Es gibt bestimme Menschen, mit denen will man als (sich selbst vielleicht zu ernst nehmender) Fußballfan nicht Fußball schauen. Besonders bei Weltmeisterschaften kriechen sie aus ihren Löchern und gehen uns auf die Nerven. Wer die WM 2014 in Brasilien in aller Ruhe genießen will, sollte sich vor allem von drei äußerst problematischen Fantypen fernhalten.
1. Der Schland-Fan
Wenn Deutschland spielt, ist er da. Der Schland-Fan hat sich bei der Heim-WM 2006 eine Deutschland-Fahne gekauft, weil das ja alle gemacht haben. Dann hat er sich noch eine an sein Auto geklemmt und dann hat er 80 Euro in ein Deutschland-Trikot investiert. Noch heute träumt er vom Sommermärchen, vom Public Viewing in lauen Nächten, den Autocorsos und diesem einen Mädchen mit den Deutschland-Fahnen auf den Wangen (siehe auch: die Fan-Tussi).
Alle zwei Jahre zu den großen Turnieren kramt er seine Utensilien aus der hintersten Ecke des Kleiderschranks und versucht die Erinnerung an jene magischen Nächte wieder aufleben zu lassen. Deshalb findet er sich bereits vier Stunden vor Anpfiff vor einer dieser riesigen Leinwände in irgendeiner deutschen Innenstadt ein und grölt den neuesten WM-Hit eines Ballermann-"Stars" zur Einstimmung. Als Proviant gibt es Bier und Chips in brasilianischer Verpackung. Der Fußball steht dabei dezent im Hintergrund. Tore sind natürlich gut - solange sie für Deutschland fallen - aber für taktische Analysen oder Diskussionen über den Einfluss der abgelaufenen Bundesliga-Saison auf die Mentalität der Spieler ist er nicht zu haben. Wahrscheinlichster Satz: "Häh, ich dachte Boateng spielt bei uns?"
2. Der Tippspielspieler
Der Tippspielspieler weiß alles. Er kennt die Nationalmannschaft von Honduras genau so gut wie die des Iran. Er weiß, welcher Spieler in welcher Liga wie viele Tore geschossen hat, welche Spielerfrauen schwanger sind (besonderer Ansporn), welcher Trainer welche Spielertypen bevorzugt und was welcher Spieler wann gegessen hat. Seit der vergangenen Europameisterschaft arbeitet er auf ein Ziel hin: endlich die Tippspielrunde seines Freundeskreises zu gewinnen. Kann ja nicht sein, dass das zum dritten Mal dem völlig Ahnungslosen gelingt, der sich noch nie für Fußball interessiert hat und nur mitspielt, weil es für ihn weder Aufwand noch Stress bedeutet, alle Spiele mit 2:1 durchzutippen!
Deshalb studiert der Tippspielspieler jede Statistik, jede Verletzungshistorie, jede Tabelle, die er in die Finger bekommt. Dieses Mal muss es klappen. Dieses Mal wird er den Kasten Bier gewinnen. Natürlich schaut er sich jedes Spiel an. Auch wenn um Mitternacht Japan gegen Griechenland spielt und er am nächsten Tag um fünf in der Früh aufstehen muss. Besonders nervig macht ihn, dass er sein gesammeltes Wissen in jeder Sekunde des Spiels mitteilen muss. Wahrscheinlichster Satz: "War mir total klar, dass die Niederlande in der Vorrunde ausscheiden. Nur Käsebrot zum Frühstück, das kann ja nichts werden."
3. Die Fan-Tussi
Irgendwann einmal (wahrscheinlich kurz vor der WM 2006) muss die Fan-Tussi in einer dieser unsäglichen Frauenzeitschriften gelesen haben, dass man beim Public Viewing total leicht "süße Typen" kennenlernen kann. Weil Männer das natürlich total scharf finden, wenn sich eine Frau für Fußball interessiert. Deshalb schmeißt sich die Fan-Tussi vor jedem Deutschland-Spiel in Schale, übermalt ihre drei Schichten Make-Up mit einer Deutschland-Fahne und stürzt sich ins Getümmel, wo sie recht schnell zur Beute des Schland-Fans wird.
Da sich beide Fan-Typen auf einem ähnlichen Fußballwissensniveau bewegen, sind sie das Traumpaar schlechthin. Und der Schland-Fan kann sich endlich schwer expertig vorkommen, wenn er die Frage nach dem Namen des Bundestrainers (hoffentlich) richtig beantwortet. Wahrscheinlichste Satz der Fan-Tussi: "Also dieser Mats Hummels ist schon auch ganz süß."
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.