Dieses Jahr klappt's für Deutschland endlich mit dem Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft! Warum? Weil die DFB-Elf alles in ihrem Repertoire hat: Sie kann zaubern wie gegen Portugal, kämpfen wie gegen Ghana und dominieren wie gegen die USA. Die drei Gesichter des deutschen Teams.
Die Vorbereitung auf die WM 2014 lief bei der DFB-Elf alles andere als optimal. Schwache Testspiele, dann das verletzungsbedingte WM-Aus von Marco Reus. Die Stimmung in Fußball-Deutschland war ausgerechnet kurz vor Beginn der WM so schlecht wie lange nicht.
Doch nach der überzeugenden Gruppenphase ändert sich die Stimmung im Land - rechtzeitig zum Beginn der heißen Turnierphase. Die soll noch so lange wie möglich für die DFB-Elf andauern. Und das ist auch möglich. Denn, bei allem Respekt: Der nächste Gegner heißt Algerien (Montag, 22:00 Uhr im ZDF und bei uns im Ticker). Dieses Team müssen wir einfach aus dem Turnier kegeln.
Die Leistungen aus der Vorrunde sollten den Fans Mut machen. Auch wenn die DFB-Elf nicht in jedem Match spielerisch glänzte, zeigte sie jedes Mal ihre Klasse - und das stets auf andere Art und Weise:
Gegen Portugal gezaubert
Portugal, unser erster Gegner, galt im Vorfeld der WM als härteste Nuss - vor allem wegen Superstar und Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Doch nach dem WM-Spiel zwischen Deutschland und Portugal durfte man etwas spöttisch fragen: Wer ist schon Cristiano Ronaldo? Der Mann des Spiels war eindeutig Thomas Müller. Der "WM-Bomber" war wieder einmal das Beispiel für gnadenlose Effektivität vor dem gegnerischen Tor.
"Thomas Müller hat in der Spitze mit seinen vielen Wegen, die er gemacht hat, für viel Verwirrung gesorgt, nicht nur mit seinen Toren", lobte Bundestrainer Joachim Löw den Dreifachtorschützen.
Nicht nur der Bayern-Star zauberte gegen die überforderten Portugiesen. Auch Mario Götze, Toni Kroos und mit Abstrichen Mesut Özil wirbelten die gegnerische Defensive durcheinander, spielten Portugal an die Wand. Herrliche Kombinationen, die zu noch herrlicheren Toren führten. Ronaldo fand hingegen gar nicht statt. Das lag nicht nur daran, dass er angeschlagen in die Partie ging. Jerome Boateng und Co. meldeten ihn komplett ab.
Neben dem 5:1-Erfolg der Niederländer über Spanien war der 4:0-Triumph der DFB-Elf über Portugal der beeindruckendste Sieg des ersten Gruppenspieltags. Dieses Match zeigte: Deutschland kann nicht nur jeden Gegner schlagen, sondern an einem guten Tag regelrecht überrollen.
Gegen Ghana gefightet
Irgendwie war es abzusehen: Dem starken Auftritt gegen Portugal folgte eine deutlich schwächere zweite Partie gegen Ghana. Das verflixte zweite Gruppenspiel. Bei diesem hat Deutschland traditionell seine Probleme. Immerhin reichte es gegen Ghana noch zu einem 2:2 - dem eingewechselten Miroslav Klose sei Dank.
Insbesondere die körperlich robuste Spielweise der Afrikaner machte der DFB-Elf zu schaffen. Als aus der 1:0-Führung binnen zwölf Minuten ein 1:2-Rückstand wurde, rutschte so einigen Deutschland-Fans das Herz in die Hose. Doch Löw reagierte goldrichtig und wechselte Klose ein. Der staubte einen Höwedes-Kopfball in bester Torjägermanier zum 2:2-Ausgleich ab.
Auch wenn das zweite Spiel für viele ein Rückschritt war: Aus diesem Match hat Deutschland einige wichtige Lehren ziehen können. Die Mannschaft fiel nach dem plötzlichen Rückstand nicht wie viele andere vermeintlichen Favoritenteams auseinander. Im Gegenteil: Sie biss sich zurück in die Partie. Sinnbildlich dafür: Müllers blutendes Gesicht, als er sich in der letzten Spielminute bei einem Zweikampf mit Ghanas John Boye eine Platzwunde an der rechten Augenbraue zuzog.
"In der zweiten Halbzeit war es ein irrsinniges Tempo, das beide Mannschaften gegangen sind, ein offener Schlagabtausch", analysierte Jogi Löw und ergänzte richtig: "Wir haben eine gute Moral gezeigt, sind bei diesen Temperaturen nach dem Rückstand nochmal zurückgekommen."
In der K.o.-Runde wird das DFB-Team sicher ähnlich schwierige Situationen bewältigen müssen. Dass die Mannschaft diese meistern kann, hat sie gegen Ghana gezeigt. Auch aus dieser Lehre kann sie Mut schöpfen.
Gegen die USA dominiert
Theoretisch hätte Deutschland bei einer Niederlage gegen die USA noch ausscheiden können. Doch während des Spiels wurde deutlich: Diese Gefahr bestand gegen die Elf von Jürgen Klinsmann in keinem Augenblick. Deutschland dominierte das Match. 67 Prozent Ballbesitz, dem Gegner wurde nur eine einzige gefährliche Torchance gewährt. Weiterer Top-Wert: Die deutsche Defensive ließ lediglich fünf Ballkontakte des Gegners im eigenen Strafraum zu.
Jogi Löw sah das ähnlich: "Wir waren insgesamt die klar dominante Mannschaft. Wir haben das Spiel aus einer guten Organisation bestritten und bis auf die letzte Minute keine Torchance zugelassen."
In der Offensive zog die DFB-Elf ein Passspiel auf, das stark an die Spielweise des FC Bayern München erinnerte. Nur die richtige Durchschlagskraft fehlte. Mit einer Ausnahme: das 1:0 durch Thomas Müller in der 55. Minute. Mit diesem Tor war der Gruppensieg besiegelt.
Die deutsche Mannschaft hat gegen die USA gezeigt: Sie kann einen spielerisch limitierten Gegner dominieren und im entscheidenden Moment eiskalt zuschlagen. Diese Qualität könnte im kommenden Achtelfinal-Duell gegen Algerien erneut wichtig werden.
Die DFB-Elf hat die spielerische Klasse und, was bei dieser WM besonders wichtig ist, den Kampfeswillen. Härtere Gegner wie Frankreich, Brasilien und Argentinien können kommen.
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