Drei Spiele, zwei Niederlagen, ein Sieg – das ist die Bilanz der deutschen U-21-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Israel. Damit ist die Nachwuchself aus dem Turnier ausgeschieden. Ein herber Schlag für die hoch gelobte Nachwuchsarbeit des DFB. Hat die Krise sogar Auswirkungen auf Joachim Löws Nationalmannschaft im Hinblick auf die WM 2014?
Noch vor einigen Jahren galten die deutschen Juniorenteams als Maß aller Dinge im europäischen Jugendfußball. 2009 hielten die U 17, die U 19 und die U 21 exakt 47 Tage lang den jeweiligen EM-Titel. Seitdem halten sich Erfolge allerdings in Grenzen. Die aktuellsten Tiefschläge: Die U 19 verpasste nach durchwachsenen Vorstellungen die Qualifikation für die EM in Litauen und die U 21 musste bei der EM in Israel nach Niederlagen gegen die Niederlande und Spanien die Segel streichen. Im letzten Gruppenspiel gegen Russland gewannen die Deutschen zwar mit 2:1, jedoch ging es nur noch um die "goldene Ananas".
Kein Vergleich zum Titelgewinn 2009
Das Erschreckende an den Auftritten der deutschen Nachwuchsprofis in Israel waren aber nicht einmal die Ergebnisse an sich. Diese fielen mit 2:3 und 0:1 recht knapp aus. Viel schlimmer erschienen die Darbietungen an sich. Haarsträubende Torwartfehler und unkonzentriertes Abwehrverhalten bei Standardsituationen gegen die Niederlande sowie kollektives Versagen in der Offensive gegen Spanien lassen die vergangenen Erfolge wie Szenen aus einer anderen Ära erscheinen. Zur Erinnerung: Im Finale 2009 nahmen Spieler wie Sami Khedira, Mesut Özil oder Manuel Neuer ihre englischen Altersgenossen mit 4:0 auseinander.
Im Vergleich zu dieser Europameister-Elf liest sich die aktuelle Truppe von Trainer Rainer Adrion wesentlich unspektakulärer: Mit Ausnahme von Kapitän Lewis Holtby (Tottenham Hotspurs) kommt die Mannschaft recht bieder daher. Doch diese Sichtweise ist unfair, denn viele Stars, die noch spielberechtigt wären, gehören längst zum Stamm der regulären Nationalmannschaft unter Joachim Löw. Dazu zählen so klingende Namen wie Mario Götze, Toni Kroos, André Schürrle, Julian Draxler oder Ilkay Gündogan.
Hrubesch: "Da lach' ich mich kaputt!"
Deshalb will auch Horst Hrubesch, der EM-Trainer von 2009, nichts von einer Krise wissen. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa meint die HSV-Legende: "Unser Weg, unsere Philosophie ist klar: Spieler, die oben spielen, bleiben auch im Normalfall oben. Die Frage ist: Geht man diesen Weg weiter oder nicht? Wir können doch nicht von heute auf morgen davon abweichen, wenn mal ein Turnier nicht so gut läuft. Was in den letzten zehn Jahren passiert ist, ist der richtige Weg. Das jetzt nur an Titeln oder Endrunden festzumachen, ist falsch." Weiter führt der 62-Jährige aus: "Jetzt die große Krise im deutschen Nachwuchsfußball auszurufen, da lach' ich mich kaputt!"
DFB-Präsident Niersbach sieht die Lage allerdings kritischer: "Nach den Erfolgen in der Champions League haben wir bei diesem Turnier gesehen, dass auch in anderen Nationen starke Spieler nachkommen." Ein Ausruhen auf den Erfolgen der deutschen Vereinsteams und den begeisternden Auftritten der Löw-Elf ist also nicht angebracht.
Pélé setzt auf deutsches Team
Doch bedeutet das, dass sich die Fans von Joachim Löws Team den angestrebten Titel bei der WM 2014 in Brasilien im kommenden Jahr jetzt schon abschminken müssen? Mitnichten, wenn man sich Kader und Spielweise der Nationalmannschaft vor Augen hält. Mit dem flüssigen Angriffsspiel und der defensiven Geschlossenheit der DFB-Elf können nur wenige Teams auf der Welt mithalten. Das sieht auch die brasilianische Legende Pélé so und zählt Deutschland schon jetzt zu den absoluten Topfavoriten auf den Titel: "Es gibt drei Mannschaften, die ins Finale kommen können: Deutschland, Brasilien und Spanien." Dass die Selecao momentan mit ernsthaften Problemen zu kämpfen hat, verschweigt der Nationalheld dabei verständlicherweise.
Auf Neuzugänge aus dem Nachwuchsbereich ist das deutsche Team nämlich derzeit nicht zwingend angewiesen. Die meisten Spieler, die mit dem Adler auf der Brust in Brasilien auflaufen werden, sind noch weit von ihrem 30. Geburtstag entfernt. Die Nachwuchsspieler können also in Ruhe aufgebaut und an das Niveau der A-Elf herangeführt werden. Dass das gelingen wird, steht für U-21-Kapitän Holtby außer Frage. Im Interview mit dem Portal des Deutschen Fußballbundes, "dfb.de", sagt er: "Viele haben enormes Potenzial und große Karrieren vor sich."
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