Mexikos Trainer predigt Enthaltsamkeit, England holt einen Psychologen, Italien verbietet Twitter und Portugal lässt Ronaldos Privatjets hinter sich herfliegen. Derweil setzen Deutschland und Belgien auf neue Technologien - und den Brasilianern wird "Akrobatik-Sex" verboten: ein Überblick über die kuriosen Vorbereitungen einiger WM-Teilnehmer.
Brasilien: Akrobatik-Sex verboten
Brasiliens Cheftrainer Luiz Felipe Scolari hat seinen Spielern wilde Sex-Stellungen vor und während der Weltmeisterschaft verboten. "Normalen Sex dürfen die Spieler haben während der WM. Es gibt aber bestimmte Sex-Formen, bestimmte Arten und andere Menschen, die Akrobatik vollführen. Damit bin ich nicht einverstanden", sagte der 65 Jahre alte Scolari in Lissabon bei einem Treffen von Nationaltrainern. Welche Stellungen unter "Akrobatik-Sex" fallen und welche nicht, definierte Scolari leider nicht.
Mexiko: Gar kein Sex
Hach, haben es die Brasilianer gut, werden sich die mexikanischen Nationalspieler denken. Denn während Neymar und Co. lediglich auf ausgefallene Verrenkungen beim Sex verzichten müssen, predigt Mexikos Trainer Miguel Herrera sexuelle Enthaltsamkeit. "Wenn ein Spieler nicht einen Monat oder 20 Tage ohne Sex sein kann, ist er kein Profi", sagte der Trainer der Zeitung "Reforma". Natürlich weiß Herrera auch, dass er nur schwerlich kontrollieren kann, ob sich sein Team daran hält, die brasilianischen Schönheiten nur anzusehen und nicht anzufassen, "aber ich denke nur an Fußball und hoffe, dass die Jungs das Gleiche tun, denn es ist noch niemand an 40 Tagen Enthaltsamkeit gestorben."
England: mit einem Psychologen gegen die Elfmeterangst
Für uns ist es ein Running Gag, für die Engländer ein immer größer werdendes Trauma: das Elfmeterschießen. 1990, 1996, 1998, 2004, 2006 und 2012 scheiterten die "Three Lions" in der K.o.-Phase vom Punkt. Gegen diesen Fluch wollen die Briten bei der WM voraussichtlich mithilfe eines Experten vorgehen. "Ich bin gegenüber einem Psychologen nicht abgeneigt", sagte Hodgson Ende Februar dem englischen Sender "Sky Sports". "Wir überlegen, jemanden einzuladen. Aber ich denke, es ist sehr wichtig, dass es jemand ist, der Teil der Mannschaft ist. Es würde wohl nicht funktionieren, wenn man einfach jemanden einfliegt, der den Spielern eine Lektion erteilt."
In seinem Team gebe es nur wenige selbstbewusste Schützen, sagte Hodgson. Daher habe er sich die Idee mit dem Psychologen überlegt. "Wir sollten die Spieler darin unterstützen, dass sie genau wissen, wie sie ihren Elfmeter schießen."
Beim Training soll statt eines Torwarts eine Zielscheibe im Tor stehen. Nur blöd, dass das bei der WM nicht der Fall sein wird.
USA: Probewohnen im WM-Quartier
Die USA sind hinter Deutschland und Portugal nur Außenseiter in der WM-Gruppe G. Doch zum Glück ist beim US-Team Jürgen Klinsmann als Trainer beschäftigt. Der kennt nicht nur die deutsche Nationalmannschaft bestens, sondern hat bekanntermaßen immer die eine oder andere pfiffige Idee parat. So war es auch dieses Mal: Im Januar wohnte Klinsi zwei Wochen lang mit seinem Team zur Probe im zukünftigen WM-Quartier in Sao Paulo. "Wir wollen die Menschen vor Ort und den brasilianischen Lebensstil kennenlernen", erklärte der Ex-Bundestrainer die ungewöhnliche Maßnahme.
Sollte das nicht den gewünschten Erfolg bringen, lassen sich im Asia-Shop um die Ecke sicherlich auch noch ein paar Buddhafiguren auftreiben - ähnlich wie einst in Klinsmanns Trainerzeit beim FC Bayern München.
Portugal: Vier Privatjets folgen Cristiano Ronaldo
Will Portugal bei der WM um den Titel mitspielen, braucht das Team einen Cristiano Ronaldo in Top-Form. Und ein Ronaldo kann nur dann in Top-Form sein, wenn er wunschlos glücklich ist. Deswegen werden gleich vier Privatjets mit Ronaldos Familie hinter Portugals Flugzeug herfliegen. Das Geschwader mit der Entourage des Nationalmannschaftskapitäns wird dem Team während des ganzen Turniers von Spiel zu Spiel folgen.
Ego und Wohlbefinden eines Superstars müssen nun mal mit besonderen Maßnahmen gepflegt werden - erst Recht, wenn dieser Superstar Cristiano Ronaldo heißt.
Deutschland: eigene App fürs DFB-Team
Die deutsche Nationalmannschaft setzt bei den Vorbereitungen zur WM auf eine eigens für sie programmierte Smartphone-App.
Diese soll helfen, die Kommunikation im Team auch außerhalb der Länderspielzeiten zu moderieren und Spielern eine bedienerfreundliche Oberfläche für den möglichen Nutzen der Daten zu geben. So hat Torwart Manuel Neuer vor dem Länderspiel gegen Chile mit Torwarttrainer Andreas Köpke per App die Elfmeterstatistik des Gegners besprochen.
Die App kombiniert individuelle Daten zum Training und Leistungsstand der Spieler mit Analysemöglichkeiten rund um die Gegner.
Italien: Social-Media-Verbot bei der WM
Italien macht sich derweil nichts aus Handys. Den Fußballern wird das Schreiben in sozialen Netzwerken sogar verboten. Ein Grund: Mario Balotelli. Der extrovertierte Star der "Squadra Azzurra" ließ Fans und Journalisten in der Vergangenheit etwas zu oft an den wichtigen und oftmals nichtigen Dingen seines Lebens teilhaben. Das soll bei der WM nicht passieren. "Er ist ein Junge, der seine 23 Jahre leben muss, aber gleichzeitig ist er eine berühmte Persönlichkeit und all das muss er akzeptieren", sagte Nationaltrainer Cesare Prandelli dem TV-Sender "RaiSport" und kündigte an: "Während der WM werden wir noch härtere interne Regeln haben."
Möglicherweise gilt das Verbot für soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter bereits während der Vorbereitung.
Belgien: Leistungssteigerung dank Lichttherapie
Das belgische Team will mit speziellen Lichttherapie-Brillen eine Leistungssteigerung erreichen. "Sie reduzieren die Auswirkungen des Jetlags. Dadurch erholen sich die Spieler wesentlich schneller von der Reise, und das Verletzungsrisiko verringert sich. Dafür ist es schon ausreichend, die Brille nach der Landung 20 Minuten lang zu tragen", erklärt der belgische Teamarzt Kris van Crombrugge. Zudem sollen die Brillen die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit steigern.
Im Brillengestell befindet sich eine LED-Lampe. Diese beleuchtet die Unterseite der Netzhaut mit einem speziellen Licht. Durch dieses Licht wird die Bildung des Schlafhormons Melatonin unterbunden und der Körper kann sich einfacher an die neue Umgebung gewöhnen.
Iran: das Geld ist alle
Von so einer Luxus-Vorbereitung wie bei den ganzen Top-Teams kann der Iran nur träumen. Der Nationalmannschaft fehlt dafür schlicht das Geld. Wegen eines westlichen Öl-Embargos verlor das Land rund 40 Prozent seiner Einnahmen. Das rund fünf Millionen teure Vorbereitungsprogramm für die Weltmeisterschaft ist daher zu teuer. Trainingscamp und Testspiele wurden abgesagt, Trainer Carlos Queiroz bekam monatelang kein Gehalt.
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