Was für ein Drama: Kroatien schlägt Russland erst im Elfmeterschießen und zieht ins erste WM-Halbfinale seit 1998 ein - den Gastgeber schicken die Kroaten ins Tal der Tränen.
Ivan Rakitic hat Russlands Überraschungsparty bei der Fußball-WM beendet und Kroatien erstmals seit 1998 ins Halbfinale gebracht. Dem früheren Schalker gelang im Elfmeterschießen der entscheidende Treffer zum 4:3-Sieg (Die Partie in der Ticker-Nachlese).
Nach 120 Minuten stand es 2:2 (1:1, 1:1). 44 287 Zuschauer im Fischt-Stadion sorgten am Samstagabend für ohrenbetäubenden Lärm, die Sbornaja verpasste aber eine weitere Sensation. Im Achtelfinale hatten sich die Kroaten gegen Dänemark ebenfalls im Elfmeterschießen durchgesetzt.
Mit seinem vierten Turniertreffer hatte Denis Tscheryschew das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow in Führung gebracht (31. Minute).
Kramaric besorgt den Ausgleich
Der Hoffenheimer Bundesliga-Profi Andrej Kramaric (39.) und der frühere Leverkusener Domagoj Vida (111.) trafen für die Kroaten, bevor der gebürtige Brasilianer Mário Fernandes (115.) der Ausgleich für die Gastgeber gelang. Kroatien trifft am Mittwoch im Moskauer Luschniki-Stadion auf England.
Die euphorischen russischen Fans unterstützten ihr Team mit zwei großen Spruchbändern ("Wer, wenn nicht ihr?" und "Wann, wenn nicht jetzt?") und rhythmischem Klatschen nach Art des isländischen "Huh".
Aus dem Häuschen gerieten sie, als Tscheryschew ihr Team in Führung brachte. Nach Doppelpass mit Artjom Dsjuba traf der Offensivspieler vom FC Villarreal aus rund 20 Metern links oben ins Tor des verdutzten kroatischen Schlussmanns Danijel Subasic. Luka Modric von Real Madrid und der ehemalige Leverkusener Domagoj Vida kamen zu spät, um das Gegentor zu verhindern.
Es war ein Tor aus dem Nichts. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Kroaten die Partie geprägt. Auch vom Rückstand ließ sich die Mannschaft von Trainer Zlatko Dalic nicht aus dem Konzept bringen. Nach einer Kombination über die ehemaligen Bundesligaprofis
Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew revanchierte sich daraufhin mit einem anerkennendem Händedruck artig bei Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović, die das rot-weiß karierte Trikot ihres Teams trug. Beim ersten Treffer hatte sie ihm hochachtungsvoll über den zwischen ihnen auf der Ehrentribüne platzierten FIFA-Präsidenten Gianni Infantino hinweg gratuliert.
Die Begegnung lebte weitgehend von der Spannung. Beide Mannschaften kamen lange Zeit kaum in den Spielrhythmus und verloren meist früh den Ball. Strafraumszenen waren über weite Strecken der Begegnung selten.
Kroatische Klasse blitzt nur selten auf
Und die individuelle Klasse des kroatischen Teams um den mit großem Selbstvertrauen ausgestatteten Frankfurter Pokalhelden
Trainer Dalic erhöhte den Druck auf die arg passiven Russen. In Rebic, Kramaric und Mandzukic schickte er drei Akteure in die vorderste Reihe.
Doch es blieb zäh gegen die robusten Gastgeber, die mit ihrer Defensive im Achtelfinale schon die Spanier zur Verzweiflung getrieben und ins Elfmeterschießen gezwungen hatten. Für Russland boten sich Dsjuba und dem eingewechselten Alexander Jerochin mittelprächtige Kopfballchancen.
Verschleißerscheinungen machten sich am Ende einer intensiven Partie breit, als Vida nach einem Eckstoß das 2:1 köpfte. Der 29-jährige von Besiktas Istanbul war der achte Torschütze der Kroaten im Turnier. Es war der erste Treffer in der Verlängerung bei dieser WM. Der angeschlagene kroatische Torwart Subasic parierte noch einen strammen Schuss von Daler Kusjajew, beim Kopfball von Mario Fernandes (115.) aber war er machtlos. (ms/dpa)
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