Die deutsche Nationalmannschaft ist für die Weltmeisterschaft in Brasilien laut eigenem Motto "Bereit wie nie". Das gilt aber offensichtlich nicht nur auf dem Platz, sondern auch für die Selbstdarstellung der Spieler im Netz. Wir haben uns das mal angeschaut.

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Andre Schürrle: Ich! Twitter!! Wirklich!!! Alles!!!!

Guten Morgen! Gut geschlafen! Frühstück! Nutella! Lecker! Ab zum Training! Jogi getunnelt! Jetzt Mittagessen! Spaghetti! Auch lecker! Wieder Training! Anstrengend! Aber Hansi getunnelt! Jetzt Musik zum Relaxen! Check it out! Jetzt Massage! Aua! Jetzt Strand! Just chillin'! Jetzt Abendessen! Kein Nutella! Doof! Jetzt Playstation! Gewonnen! Yeah! Jetzt Holland gegen Costa Rica gucken! Verlängerung! Wieder nicht pünktlich schlafen! Oh je! Elfmeterschießen! Oh Mann! Dieser holländische Torwart! Krass! Jetzt schlafen! Gute Nacht!

So oder so ähnlich sieht ein typischer Tag im Leben des Andre Schürrle aus, der so ziemlich jeden seiner Schritte bei Twitter dokumentiert. Falls ihn seine Freundin Montana Yorke mal sucht, einfach auf dem Profil schauen, bis zum nächsten Lebenszeichen vergehen maximal vier Minuten.

Mesut Özil: digital ist besser

Schaut man sich die Profile von Mesut Özil so an, man könnte meinen, er spiele ein famose WM und habe keinerlei Sorgen. Da wird gegrinst, da werden Fäuste geballt und Daumen gereckt, da wird gebrüllt, da werden Bälle verlost. Man könnte fast zu der Meinung gelangen, man wäre in ein Facebook-Experiment geraten. Alles supertoll und alle superhappy! Also alles in Ordnung - wenn er noch zwei famose Spiele bei der WM abliefert.

Mats Hummels: der Romancier

Passend zu seinem Image als Feingeist der deutschen Nationalmannschaft, postet Mats Hummels doch tatsächlich Beiträge, die aus mehr als einem Satz bestehen und - kaum zu glauben! - auch mal ohne Ausrufezeichen auskommen! Außerdem entschuldigt er sich bei Twitter dafür, dass die Grammatik in seinen Tweets unter der begrenzten Länge von 150 Zeichen leiden könnte. Hoffentlich findet er niemals heraus, dass es nur 140 sind - sonst leidet womöglich noch die Rechtschreibung!

Lukas Podolski: der Mann mit den tausend Daumen

Sieht Lukas Podolski irgendwo eine Kamera, geht sofort der Daumen raus. Oder die Hose runter. Oder die Kanzlerin muss dran glauben. Mit Podolskis Selfie-Sammlung aus Brasilien könnte man schon jetzt ein Panini-Album füllen und hätte sogar noch ein paar Doppelte. Er weiß halt, was seine Fans wollen. Deshalb postet er außer auf Deutsch, Englisch und Polnisch auch auf Portugiesisch und Arabisch. Da ist für jeden was dabei.

Thomas Müller: Grüße an den Zahnarzt

Sollte Thomas Müller wegen der WM und dem ganzen Drumherum einen Zahnarzt-Termin verschwitzt haben - kein Problem, dank expressivem Dauerlächeln auf Twitter und Co. kann der Doc bequem von zu Hause eine Diagnose stellen. Dabei sind die gut gelaunten Bilder natürlich nur der Fotobeweis für Müllers digitalen Gesamtauftritt: unfassbar sympathisch. Der Thomas halt. Der Kumpel, der seine Gedanken mit den Fans teilt. Der nette Typ von nebenan, der nicht cool sein will, sondern lieber seine Frau grüßt. Der Thomas halt.

Miroslav Klose: der Motivator

  • "One Team - One Dream!"
  • "Wir fürchten niemanden, wir geben volle Power!!"
  • "Wir können es schaffen!"
  • "Aber jetzt holen wir uns das "dicke, dicke Ding"!"
  • "KÄMPFEN BIS ZUM SCHLUSS!"

Wer unvorbereitet auf Miroslav Kloses Facebook-Account vorbeischaut, wähnt sich auf der Seite eines Motivationsseminars der Volkshochschule Kaiserslautern. Vielleicht ist es das sogar, denn die Fanpage wird nicht von Klose unterhalten - offizielle Seite: Fehlanzeige. Von Twitter ganz zu schweigen.

Roman Weidenfeller: Ich bin noch nicht zu alt für diesen Scheiß!

Wie man auch im Alter digital mobil bleibt, könnte sich Miro bei Roman Weidenfeller abschauen. Der versorgt seine Fans vorbildlich mit Bildern der Mannschaft und von sich sowie mit Impressionen von den Spielorten. Wie der Papa eben, der schon mal den Dia-Abend plant.

Toni Kroos: der Sportreporter

Wer wissen will, was im Sport gerade so wichtig ist, kann entweder Sky Sport News schauen oder aber Toni Kroos' Social-Media-Aktivitäten verfolgen. Dann weiß man nicht nur, wo sich die deutschen Nationalspieler gerade so rumtreiben, sondern auch, dass Dirk Nowitzki seinen Vertrag in Dallas verlängert hat und wie es in Wimbledon gerade steht. Fehlt eigentlich nur noch, dass er den Wechsel von Toni Kroos zu Real Madrid vermeldet.

Philipp Lahm: Ich hab Wichtigeres zu tun!

Nach einem überzeugenden WM-Auftakt gegen Portugal kann man seine Freude schon mal mit seinen Facebook-Fans teilen. Im Falle von Philipp Lahm war's das dann aber auch schon, den Rest muss man sich denken. Der Rest könnte zum Beispiel sein, dass da jemand keine Lust darauf hat, dass die Diskussion um die unerklärlichen Fehler des Philipp Lahm auch noch auf dem eigenen Profil weitergeht. Es könnte aber auch heißen: Seht her, anstatt irgendwelchen Quatsch zu posten, arbeite ich lieber hart. Vielleicht hat er es aber auch einfach nur vergessen.

Julian Draxler: der Groupie

Gespielt hat er noch keine Minute bei dieser WM, und seine einzige Chance auf einen Einsatz wäre wohl das Trostspiel um Platz 3, das die Nationalmannschaft bei dieser WM aber um jeden Preis umgehen will. Was macht Julian Draxler also außer trainieren? Er posiert mit Menschen, die bekannter sind als er. Das Selfie mit Bundeskanzlerin Angela Merkel darf da natürlich nicht fehlen. Aber auch der einstige Schalker Lincoln muss für ein Bild herhalten. Und schaut man sich Draxlers Einsatzzeiten bei der WM an, müssen eigentlich auch die Bilder mit den anderen Nationalspieler als Groupie-Selfies zählen.

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