ballbesitz früher nach vorne orientieren."
Müller soll hingegen wie beim FC Bayern Müller in die offenen Räume vorstoßen und die Abwehr auseinander ziehen. Kimmich kann den entstehenden Platz für seine gefürchteten Offensivläufe nutzen – oder mit Müller im Kombinationsspiel den Gegner attackieren.
Brandt ein "unterschätzter Ersatz"
Die Frage ist, was bei einem Positionswechsel von Müller passiert. Sollten die Angreifer
Taktik-Kenner Hahn macht sich um die Position des rechten Flügelstürmers trotzdem keine Sorgen. Mit Julian Brandt stünde ein "sehr unterschätzter Ersatz" bereit. "Er wäre eine gute Alternative als Rechtsaußen."
Der Leverkusener ist ein Typ, der mit starken Dribblings und viel Zug zum Tor die Abwehr unter Druck setzt, schnelle Entscheidungen trifft und gut am Kombinationsspiel teilnehmen kann.
Ein weiterer Vorteil: Brandt ist schneller als Müller. In Sachen Erfahrung kann er mit dem Weltmeister von 2014, Champions League-Sieger und siebenfachen deutschen Meister freilich nicht mithalten.
Leon Goretzka oder auch Timo Werner, der theoretisch auf den Flügel ausweichen könnte, dürften auf der rechten Seite kaum Minuten bekommen. Im Fall von Goretzka trifft dies womöglich auf das Turnier als solches zu.
Kein Brandt auf rechts – was dann?
Bliebe noch ein weiteres Szenario: Müller muss zentral spielen und Brandt bringt bei seiner ersten Weltmeisterschaft keine Leistung. "Sollte auch Brandt nicht funktionieren", vermutet Hahn, "könnte Löw auf eine Dreierkette umstellen".
Kimmich würde dann die komplette Außenbahn alleine besetzen. Mit 17 Torvorlagen in 47 Pflichtspielen und den zweitmeisten Flanken der abgelaufenen Bundesliga-Saison ist ihm das durchaus zuzutrauen.
Der Test gegen Saudi-Arabien (Freitag ab 19.30 Uhr bei uns im Liveticker) wird vor diesem Hintergrund spannend. Mit Özils Ausfall wird Müller wohl ins Zentrum rücken. Kimmich dürfte mit
Wie auch immer, meint Taktik-Blogger Hahn, "ich bin nicht sicher, ob der rechte Flügel wirklich eine Schwachstelle ist".
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