Gegen Luis Rubiales wurde Anklage eingereicht. Die spanische Staatsanwaltschaft wirft dem 46-Jährigen einen sexuellen Übergriff auf Jenni Hermoso vor. Die spanische Nationalspielerin hatte Anfang der Woche Anzeige gegen den suspendierten Verbandschef erstattet.

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Wegen des erzwungenen Kusses mit Jenni Hermoso reicht die spanische Staatsanwaltschaft Anklage gegen Luis Rubiales ein. Dem suspendierten Boss des spanischen Fußballverbands RFEF wird ein sexueller Übergriff und sexuelle Nötigung vorgeworfen. Das gab die Behörde am Freitag bekannt.

"Die Staatsanwaltschaft beantragt, dass Luis Rubiales als Beschuldigter und Jenni Hermoso als Opfer angehört werden", teilte die Behörde laut Nachrichtenagentur AFP mit. Zuvor hatten mehrere spanische Medien übereinstimmend berichtet.

Ein Richter des Nationalen Gerichtshofs in Spanien wird nun darüber entscheiden, ob er dem Antrag der Staatsanwaltschaft stattgibt oder das Verfahren einstellt. Seit der jüngsten Reform des spanischen Strafgesetzbuches kann ein nicht einvernehmlicher Kuss als sexueller Übergriff betrachtet werden.

Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Dies sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, beteuert er. Hermoso erklärte aber, sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe".

Die Staatsanwaltschaft ist der Ansicht, dass Rubiales' Kuss nicht einvernehmlich war und einen Straftatbestand darstellen könnte. Auch der Druck, den Nationalspielerin Jennifer Hermoso und ihr Umfeld nach dem Vorfall erlebt hatten, wird in der Erklärung der Behörde berücksichtigt.

Jenni Hermoso erstattet Anzeige gegen Luis Rubiales

Hermoso hatte diese Woche bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt und Rubiales im Anschluss angezeigt, wie der Radiosender Cadena Ser und weitere spanische Medien am Mittwoch unter Berufung auf Justizkreise berichteten. Ein Justizsprecher bestätigte die Information auf Anfrage der dpa.

Die Staatsanwaltschaft am Staatsgerichtshof in Madrid war Ende August aktiv geworden und hatte Hermoso gefragt, ob sie Anzeige erstatten wolle. Man gehe "aufgrund der eindeutigen öffentlichen Erklärungen" davon aus, dass die Fußballerin Opfer eines mutmaßlichen sexuellen Übergriffs geworden sein könne, da es offenbar "keine Art von Einwilligung" gegeben habe, hieß es. Die Behörde konnte allerdings nicht von Amts wegen handeln und benötigte nach spanischem Recht eine Anzeige der Spielerin.

Der Fall löste weltweit einen Sturm der Entrüstung aus. Der Weltverband Fifa sperrte Rubiales vorläufig für 90 Tage, auch das nationale Sportverwaltungsgericht TAD beschäftigt sich mit dem Vorfall. Einen freiwilligen Rücktritt als Verbandschef verweigerte Rubiales bislang. (ank/dpa/SID)

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